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Donnerstag, 3. August 2023

NZZ findet Klima-Lehrmittel "tendenziös"

Die Deutsche Journalistin Pauline Voss (Pauline Voss (ine.) | NZZ) ereifert sich gegen die in Schweizer Schulen eingesetzten Klima-Lehrmittel weil sie angeblich "tendenziös" seien: Klimawandel im Unterricht: Schweizer Lehrmittel sind tendenziös (nzz.ch)

Pauline Voss, NZZ-Redaktorin  (Schwerpunkt Klimapolitik)
Pauline Voss (NZZ-Redaktion, Schwerpunkt Klimapolitik)

Sie schreibt: Auffällig sei der tendenziöse Einschlag vieler Materialien. So wende sich das Buch «In Zukunft hitzefrei?», das bereits für Drittklässler empfohlen werde, an die «letzte Generation, die den Klimawandel noch aufhalten kann», und warne, bald gebe es «keinen Weg zurück» mehr – eine Tonalität, die an die Klimakleber der sogenannten Letzten Generation und ihr Schweizer Pendant Renovate Switzerland erinnere.

Aber: Prof.Schellnhuber, der Klima-Experte des Papstes und von Frau Merkel und einer der Erfinder des 1,5 Gradziels hat mir schon 2017 gesagt, dass er keinen Weg aus der Klimakrise sehe. Er teilt diese Ansicht mit anderen Klimaforschern. Entsprechend ist die Formulierung «letzte Generation, die den Klimawandel noch aufhalten kann» mehr frommer Wunsch als Feststellung und man kann sie als tendenziöse Verharmlosung deuten. Die Jugend glaubt Verharmlosungen sowieso nicht mehr, ganz ohne Indoktrination. 

Die Journalistin bemängelt auch das Lehrheft zum Klima "Changemaker - Zeit dass sich was dreht", denn einige der wissenschaftlichen Erklärungen seien grob falsch. Es werde etwa behauptet, mit «Kipppunkt» werde ein einzelner Punkt bezeichnet, ab dem die Erderwärmung unumkehrbar sei. Ich weiss jetzt nicht, was an dieser Formulierung falsch sein sollte. Später im Text wird auch von Kippunkten in der Mehrzahl gesprochen. Wie dem auch sei, wissen wir nicht, wann welcher der möglichen  Kippunkte der kritische sein wird, es wird aber notwendigerweise ein einzelner sein. Er kann auch schon eingetreten sein. So falsch ist also diese Formulierung nicht und grob falsch schon gar nicht. 

Auch die Entstehung der Wärmestrahlung der Erde werde falsch erklärt. Ich hab das angesehen, so falsch schien mir das auch nicht, halt etwas vereinfacht für Kinder, die nichts von Physik verstehen. Immerhin wird ein Experiment zum Treibhauseffekt angeregt, bei dem man selber feststellen kann, was Sache ist. Wie immer bei Kritik würde es dem Kritiker wohl anstehen, wenn er angeben würde, was ihm genau nicht passt, und wie es besser oder richtig wäre. Das wird unterlassen. 

Und dann werden einige Spiele der Website "Endlich Wachstum", welche die Problematik des Wachstums ins Bewusstsein bringen wollen als «wirtschaftsfeindlich» qualifiziert. Um Gottes Willen: Ist es dieser NZZ-Autorin nicht klar, dass sie in ein Aquarium nicht jede Woche mehr und grössere Fische platzieren kann? Hat sie den Bericht des Club of Rome nicht gelesen? Sieht sie nicht, dass die Wirtschaft nur überleben wird, wenn es gelingt, diesen Planeten zu stabilisieren, und dass das mit Wachstum nicht mehr geht? Die intelligenteren Wirtschaftsführer haben das längst begriffen. Wird in der NZZ nur für  die dümmeren und für die AfD geschrieben?

 


Freitag, 13. März 2020

Wissenschaftszensur bei der NZZ

Die Neue Zürcher Zeitung führt bekanntlich im Feuilleton eine peinliche Kampagne gegen die Klimawissenschaft mit inzwischen mindestens 22 Beiträgen von Nichtfachleuten, aber dort sind  Literaten unter sich, und so gilt: "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun".

Neulich schrieb in der NZZ ein Kenner, nämlich Dr. Walter Hehl, ehemaliger Leiter des Kundencenters beim legendären IBM-Forschungslabor Rüschlikon, welches zwei Nobelpreise gewonnen hat. Dieser Mann mit grosser Erfahrung in  angewandter Technologie erwähnt unter dem Titel "Klimawandel - die Natur spielt mit" die fatalen Selbstverstärkungsmechanismen der Erwärmung, welche in den Voraussagen des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) ignoriert werden z.B:
  • Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  • Wolken, Eis und Schnee schwinden, dadurch steigt die Wärmeabsorption der Erde.
  • CO2-absorbierende Wälder und Savannen werden durch Wüsten ersetzt. 
  • U.s.w.
Hehl folgert, dass Klimapessimisten wie Jonathan Franzen nicht lächerlich seien, und dass "ein wenig Verzicht in den nächsten fünfzig Jahren" uns nicht retten werde. 


