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Dienstag, 8. August 2023

Nett gucken genügt nicht

Das Berliner Büro der NZZ hat mit Beatrice Achterberg eine neue Redaktorin. Sie hat Germanistik und Anglistik studiert und führt auf Twitter das selbstgewählte Motto: Nett gucken ja, nett schreiben nie.  Entsprechend sieht sie blendend aus: 

Beatrice Achterberg, NZZ-Büro Berlin

Ganz auf der NZZ-Linie biedert sie sich AfD-nahen Kreisen an in einem Artikel, der weiszumachen sucht, dass die Deutschen "rechter" seien als sie denken, und dass eine stille Mehrheit unter der lautstarken links-grünen Hegemonie leide (Link zum Artikel hier; Ist Deutschland rechts? Die Deutschen sehen sich gerne als links, aber sie irren (nzz.ch)).

Dabei trübt offenbar die rechte Brille die Sicht für die Tatsachen, wenn Frau Frau Achterberg die Idee, Berlin bis 2030 klimaneutral zu machen wie folgt beschreibt: "Ein linker Umbau der Gesellschaft, der nicht einmal im damals rot-rot-grün regierten Berlin eine Mehrheit gefunden habe". 

Tatsache war; Die Befürworter hatten eine Mehrheit, nur reichte die Stimmbeteiligung für das Erreichen des Quorums nicht. Und das Volksbegehren forderte lediglich, die für 2045 beschlossene Klimaneutralität auf 2030 vorzuverlegen, kein grundsätzlicher Kurswechsel, nur eine Beschleunigung als Antwort auf die Beschleunigung der Klimaerwärmung. "Linker Umbau" wäre anders. 

Man kennt die NZZ und ihre Redaktoren, und es ist müssig, sich aufzuregen. Aber wenn die primitivsten Regeln des journalistischen Handwerks missachtet werden, so kann man ja doch den Finger darauf legen, dabei hoffend, dass das von den Autoren irgendwann bemerkt werde und sie sich mit dem Rest ihres journalistischen Ehrgefühls schämten. 

Im übrigen hat Loriot schon im letzten Jahrhundert richtig bemerkt, dass die Begriffe "links" und "rechts" in der Umweltfrage idiotisch sind. 



Mittwoch, 2. März 2022

NZZ und Tagi verdrehen den Club of Rome-Bericht

Vor einer Woche hat sich Redaktorin Frau Claudia Mäder von der NZZ gemeldet, weil sie über den 50. Jahrestag des Berichts des Club of Rome schreiben wollte. 

Ich habe darauf kontrolliert, ob sie sich an der unsäglichen Hetze der NZZ-Redaktion gegen Greta Thunberg und die Klimajugend beteiligt hatte (NZZ gegen Wissenschaft), habe aber nichts gefunden. Was Frau Mäder über Greta Thunberg geschrieben hatte war vertretbar und fair.

So habe ich mich interviewen lassen und meine Aussagen wurden richtig wiedergegeben. Danke. Ich habe Frau Mäder auch dringend empfohlen, den Bericht des Club of Rome ganz genau zu lesen, weil er immer wieder falsch zitiert wird, um ihn zu entkräften. Das Gratis- pdf fände sich hier, wenn man es denn lesen wollte: https://www.donellameadows.org/wp-content/userfiles/Limits-to-Growth-digital-scan-version.pdf

Aber auch Frau Mäder ist offenbar nicht fähig, den Inhalt eines Sachberichts korrekt zu aufzufassen, wenn sie widerspruchslos einen Wissenschaftshistoriker mit der Aussage zitiert, man habe auch berechnet, was bei einer Verdoppelung der damals bekannten Ressourcen herauskomme (Club of Rome: Was hat "Die Grenzen des Wachstums" bewirkt? (nzz.ch)). 

Aber tatsächlich haben die Autoren nicht mit einer Verdoppelung, sondern mit einer Verfünffachung der bekannten Ressourcen gerechnet (Seite 56 ff des oben verlinkten Berichts): Auch mit dieser hohen Sicherheitsmarge verschob sich die Ressourcenverknappung bei weiterem exponentiellem Wachstum lediglich um einige Jahrzehnte, grob gesagt also von der ersten in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts. 

