Weichmacher aus dem Plastik machen Spermienschwund durch eine Art milde, in der Schwangerschaft wirkende chemische Kastration.
DerAHV gehen die Spermien aus. Jedes Jahr 2 Prozent weniger und bis ins Jahr 2045 werden wir in Reproduktionsprobleme laufen. Das kann man gut
finden oder nicht. Beidemale interessieren die Ursachen:
Der
Rückgang begann schon 1950, vor den Handys und vor den mRNA-Impfstoffen. Und es gibt ihn auch ohne die
nachgewiesenen Lifestyle-Faktoren wie Übergewicht, Trainingsmangel, Nikotin,
Marihuana, Alkoholexzesse, Süssgetränke und Stress.
Ausserdem
passiert es schon im Mutterleib.
Hier kommen die Weichmacher aus dem Plastik ins Spiel, die Phtalate: In fast jedem Plastik vorhanden sind sie schlecht abbaubar und langlebig («forever chemicals») und gehen überall hin, auch in uns und in den Urin. Phtalate haben eine ähnliche Struktur wie gewisse Hormone und damit verwirren sie unsere hormonelle Signalübertragung: Man nennt sie "endokrine Disruptoren".
Strukturformel des Testosterons |
Phtalate reduzieren die Testosteronwirkung und bei Einwirkung in der Schwangerschaft beim Tier machen sie Missbildungen der männlichen Geschlechtsteile, das sogenannte "Phtalatsyndrom".
Beim Tier ist das messbar am Abstand zwischen After und Geschlechtsteil. Mehr Testosteron macht mehr Abstand, er ist ab Geburt bei Männchen grösser als bei Weibchen. Wenn Phtalate die Testosteronwirkung reduzieren, so reduzieren sie diesen Abstand.
Am
Menschen fand Frau Prof. Shanna Swan in New York dasselbe: Phtalate in der
Schwangerschaft verkleinern die anogenitale Distanz des männlichen Nachwuchses
und stören die Entwicklung der Hoden. Die kleinere Distanz wird ins
Erwachsenenalter mitgenommen und geht u.a. mit verminderter Spermienzahl,
vermindertem Testosteron und verminderte Fruchtbarkeit einher.
Damit
haben wir das Phtalatsyndrom beim Menschen, verursacht durch eine Art milde,
vorgeburtliche chemische Kastration im Mutterleib. Das ungeborene Kind ist sehr
empfindlich. Dem erwachsenen Mann machen Phtalate weniger.
Phtalate
gehen auch in die Muttermilch und in den USA haben schon ein Viertel aller
Frauen eine riskante Phtalatkonzentration im Blut. Aber selbst eingehaltene Grenzwerte trügen, denn verschiedene dieser Stoffe - jeder in behördlich
"sicherer" Dosierung, aber zusammen gegeben - wirken trotzdem
schädlich. Und als weitere Gemeinheit: Bei Gabe über mehrere Generationen
verstärkt sich die Wirkung.
Weltweit
beobachtet man nicht nur einen Spermienrückgang, sondern auch eine Zunahme von
Missbildungen der männlichen Geschlechtsteile, von im Bauchraum verbliebenen
Hoden und von Hodenkrebs. Und immer stehen endokrine Disruptoren im Verdacht.
Nicht nur Phtalate, auch Bisphenole und gewisse Unkraut- und
Insektenvertilgungsmittel.
Frauen sind nicht ausgenommen, sondern wie immer mitgemeint: Ihnen machen endokrine Disruptoren eine verfrühte Pubertät, verminderte
Libido, Fehl- und Frühgeburten, beschädigte Kinder oder Unfruchtbarkeit,
polycystische Ovarien, sowie vorzeitige Menopause. Vielleicht sogar
Endometriose und Brustkrebs.
Vernebelt
wird die Orientierung durch die Vielzahl der angeschuldigten Stoffe, durch die
unklare Deklaration und vor allem weil man keine beweisenden Versuche an
Menschen machen kann. Somit ist man auf Indizien und auf Parallelen aus
dem Tierversuch angewiesen.
Aber
die Indizienkette ist
mittlerweile so suggestiv, dass sich die Frage
stellt, wie man den endokrinen Disruptoren entgehen könnte.
Und
weil Hormone auch auf das Verhalten wirken, fragt sich weiter, was diese
Hormonmanipulation mit unserem Verhalten und Bewusstsein anstellt.
Oder
gehen solche Fragen wirklich zu weit? Was meint die geneigte Leserschaft?
N.B.
Das Buch von Prof. S.Swan "Count Down", Scribner 2021 ist in
Deutscher Übersetzung als e-book erhältlich für Fr. 3.40: 'Count
down - Was uns immer unfruchtbarer macht' von 'Shanna H. Swan' - eBook
(orellfuessli.ch)
Es gab nach der ersten Veröffentlichung Shanna Swans zum Thema eine Diskussion, ob ihre Ergebnisse stimmen würden. Ein Vergleich zu einer anderen Spezies kann hier helfen: https://www.spektrum.de/news/spermienqualitaet-bei-hunden-sinkt/1419367
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LöschenLukas Fierz 23. Mai 2024 um 22:29
Die erste Arbeit über Spermienrückgang 1992 war nicht von Swan, sondern sie kam aus Dänemark und Swan glaubte sie zunächst nicht. Inzwischen ist der Befund weltweit bestätigt. Wir bekommen die Phtalate vor allem aus in Plastik verpackten Lebensmitteln und aus Kosmetika (Crèmen), Risiken, denen Hunde wohl weniger ausgesetzt sind. LF