(Zuerst erschienen auf Inside Paradeplatz vom 16.10.2019)
Neulich bin ich in "Parkinson's Law" auf das achte Kapitel "Injelititis or palsied Paralysis" gestossen, welches beschreibt, wie Inkompetenz in Kombination mit Neid Firmen ruiniert. Wie war das doch - Inkompetenz und Neid - hörte man davon nicht bei den Vorgängen um die Crédit Suisse? Verwundert fragt man sich, was Parkinson allenfalls zum Verständnis beitragen könne.
Neulich bin ich in "Parkinson's Law" auf das achte Kapitel "Injelititis or palsied Paralysis" gestossen, welches beschreibt, wie Inkompetenz in Kombination mit Neid Firmen ruiniert. Wie war das doch - Inkompetenz und Neid - hörte man davon nicht bei den Vorgängen um die Crédit Suisse? Verwundert fragt man sich, was Parkinson allenfalls zum Verständnis beitragen könne.
C.Northcote Parkinson's (1909-1993) Grab in Canterbury Bild: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58119542 |
In gewissen Organisationen, wo nichts
mehr funktioniere handle es sich nach Parkinson keineswegs um ein Versagen,
sondern um einen absichtlich herbeigeführten Zustand, der in Analogie mit den
Stadien der Syphilis folgendermassen entstehe:
Das Primärstadium beginne, wenn in
einer Organisation ein Individuum auftauche, das einen hohen Grad von
Inkompetenz (Incompetence=I) mit einem hohen Grad von Neid (Jealousy=J)
vereinige. Inkompetenz und Neid seien bei jedem vorhanden und für sich allein
harmlos. Aber eine hohe kombinierte Konzentration von I3J5 führe zu einem
chemischen Produkt, das den Effekt habe, dass ein Individuum nichts nützliches
mehr leiste sondern versuche, andere Abteilungen zu behindern und die Kontrolle
über den ganzen Laden zu erlangen. Dieses Anfangsstadium könne entfallen, wenn
das Individuum ganz oben einsteige (was ja vorkommt).
Einmal oben versuche das Individuum im
Sekundärstadium, alle fähigeren Mitarbeiter zu entfernen und Einstellung oder
Beförderung von fähigen Leuten zu blockieren. Das verbreite sich wie eine
Infektion: Wenn der Chef zweitklassig sei, werde die zweite Führungsebene
drittklassig, weiter unten viertklassig und so fort. Beförderungskriterium sei
die Stupidität, gewisse Leute würden deshalb so tun, als ob sie noch hirnloser
wären als sie tatsächlich seien.
Im Tertiärstadium enthalte die
Organisation keinen Funken von Intelligenz mehr, sie sei praktisch tot -
entsprechend der Verblödung bei tertiärer Syphilis mit progressiver Paralyse.
Die Organisation könne in diesem Koma Jahrzehnte überdauern oder sich auflösen.
Extrem selten seien Spontanerholungen, nämlich dann, wenn Vorgesetzte zu dumm
seien, um einen fähigen Mitarbeiter zu erkennen und versäumten, ihn rechtzeitig
zu blockieren.
Parkinson nennt diese
Infektionskrankheit "Injelititis" (abgeleitet von In-competence und
Je-alousy). Neben Hinweisen zur Diagnostik gibt Parkinson solche zur
Therapie: Im nicht zu fortgeschrittenen Sekundärstadium genüge manchmal, aber
nicht immer, ein chirurgischer Eingriff. Das Tertiärstadium sei im Grunde
unheilbar, es bleibe nur der Neustart, neuer Name, neuer Ort, neue Crew.
Infiziertes Personal müsse mit hervorragenden Arbeitszeugnissen versehen und an
die gefährlichste Konkurrenz wegempfohlen, sowie alle Geräte und Dokumente
entsorgt werden. Die Gebäude seien hoch zu versichern und dann anzuzünden: Erst
wenn nur noch eine geschwärzte Ruine zurückbleibe sei man sicher, dass die
Erreger der Infektion abgetötet seien.
Es lohnt, die beissenden Bemerkungen zu
Diagnostik und Therapie im Original zu lesen. Und nein, Parkinson kann nicht
von der heutigen Crédit Suisse gesprochen haben, das Büchlein ist über sechzig
Jahre alt. Klagen wegen übler Nachrede sind aussichtslos, weil alle Ähnlichkeiten nicht
beabsichtigt und rein zufällig sein müssen…
Literatur: C.Northcote Parkinson: Parkinson’s Law or the
Pursuit of Progress (1957). Der ganze Text
findet sich online hier: