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Donnerstag, 23. Mai 2024

Spermienschwund: Weichmacher kastrieren im Mutterleib

Weichmacher aus dem Plastik machen Spermienschwund durch eine Art milde, in der Schwangerschaft wirkende chemische Kastration.  

DerAHV gehen die Spermien aus. Jedes Jahr 2 Prozent weniger und bis ins Jahr 2045 werden wir in Reproduktionsprobleme laufen. Das kann man gut finden oder nicht. Beidemale interessieren die Ursachen:  

Der Rückgang begann schon 1950, vor den Handys und vor den mRNA-Impfstoffen. Und es gibt ihn auch ohne die nachgewiesenen Lifestyle-Faktoren wie Übergewicht, Trainingsmangel, Nikotin, Marihuana, Alkoholexzesse, Süssgetränke und Stress. 

Ausserdem passiert es schon im Mutterleib. 

Hier kommen die Weichmacher aus dem Plastik ins Spiel, die Phtalate: In fast jedem Plastik vorhanden sind sie schlecht abbaubar und langlebig («forever chemicals») und gehen überall hin, auch in uns und in den Urin. Phtalate haben eine ähnliche Struktur wie gewisse Hormone und damit verwirren sie unsere hormonelle Signalübertragung: Man nennt sie "endokrine Disruptoren". 


Strukturformel des Testosterons

Phtalate reduzieren die Testosteronwirkung und bei Einwirkung in der Schwangerschaft  beim Tier machen sie Missbildungen der männlichen Geschlechtsteile, das sogenannte "Phtalatsyndrom". 

Beim Tier ist das messbar am Abstand zwischen After und Geschlechtsteil. Mehr Testosteron macht mehr Abstand, er ist ab Geburt bei Männchen grösser als bei Weibchen. Wenn Phtalate die Testosteronwirkung reduzieren, so reduzieren sie diesen Abstand.

Am Menschen fand Frau Prof. Shanna Swan in New York dasselbe: Phtalate in der Schwangerschaft verkleinern die anogenitale Distanz des männlichen Nachwuchses und stören die Entwicklung der Hoden. Die kleinere Distanz wird ins Erwachsenenalter mitgenommen und geht u.a. mit verminderter Spermienzahl, vermindertem Testosteron und verminderte Fruchtbarkeit einher. 

Damit haben wir das Phtalatsyndrom beim Menschen, verursacht durch eine Art milde, vorgeburtliche chemische Kastration im Mutterleib. Das ungeborene Kind ist sehr empfindlich. Dem erwachsenen Mann machen Phtalate weniger.  

Phtalate gehen auch in die Muttermilch und in den USA haben schon ein Viertel aller Frauen eine riskante Phtalatkonzentration im Blut. Aber selbst eingehaltene Grenzwerte trügen, denn verschiedene dieser Stoffe - jeder in behördlich "sicherer" Dosierung, aber zusammen gegeben - wirken trotzdem schädlich. Und als weitere Gemeinheit: Bei Gabe über mehrere Generationen verstärkt sich die Wirkung. 

Weltweit beobachtet man nicht nur einen Spermienrückgang, sondern auch eine Zunahme von Missbildungen der männlichen Geschlechtsteile, von im Bauchraum verbliebenen Hoden und von Hodenkrebs. Und immer stehen endokrine Disruptoren im Verdacht. Nicht nur Phtalate, auch Bisphenole und gewisse Unkraut- und Insektenvertilgungsmittel. 

Frauen sind nicht ausgenommen, sondern wie immer mitgemeint: Ihnen machen endokrine Disruptoren eine verfrühte Pubertät, verminderte Libido, Fehl- und Frühgeburten, beschädigte Kinder oder Unfruchtbarkeit, polycystische Ovarien, sowie vorzeitige Menopause. Vielleicht sogar Endometriose und Brustkrebs. 

Vernebelt wird die Orientierung durch die Vielzahl der angeschuldigten Stoffe, durch die unklare Deklaration und vor allem weil man keine beweisenden Versuche an Menschen machen kann. Somit ist man auf Indizien und auf Parallelen aus dem Tierversuch angewiesen.  

Aber die Indizienkette ist mittlerweile so suggestiv, dass sich die Frage stellt, wie man den endokrinen Disruptoren entgehen könnte. 

Und weil Hormone auch auf das Verhalten wirken, fragt sich weiter, was diese Hormonmanipulation mit unserem Verhalten und Bewusstsein anstellt. 

Oder gehen solche Fragen wirklich zu weit? Was meint die geneigte Leserschaft?

N.B. Das Buch von Prof. S.Swan "Count Down", Scribner 2021 ist in Deutscher Übersetzung als e-book erhältlich für Fr. 3.40: 'Count down - Was uns immer unfruchtbarer macht' von 'Shanna H. Swan' - eBook (orellfuessli.ch)