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Mittwoch, 24. April 2019

Unbestechliche Temperaturen

In der Klimadiskussion wird allzu oft über Interpretationen und Personen diskutiert, gegen die dann allerlei Verdächtigungen und Angriffe geäussert werden, grotesk z.B. Köppels Angriff gegen Prof.Knutti von der ETH

Besser würde man sich an die gemessenen Rohdaten halten, die so unbestechlich sind wie eine Fiebermessung.  Temperatur kann man schliesslich seit dem 17. Jahrhundert (Galilei) messen, und zuverlässig vergleichbare Temperaturmessungen gibt es seit dem 18. Jahrhundert. 

In der Schweiz werden an verschiedenen Messtationen seit ca. 1860 kontinuierlich die Temperaturen gemessen. Die gemittelten Messungen dieser Stationen zeigt diese Tabelle:

Von 1865-1920 sieht man von Auge keine wesentliche Tendenz. 1920-1980 scheint es zwar durchschnittlich wärmer als in der Vorperiode, aber innerhalb dieses Zeitraums ist kein deutlicher Anstieg festzustellen. Ab 1960 gesehen zeigt sich allerdings ein brutaler und anhaltender Anstieg.   

Ähnliche Kurven gibt es für die ganze Welt, dann ist aber oft auch Meer dabei. Die Lufttemperatur über den Meeren steigt weniger rasch, weil das Meer mehr Wärme aufnehmen kann. Für uns Landwesen ist die Temperatur über dem Meer oder die über Land und Meer gemittelte Temperatur weniger interessant, denn für uns zählt die Lufttemperatur über dem Land, welche in der untenstehenden Kurve rot eingezeichnet ist: 


Man sieht, dass die mittlere globale Landtemperatur (rot) in den letzten 50 Jahren um 1,5 Grad angestiegen ist, macht 0,3 Grad pro Jahrzehnt.  

Neuerdings hat man auch Sonden, welche die Meerestemperatur bis in die Tiefe messen. Aus ihnen sieht man, dass der totale Energiegehalt in Luft und Ozean dauernd steigt, selbst wenn Einzelmessungen Dellen aufweisen.

Das sind alles keine Theorien, sondern einfache Temperaturmessungen. 


Jede Bank, jedes Unternehmen, jede Versicherung oder Pensionskasse, jeder Staat versucht, festgestellte Trends in die Zukunft fortzusetzen und daraus zukünftige Entwicklungen abzulesen. Das ist das allernormalste der Welt. 

Wenn wir die globale Landtemperatur linear in die Zukunft extrapolieren, so würde sie von 1970 - 2070 um 3 Grad steigen, wenigstens, solange nicht zusätzliche positive Verstärkungsmechanismen einsetzen: Von diesen gibt es allerdings mindestens zwei gesicherte: Erstens das Abschmelzen des Eises, welches die Wärmereflektion des Globus vermindert und zweitens die zu erwartende Freisetzung des Treibhausgases Methan aus dem Permafrost. Die gemessenen Methankonzentrationen steigen seit vier Jahren auffällig. Beide Selbstverstärkungsmechanismen greifen also schon. Kommt dazu der neuerdings grosse CO2-Ausstoss der dritten Welt. Somit ist eine lineare Extrapolation noch zu optimistisch. 

Man kann diese handgestrickte Schätzung natürlich mit Computermodellen verfeinern. Dabei zeigen diese Computermodelle nur, was man sich schon an den Fingern abzählen kann, einfach verfeinert für verschiedene Annahmen: Die obere rote Kurve zeigt den globalen (über Land und Meer gemittelten) Temperaturanstieg wenn wir mit Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum weitermachen wie bisher. Damit wird die globale Erwärmung bis ins Jahr 2080-2100 3-6 Grad erreichen, über dem Land mehr.

Die untere blaue Kurve zeigt den Verlauf, wenn wir die CO2-Konzentration mit extremstem Klimaschutz bis 2100 auf den heutigen Zustand zurückbringen würden. Das ist
  unrealistisch,  aber auch damit würde die Temperatur noch bis 2050 ansteigen. Rechts in hellrosa das Zielband, das wir mit den bisher getroffenen Massnahmen erreichen können, in hellblau was bestenfalls erreichbar wäre, wenn man entschlossen handeln würde. Die Temperaturen in der Grafik sind wieder über Land und Meer gemittelt. An Land würde es in jedem Fall wärmer. 

Regional und nach Meer/Land modelliert sähe es so aus: Oberste Zeile wiederum mit Zurückbringen der CO2-Konzentration auf den Stand von heute. Unterste Zeile Wachstum wie bisher. Zweite Zeile entschlossenes Handeln, dritte Zeile Verlauf beim heutigen Massnahmenstand.


Deutlich ist, dass die relative Erwärmung an Land deutlich stärker werden soll, als über dem Meer, am stärksten im hohen Norden.

Die Schweiz wird es, ähnlich wie in der Arktis, auch schneller aufheizen als Orte, die keinen Schnee hatten: Wenn es weniger Schnee und Eis hat so gibts weniger Reflexion von Sonnenstrahlung, darum erwärmen sich diese Gebiete besonders stark.