Was sich trotz einer Verfünffachung der Ressourcen oder einer Verdoppelung der bekannten Agrarfläche nicht verschob war der Ökokollaps durch die Umweltverschmutzung, der ja jetzt schon unübersehbar begonnen hat: Kritisch sind nicht nur die steigenden Treibhausgase (im Bericht schon erwähnt!), sondern auch die Pestizide, die zusammen mit der Klimaerwärmung nicht nur zu einem weltweiten Insekten- und Vogelsterben geführt haben, sondern auch bis zu einer Halbierung der menschlichen Spermienzahl in den sog. "entwickelten" Ländern (Pesticides result in lower sperm counts – Harvard Gazette). Dazu kommt die Dezimierung der Meerestiere durch Plastikvermüllung und Ozeanversauerung, die Beispiele liessen sich beliebig mehren. 

Die Abwehr gegen diesen Bericht fusste und fusst immer auf dieser angeblich vorausgesagten und nicht eingetroffenen Verknappung der Ressourcen. Sie findet sich z.B. beim uninformierten NZZ-Wirtschaftsredaktor Eisenring (https://www.nzz.ch/meinung/ewiges-wachstum-ist-kein-hirngespinst-ld.1564968) und im unsäglichen heutigen Artikel von Wirtschaftsredaktor Sergio Aiolfi (https://www.nzz.ch/wirtschaft/club-of-rome-die-grenzen-des-wachstums-ld.1671750 ), welche beide den Bericht des Club of Rome gar nicht genau gelesen haben können. Der gute Aiolfi meint sogar, dass sich durch den Rohstoffpreis regulieren lasse, was nicht mehr vorhanden sei. Weiss er denn nicht, dass ein zu kleines "Energy return of investment" (EROI https://www.resilience.org/stories/2022-02-22/dennis-meadows-on-the-50th-anniversary-of-the-publication-of-the-limits-to-growth/) den Abbau der Energieträger abwürgt (dem ist die alte Sowjetunion zum Opfer gefallen), und, dass, wo nichts ist auch der Kaiser sein Recht verloren hat?  

Die Hoffnung, dass der Tages-Anzeiger einem besser informiere zerschlägt sich mit diesem Artikel: Faktencheck zum Umweltalarm – 50 Jahre «Grenzen des Wachstums»: Lag der Club of Rome richtig? | Tages-Anzeiger (tagesanzeiger.ch). Auch er behauptet wahrheitswidrig, dass der Club of Rome eine Ressourcenverknappung schon für den jetzigen Zeitpunkt vorausgesagt habe. Hat er eben nicht. 

Derweil tobt in der Ukraine schon ein Ressourcenkrieg, der nicht der erste ist und nicht der letzte sein wird. Dort geht es um die Kornkammer Europas in Zeiten sich abzeichnender Dünger- und Nahrungsknappheit; um die Hälfte der Weltproduktion an Neon, welches für die Chipproduktion unerlässlich ist; und um die Kontrolle über Gasexportleitungen.


Ich muss somit feststellen, dass weder die NZZ- noch die Tagi-Redaktoren fähig oder willens sind, einen klaren Bericht richtig aufzufassen und wiederzugeben, etwas, was – wenigstens noch im letzten Jahrhundert  - zu den Anforderungen der Gymnasialoberstufe gehörte. 

Offenbar wird das Wissen um die Realität durch den Glauben an die Wachstumsreligion verstellt.

 



Freitag, 13. März 2020

Wissenschaftszensur bei der NZZ

Die Neue Zürcher Zeitung führt bekanntlich im Feuilleton eine peinliche Kampagne gegen die Klimawissenschaft mit inzwischen mindestens 22 Beiträgen von Nichtfachleuten, aber dort sind  Literaten unter sich, und so gilt: "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun".

Neulich schrieb in der NZZ ein Kenner, nämlich Dr. Walter Hehl, ehemaliger Leiter des Kundencenters beim legendären IBM-Forschungslabor Rüschlikon, welches zwei Nobelpreise gewonnen hat. Dieser Mann mit grosser Erfahrung in  angewandter Technologie erwähnt unter dem Titel "Klimawandel - die Natur spielt mit" die fatalen Selbstverstärkungsmechanismen der Erwärmung, welche in den Voraussagen des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) ignoriert werden z.B:
  • Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  • Wolken, Eis und Schnee schwinden, dadurch steigt die Wärmeabsorption der Erde.
  • CO2-absorbierende Wälder und Savannen werden durch Wüsten ersetzt. 
  • U.s.w.
Hehl folgert, dass Klimapessimisten wie Jonathan Franzen nicht lächerlich seien, und dass "ein wenig Verzicht in den nächsten fünfzig Jahren" uns nicht retten werde. 


