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Freitag, 5. Juli 2019

Klimaerwärmung-Wassermangel-Artensterben: Ursache

Bilanz des weltberühmten Biologen E.O.Wilson

(Bericht und Interview von Marian Starkey in Population Connection Magazine Juni 2019, gekürzt)

Ich verbrachte eine schlaflose Nacht damit, auf das Interview mit ihm zu warten, Prof.Edward Osborne Wilson,  40 Jahre lang Professor an der Harvard Universität, Träger von über hundert Preisen, Autor von 35 Büchern und über 400 wissenschaftlichen Artikeln, weltweit führende Autorität der Ameisenforschung und Denker über Biologie, Evolution und Gesellschaft.

Meine Einschüchterung war unbegründet, er begrüsste mich mit einem warmen Lächeln. Wilson war gerade 90 geworden und versucht zur Zeit, sich an einen Stock zu gewöhnen, den er aber gar nicht nötig zu haben scheint. Er ist witzig, gut gepflegt und aktiver als viele andere Leute, die gerade das College abgeschlossen haben. Er braucht ein iPhone und zum Mittagessen hatte er Avocado-Toast gegessen. Abgesehen von äusseren Alterserscheinungen könnte er auch 30 Jahre alt sein. Im Grunde ist er ein «Millenial», der in den Körper eines Neunzigjährigen geraten ist.  Wilson ist mein neues Vorbild für das Pensionsalter.

Wilson, so bescheiden er auftrat, hatte viel über den Druck der Menschen auf die Umwelt zu sagen und darüber, wie wir versuchen sollten, aus dem Chaos herauszukommen, das wir angestellt hatten:

«Ich denke, das Epizentrum all unserer Umweltprobleme ist das außer Kontrolle geratene Bevölkerungswachstum. Ich weiss, besonders im Buch «Die Hälfte der  Erde», war ich optimistisch, dass sich das Übervölkerungsproblem von allein löse. Aber das Problem bleibt, es kommt von zuvielen Kindern, vom Verlangen zuvieler Leute in zuvielen Ländern nach höherem Lebensstandard. Und deshalb kann die Welt nicht in den Zustand kommen, in den sie kommen sollte.»

Er entschuldigte sich, dass er wie ein Harvard-Professor in der Vorlesung rede, um dann die aktuell kritischen Umweltprobleme zu identifizieren. Aber vorher müsse er wiederholen, dass das Bevölkerungswachstum der zentrale und wichtigste Treiber der Umweltprobleme sei, unter denen es  drei Hauptkrisen gebe: Die Klimaerwärmung, den Wassermangel und das Artensterben.     

«Alle drei Krisen haben als Hauptursache die menschliche Übervermehrung. Neben der Klimaerwärmung droht der Mangel an Frischwasser:  Etwa 4% des Wassers in der Welt sind  in Seen und Flüssen. Dieses Wasser geht rasch zur Neige, und das ist in einigen Teilen der Welt eine Hauptursache für Migration. Die dritte Krise ist das Massensterben von Arten. Wir wissen nicht genau, wie sich Ökosysteme bilden, was sie stabil macht oder wie sie sich anpassen. Wir können nicht voraussagen, was passiert, wenn eine unscheinbare kleine Tierart herausgenommen wird. Man kann das nicht einmal erraten.»

Wilson glaubt, dass die Erforschung von Ökosystemen das "nächste große Ding in der Biologie" sind, sie sind jetzt sein Forschungsschwerpunkt. Zu seinen Stärken gehört es, Wissenschaft für Laien zugänglich zu machen. Und das sei nötig, denn ohne weitverbreitete Besorgnis über die Umweltkrise werde kein politischer Wille zur Lösung entstehen.

«Wir brauchen einen Begriff, der die baldige grosse Wirkung ausdrückt: Ich nenne es den Zusammenbruch des Ökosystems. Das können die Leute verstehen. Dies bedeutet den Zusammenbruch von Arten, die für den Erhalt von natürlichen Ökosystemen und oft auch für die menschliche Existenz unerlässlich sind, z. B. für die Wasserscheidenwälder oder für fruchtbares Ackerland. Wir möchten die Menschen dazu bringen, über Dinge zu sprechen, die sie selber verstehen und die sie selbst als potenziell zerstörerisch ansehen können. Die Menschen machen sich keine Sorgen, solang sie glauben, dass die Menschheit das Recht hat, die natürliche Welt zu kontrollieren und dass diese Kontrolle unseren Wohlstand und unsere Sicherheit befördert. Aber das Gegenteil ist der Fall.  Und das sollte selbst Menschen beunruhigen, die sonst nur über ihr Privatleben nachdenken und über die persönlichen Möglichkeiten, die sie haben oder nicht haben.»

Wilson glaubt, dass die Stärkung der Stellung der Frau zur Lösung des Bevölkerungsproblems beitragen kann.

«Sobald Frauen irgendwie eine Unabhängigkeit erlangen, neigen sie dazu, die Anzahl ihrer Kinder zu verringern. Das ist  psychologisch und kommt auch aus der Erkenntnis, dass sie und ihre Familie so ein besseres Leben haben werden. Man kann sich fragen - sollen Nationen eine Bevölkerungspolitik haben? Sollen Religionen eine Bevölkerungspolitik haben? Aber es scheint mir, dass man sich am Rand faschistischer Ideen bewegt,  wenn man den Menschen sagt, wie viele Kinder sie haben dürfen. Das würde die gesamte Natur der Gesellschaft verändern.

(Übersetzung: Lukas Fierz)