Waldbrand in Australien

Erfreut gratulierte und dankte ich dem Autor in einem kurzen mail mit der Hoffnung, dass auch die NZZ sich jetzt endlich einer faktenbasierten Diskussion stellen werde. Postwendend kam Antwort, dass in der darauffolgenden Woche noch ein zweiter Artikel über die Problematik von technologischen Massnahmen wie Carbon Capture geplant sei.

Verfrühte Freude. Wenige Tage später kam noch ein mail: Den zweiten Artikel werde die NZZ nicht drucken, er sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt. Auch der erste Artikel sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt worden. Nur wegen einer redaktionsinternen  Kommunikationspanne sei er erschienen: Hehl hatte den Artikel nicht nur der Wissenschaftsredaktion geschickt, sondern auch einem ihm bekannten Redaktor, der ihn ohne Rücksprache in den Druck gab und dafür von der Redaktion einen Verweis fasste.    

Ein Grund für die Ablehnung der Artikel ist nicht ersichtlich. Sie beleuchten offensichtliche Lücken der mainstream-Berichterstattung. Fehler können höchstens Details betreffen, die man leicht hätte beseitigen können. Und wenn 22 Schwätzer, die nichts verstehen, im Feuilleton schreiben dürfen, so müsste man doch einem Veteran der Schweizerischen angewandten Technologie ohne weiteres eine Plattform geben. 

Bekanntlich bemüht sich die NZZ mit Erfolg, im rechten Spektrum Deutschlands Leser zu fischen, und es mag sein, dass sie sich mit der verzerrten  Klimaberichterstattung bei der Deutschen AfD anbiedern will. Das ist beschämend und unschweizerisch. Und "Denn sie wissen nicht was sie tun" gilt jedenfalls nicht für eine Wissenschaftsredaktion. 







Mittwoch, 5. Februar 2020

Intellektuelle Redlichkeit im Klimajournalismus

(aktualisiert am 6.2.2020)

Sehr geehrter Herr Haffner,

Viel steht in Ihrem jüngsten Magazin-Artikel über intellektuelle Redlichkeit, der am Anspruch des Titels gemessen werden muss.  

Ich würde an Ihrer Aussage zweifeln, dass reputierte Wissenschaftler die Greta Thunberg verspotten (Abschnitt 2), ich kenne keinen. Die von Ihnen als Beispiele angegebenen Niall Ferguson und Björn Lomborg sind nicht Naturwissenschaftler und der ebenfalls angeführte Pinker war zwar einmal Experimentalpsychologe, hat sich aber zum Gesundbeter gewandelt. Wenn Sie mit normalen und reputierten Naturwissenschaftlern unserer Universitäten oder Gymnasien reden so ist die Besorgnis über die Entwicklung allgemein.

Sie fahren weiter: «Gewiss ist das Ende der Welt nicht nahe, und in Panik zu geraten, wie Greta Thunberg das wünscht, ist nicht klug». Sind Sie sich dessen wirklich so sicher? Jetzt wird es kompliziert, aber wer sich Redlichkeit auf die Fahne schreibt, darf sich nicht drücken.

Ich lade Sie freundlich ein, die angehängte Graphik der mittleren Julitemperaturen der letzten 140 Jahre anzusehen. Was doch ganz deutlich ist, ist dass der Anstieg sich beschleunigt, in letzter Zeit eindeutig und dramatisch.  Das ist ein empirischer Fakt und keine Theorie.


Die Theorie dazu gibt es: Weil die CO2-Konzentration dauernd steigt muss sich die Temperaturzunahme beschleunigen. Das ist aber nicht alles: Weil auch der CO2-Ausstoss dauernd steigt muss sich auch die Beschleunigung der Temperaturerhöhung beschleunigen, das ist doch recht ungemütlich. Diese Beschleunigungen werden von den IPCC-Voraussagen (auf die Greta sich stützt) nicht berücksichtigt. Damit werden wir die 1,5 Grad Zunahme nicht 2040 – wie vom IPCC vorausgesagt – sondern 2030 erreichen.

Das Abholzen und die grossflächigen Waldbrände der vergangenem und der kommenden Jahre verschlechtern die CO2-Bilanz weiter. Wie der renommierte Klimatologe Schellnhuber sagte, töten wir unsere besten Freunde, die Bäume (Link zum Video-Interview).  Auch das in keiner Prognose berücksichtigt und macht übrigens Emissionshandel und Zertifikate zum Geschwätz.