Waldbrand in Australien

Erfreut gratulierte und dankte ich dem Autor in einem kurzen mail mit der Hoffnung, dass auch die NZZ sich jetzt endlich einer faktenbasierten Diskussion stellen werde. Postwendend kam Antwort, dass in der darauffolgenden Woche noch ein zweiter Artikel über die Problematik von technologischen Massnahmen wie Carbon Capture geplant sei.

Verfrühte Freude. Wenige Tage später kam noch ein mail: Den zweiten Artikel werde die NZZ nicht drucken, er sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt. Auch der erste Artikel sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt worden. Nur wegen einer redaktionsinternen  Kommunikationspanne sei er erschienen: Hehl hatte den Artikel nicht nur der Wissenschaftsredaktion geschickt, sondern auch einem ihm bekannten Redaktor, der ihn ohne Rücksprache in den Druck gab und dafür von der Redaktion einen Verweis fasste.    

Ein Grund für die Ablehnung der Artikel ist nicht ersichtlich. Sie beleuchten offensichtliche Lücken der mainstream-Berichterstattung. Fehler können höchstens Details betreffen, die man leicht hätte beseitigen können. Und wenn 22 Schwätzer, die nichts verstehen, im Feuilleton schreiben dürfen, so müsste man doch einem Veteran der Schweizerischen angewandten Technologie ohne weiteres eine Plattform geben. 

Bekanntlich bemüht sich die NZZ mit Erfolg, im rechten Spektrum Deutschlands Leser zu fischen, und es mag sein, dass sie sich mit der verzerrten  Klimaberichterstattung bei der Deutschen AfD anbiedern will. Das ist beschämend und unschweizerisch. Und "Denn sie wissen nicht was sie tun" gilt jedenfalls nicht für eine Wissenschaftsredaktion. 







Samstag, 4. Januar 2020

Das Versagen der NZZ


Sehr geehrte Redaktion der NZZ,

Es wäre aus liberaler Sicht nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie den Alt-Weltwocheredaktor Schär in Form einer Buchrezension von Andrew McAfee's  «More for less» (2019) eine weitere Bagatellisierung der Umweltkatastrophe schreiben liessen, falls Sie andere Standpunkte auch berücksichtigen würden. Aber Ihr Blatt ignoriert systematisch die masstabsetzenden Bücher zum Problem, ich erwähne nur Schellnhuber: Selbstverbrennung (2015), Wallace-Wells: Die unbewohnbare Erde (August 2019), oder Glaubrecht: Das Ende der Evolution (Dezember 2019) - das heisst, das Bagatellisieren ist bei Ihnen Programm (mehr dazu hier: NZZ gegen Wissenschaft).

Australischer Bub (11) steuert das rettende Boot
1983 hat die Freisinnige Partei des Kantons Bern der chancenreichen Leni Robert die Nationalratskandidatur verweigert, was zur Gründung der Freien Liste/Grünen Partei auch im Kanton Bern führte. Wir haben damals der Freisinnigen Partei die Bedeutungslosigkeit vorausgesagt, falls sie die wesentlichen Probleme der Zeit ignoriere. Inzwischen ist die FDP auf diesem Weg schon weit fortgeschritten und ihre zwei Bundesräte sind nicht mehr zu rechtfertigen.

Ihrer Neuen Zürcher Zeitung ist die gleiche Bedeutungslosigkeit vorauszusagen, falls sie sich weiter vor der Schicksalsfrage unserer Zeit drückt, besonders nachdem in den letzten zwölf Monaten eine nie gekannte Zahl von Temperaturrekorden die Erde bedroht. Auch mit Hofieren des Deutschen AfD-Publikums werden Sie sich nicht retten können. Und solange nötig werden wir nicht nachlassen, auf dieses klägliche Versagen Ihres einst stolzen Blattes hinzuweisen.

Mit freundlichen Grüssen

Lukas Fierz, Alt-Nationalrat

Sonntag, 15. Dezember 2019

Grüne sind keine Populisten - Antwort an Gerhard Schwarz von der NZZ

(aktualisiert am 5.1.2020)

Sehr geehrter Herr Schwarz

Sie sind im publizistischen Beirat der NZZ und wohl mitprägend für deren Berichterstattung. 

