Ich hatte heute die erste Impfung (Pfizer). Einiges ist klar:


Die zweite Welle der Covid-Epidemie ist da. Neuinfektionen und Todeszahlen halten sich auf hohem Niveau, und es droht Verschlimmerung durch die neue hochinfektiöse Mutante.


Und der neue Lockdown verursacht erneut psychische, erzieherische und schwere wirtschaftliche Schäden. In den letzten hundert Jahren hat unser Land nur in Kriegszeiten solche Beeinträchtigungen erlebt.


Daraus folgt, dass der Kampf gegen Covid geführt werden muss wie ein Krieg. Im Krieg kann man nicht warten, bis man einen vollständigen Überblick hat.


Im Krieg trifft man möglichst rasch die wirksamsten Massnahmen aufgrund der aktuellen Informationen und der wahrscheinlichen Entwicklung. Wer wartet, bis alles klar ist wird immer verlieren.


An Massnahmen haben wir – wie gehabt – den Lockdown und neu die Impfungen. Wie können Impfungen am wirksamsten eingesetzt werden?


Mit circa 50 Prozent Impfskeptikern und Verweigerern wird Impfen nie eine Herdenimmunität erzeugen, höchstens dazu beitragen.


Die neuen mRNA-Impfstoffe (Pfizer, Moderna) übertrafen alle Erwartungen mit rund 95 Prozent Schutzwirkung nach der zweiten Impfung.


Schon die erste Impfung allein schützt, das kann man an der Reduktion der neuen Covid-Fälle zwischen der ersten und zweiten Impfung ausrechnen.


Die erste Impfung wirkt erst ab der dritten Woche. Man muss also die Reduktion der Covid-Fälle in der dritten und vierten Woche nach Erstimpfung ansehen. Diese beträgt für die in der Schweiz zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Pfizer und Moderna je um die 90 Prozent.


Wenn wir möglichst rasch aus der Notsituation herauskommen wollen, müssen wir mit den begrenzten Kapazitäten an Impfstoff und Infrastruktur möglichst viele Gefährdete schützen.


100’000 Impfdosen schützen bei Zweimalimpfung 47’500 Personen. Bei Einmalimpfung schützen dieselben 100’000 Impfdosen 90’000 Personen, sprich fast eine Verdoppelung.


Unbekannt ist, wie lang der Impfschutz nach Einmalimpfung anhält. Nachdem er aber in den Wochen 3 bis 5 nach der Erstimpfung sehr gut ist, wird er wohl nicht wie durch Zauberschlag verschwinden, das würde allen Impferfahrungen widersprechen.


Zudem würde man es an (wohl milden) Neuinfektionen bei Geimpften bald bemerken und könnte die Strategie nötigenfalls korrigieren.


Unter dieser Bedingung könnte man die Zweitimpfung anstatt nach einem Monat nach drei Monaten machen und dadurch die Impfkapazität in der entscheidenden Anfangsphase fast verdoppeln. Dazu hat sich das Britische Joint Committee on Vaccination and Immunisation entschlossen. Eigentlich logisch.


Und die Schweiz? Der Präsident der Eidgenössischen Impfkommission Professor Berger teilt dem Blick mit, dass dadurch „Impflücken“ entstehen könnten: „Das Risiko, dass ein Geimpfter plötzlich keinen Schutz mehr hat, können wir nicht eingehen.“ Er wisse, dass Forscher auf Erfahrungen mit anderen Impfungen verweisen: „Aber wir wissen es bei der Corona-Impfung noch nicht.“


Um Gottes willen: Wegen der hypothetischen Gefahr, dass einmal Geimpfte (mild) erkranken (was man übrigens sofort herausfinden würde), verzichtet der Impfpapst der Nation auf eine Verdoppelung der Impfzahlen, was viel mehr Menschen schützen würde.


Man ist hellhörig bei Professor Berger, seit er noch am 11. November 2020 der NZZ am Sonntag mitteilte, dass man in der Schweiz erst im Sommer 2021 mit Impfen beginnen könne. Deswegen waren die meisten Kantone nicht vorbereitet, als die Impfstoffe rascher zugelassen wurden, der Kanton Bern zum Beispiel begann mit einem Monat Verzögerung mit Impfen. 


Sieht da einer den Puck nicht?


Es gab einmal den infanteristischen Grundsatz: „Wirkung kommt vor Deckung.“ Wenn Deckung vor Wirkung kommt, verliert man den Krieg. Es stellt sich die Frage, ob Professor Berger realisiert, dass wir in einem Krieg stehen, und vor allem, ob er der geeignete General sei.


Literatur: 

Stellungnahme des Britischen Joint Committee on Vaccination and Immunisation


Weitere Beiträge zu COVID