Damit sind wir nicht am Ende der Kalamitäten: Die Redlichkeit geböte, sich auch darüber Rechenschaft abzulegen, dass die Schnee- und Eisdecke der Erde und damit ihre Rückstrahlung rasant abnimmt. Damit können die errechneten Temperaturerhöhungen nochmals um bis zu 50 Prozent höher werden, auch das vom IPCC (und Greta) nicht berücksichtigt.

Am gemeinsten ist rasche Methananstieg, den man erst seit wenigen Jahren beobachtet. Methan und CO2 werden u.a. aus dem Permafrost freigesetzt, diesem Permafrost der schon jetzt weitflächig auftaut, obschon die Experten dieses Auftauen erst gegen Ende des Jahrhunderts erwartet hatten. Die Redlichkeit geböte, einzusehen, dass Methan ein 30 mal wirksameres Treibhausgas ist, als das CO2. Und wenn mit steigender Temperatur der Methanausstoss zunimmt, kann es sein, dass die Katastrophe nicht in einem Raster von Jahrzehnten abläuft, sondern möglicherweise in Jahren oder sogar Monaten.

Und irgendwann bricht die industrielle Gesellschaft zusammen, gewisse Experten wie Servigne oder Bendell rechnen damit schon im kommenden Jahrzehnt, und dann geböte uns die Redlichkeit einzusehen, dass damit der Ausstoss von Feinstaub absinkt. Da der atmosphärische Feinstaub die Strahlungsreflexion erhöht und die Erwärmung gebremst hat, wird das zu einer weiteren wesentlichen Beschleunigung führen.

Als Arzt haben wir vor solchen Rückkoppelungsmechanismen sehr Angst. Ein Beispiel: Die Verengung der Hauptschlagaderklappe kann innert Minuten oder sogar Sekunden zum Herztod führen, weil solche feedbacks aktiv werden.

Nein, Greta sieht die Sache zu harmlos. Sie redet auch noch von einem CO2-Budget, das längstens nicht mehr existiert. Und fast jeden Monat müssen Klimaprognosen zum schlechteren korrigiert werden. 

Alle diese Informationen kann man im Detail belegen und sie sind einem interessierten Laien durch kurze Internetrecherchen leicht zugänglich. Selbst wenn das eine oder andere Detail anders gesehen werden kann, fügt sich das Gesamtbild zu einer angekündigten Katastrophe und zwar viel schneller als wir noch vor wenigen Jahren dachten. Ich wundere mich, wieso unsere Medien darüber nichts schreiben. Sind Journalisten wirklich weniger neugierig als ein 78-jähriger Greis? Oder fehlt es an intellektueller Redlichkeit? Damit wären wir wirklich bei Ihrem Thema 😊.

Freundliche Grüsse

Lukas Fierz, Alt-Nationalrat.    

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Dieser Brief ging am 3.2.2020 an den Autor. Er hat wie folgt Stellung genommen:

Sehr geehrter Herr Fierz,

haben Sie Dank für Ihre Zuschrift; die von Ihnen erwähnten Faktoren der Beschleunigung der Erderwärmung sind mir bekannt und machen mir nicht weniger Sorgen als Ihnen. Deshalb habe ich ja auch im zweitletzten Abschnitt geschrieben, dass wir die Erwärmung über zwei Grad hinaus vermutlich nicht werden verhindern können, mit katastrophalen Folgen.

In Panik zu geraten halte ich dennoch für unklug, und ich nehme an, dass Sie als praktizierender Arzt auch in Ernstfällen versucht haben, Panik zu verhindern statt sie zu fördern.

Mit besten Grüssen,

Peter Haffner


P.S.: Was Wissenschafter und “intellektuelle Redlichkeit” betrifft, habe ich explizit solche im Visier, die nicht vom Fach sind.

Ich habe wie folgt geantwortet:

Lieber Herr Haffner,

Ich habe mehrere Herzstillstände erfolgreich reanimiert, einmal auch beim Tennisspiel auf einem Tennisplatz. Da ist man durchaus panisch, weil es um Leben und Tod innert Sekunden geht. Aber man schaltet aus dem Panikmodus in den Notfallmodus um und agiert mit den gelernten Reflexen rasch und erfolgreich.

Sie haben in Ihrem Artikel nicht nur von Panik abgeraten, sondern sich auch dahingehend geäussert, dass das Ende der Welt gewiss nicht nahe sei. Aber wir sind vielleicht näher dran, als uns lieb ist, weil die Vorgänge, wie gesagt, selbstverstärkend und nichtlinear sind und jederzeit rasch eskalieren können, bzw. jetzt eskalieren, man denke nur an den soeben wärmsten je gemessenen Januar.

Drum wäre Panik die einzig adaequate Reaktion, um in den Notfallmodus zu wechseln, der uns veranlassen würde, endlich die versäumten Massnahmen zu treffen. Aber es geschieht nichts, weil uns alle von links bis rechts und von Tages-Anzeiger bis NZZ des «Tout va bien Madame Marquise» versichern.  

Mit freundlichen Grüssen   

Lukas Fierz