In Ihrem neulichen NZZ-Artikel "Der verdrängte grüne Populismus" stellen Sie die Standpunkte der Grünen mit folgenden Formulierungen in Frage: «Muss man nicht viele grüne Forderungen als populär, aber unrealistisch und nachteilig taxieren? Werden nicht gegebene Stimmungen ausgenutzt und durch apokalyptische Visionen bestärkt? Wird nicht allenthalben die Krise beschworen? Sind Grüne nicht genauso Angstspezialisten wie jene, die vor dem Islam oder der Zuwanderung warnen? Werden von ihnen nicht die Machteliten, natürlich vor allem (aber nicht nur) die wirtschaftlichen Machteliten, als verantwortungslos angeprangert? Sehen sich nicht viele Grüne im alleinigen Besitz der Wahrheit und werfen anderen Problemblindheit vor?»

Sehr geehrter Herr Schwarz. Sie behandeln das Wissen um die katastrophale Umweltsituation wie einen Glauben, den man haben oder nicht haben könne. Es handelt sich aber nicht um einen Glauben. Schauen Sie sich die Julitemperaturen der letzten 140 Jahre an: 

Die Julitemperaturen steigen seit 1980 stärker als früher, Messwerte, kein Glauben. Dieser Verlauf wurde schon 1988 von Hansen vorausgesagt und die weiteren Voraussagen lauten auf weiteren Anstieg. Diese Voraussagen werden nicht von Grünen gemacht, sondern von den besten Physikern und Klimatologen die die Hochschulen bei uns und weltweit  hervorgebracht haben. Das sind die Hochschulen und Wissenschaftler, welche auch die Kernspaltung und die Mondlandung möglich gemacht haben. Abweichende Meinungen gibt es, aber sie kommen meist von Leuten, die von Wissenschaft keine Ahnung haben oder von Experten, die sehr alt und senil sind, oder von der Erdölindustrie gekauft.

Wenn wir jetzt ansehen, was die kompetenten Experten (NICHT die Grünen) uns voraussagen ist es folgendes: 

Zunächst gibt es das IPCC, welches den Internationalen politischen Konsens der Regierungen über die Situation formuliert: Es sagt 1,5 Grad globale Temperaturerhöhung für 2040 voraus (vor wenigen Jahren hoffte man noch auf diesen Wert für 2100!). Gemäss diesen Voraussagen erhalten wir bei Einhalten der Pariser Verträge bis 2100 eine globale Temperaturerhöhung von 3,2 Grad.. Da niemand die Pariser Verträge einhält sind wir auf Kurs für global 4-5 Grad gemäss Voraussagen des IPCC. Das sagen nicht die Grünen.

Das IPCC vernachlässigt mehrere unbestritten temperaturerhöhende Mechanismen, das sagen nicht die Grünen sondern erstrangige Fachzeitschriften:    
  1. Das Abschmelzen des Eises reduziert die Rückstrahlung der Erde, was die prognostizierte -Temperaturerhöhung um 20 oder mehr Prozent erhöhen kann.
  2. Der jährliche Treibhausgasausstoss steigt, die Temperatur steigt somit immer schneller und schneller, die 1,5 Grad werden deshalb schon 2030 erreicht sein. 
  3. Seit vier Jahren steigt das Methan in der Luft, ein 30 mal stärkeres Treibhausgas als CO2. Es blubbert im Norden förmlich aus den Gewässern und dem auftauenden Permafrost. Diese Feedbackschleife hat die Kraft, die Erdtemperatur nicht in Jahrzehnten, sondern in Jahren (wenn nicht Monaten) auf unerträgliche Werte zu steigern. Das IPCC rechnet diesen Mechanismus nicht ein, weil er nicht genau voraussagbar ist.
  4. Die Regen- und Trockenwälder verschwinden rapid, was die natürliche CO2-Elimination beeinträchtigt. 
Aufgrund dieser Feedback- und Verstärkungsmechanismen kann man die IPCC-Voraussagen zur Temperatur locker erhöhen, vielleicht verdoppeln, zudem lassen sie erwarten, dass es irgendwann zu einer galoppierenden runaway-Situation kommen wird. Wenn wir die annähernd 400 Temperaturrekorde diesen Juli und den heissesten je gemessenen September und Oktober 2019 ansehen, so sind wir vielleicht schon mitten drin.

Dass die IPCC-reports nur die Hälfte sagen, man könnte auch sagen, dass sie lügen, liegt daran, dass das IPCC eine regierungsabhängige Organisation ist und nur Konsensstatements abgibt, hinter denen auch Saudiarabien und die USA stehen. Diese Verharmlosung habe ich als laienhafter Beobachter erst Ende 2018 bemerkt, vorher habe ich den Unsinn geglaubt.

Kommen dazu die übrigen Kalamitäten wie Wassermangel für einen Viertel der Weltbevölkerung, das galoppierende Artensterben (sind das Erfindungen der Grünen?) und die weitergehende Bevölkerungsexplosion. Man rechnet, dass die Ernteerträge pro Grad Anstieg um 6 Prozent zurückgehen werden. Johan Rockström, neuer Direktor des Potsdam-Instituts meint sogar, dass die Erde mit 4 Grad Temperaturerhöhung kaum 8 Milliarden Menschen, vielleicht nicht einmal die Hälfte davon ernähren könne.  

Wenn wir 2015 noch glaubten, es brauche Generationen bis zur Katastrophe, so glauben wir jetzt, dass es Jahrzehnte (wennicht nur Jahre) braucht. Bendell und andere rechnen schon innerhalb der nächsten zehn Jahre mit Auflösung der Zivilisation, die US-Army (ist die grün oder links?) gibt sich dafür noch zwanzig Jahre. Nachher kommen Hungersnöte, Seuchen, Migration von Hunderten von Millionen bis Milliarden Menschen, Kriege und Genozide, die den Verhältnissen im Dritten Reich spotten werden. Das ist alles keine Apokalypsenrhetorik, sondern es lässt sich alles mit Publikationen in erstrangigen Journals und Quellen belegen. Der führende Deutsche Klimaforscher Prof.Schellnhuber  hat mir schon 2017 gesagt, dass er für die Menschheit keinen Ausweg aus dieser Falle mehr sehe und 2019 hat er mir zugegeben: «Dein Zorn und Deine Verzweiflung darüber ist leider wissenschaftlich nicht von der Hand zu weisen», es werde «scheusslich» werden (seine Worte). 

Sie sind der mittlerweile einundzwanzigste (!) Autor der NZZ, der so tut, wie wenn es diese Fakten nicht gäbe (https://lukasfierz.blogspot.com/2019/09/nzz-gegen-wissenschaft.html). Die einzige Zeitung, die sich der Realität wirklich stellt ist der Guardian. Der unlängst verstorbene Arnold Hottinger hat mir schon 2015 gesagt, dass die Klimakrise auch einem Versagen der Medien geschuldet sei. 

Ein Arzt, der eine derart kritische Situation derart nachlässig handhaben würde, würde vor jedem Bezirksgericht wegen Kunstfehler schuldig gesprochen (https://lukasfierz.blogspot.com/2019/11/klimapolitik-als-kunstfehler.html).

Die NZZ sollte sich klar sein, dass ihre Leserschaft nicht nur aus korrupten Bankern und raffgierigen Aktionären besteht, sondern auch aus den Angehörigen von zwei der weltweit besten Hochschulen. Für diese ist die publizistische Haltung Ihres Blattes in dieser Frage kläglich und eine Beleidigung. 

Mit freundlichen Grüssen

Lukas Fierz 
https://lukasfierz.blogspot.com/2019/11/sitemap.html


N.B. Dies wurde Herrn Schwarz zuerst als mail geschickt und blieb ohne Antwort.


Sonntag, 10. November 2019

NZZ steckt Kopf in Sand

(Update 4.4.2020)

Sehr geehrter Herr Scheu,

Als Abonnenten der NZZ lesen wir heute den mindestens neunzehnten Artikel gegen die Klimaproteste, diesmal aus Ihrer Feder gegen die Extinction Rebellion. Die anderen waren meist im Feuilleton, Sie werden sie kennen, teils zeichneten sie sich durch unsägliche Dummheit aus (Bolz, Acklin, Mai), andere sind hier.

Ich möchte Ihnen als verantwortlichem Feuilletonredaktor deshalb die Frage stellen: Sind Sie sich eigentlich klar darüber, dass die schon genug schlimmen Voraussagen des IPCC vier bekannte verschlimmernde Faktoren unterschlagen?
  1. Das Abschmelzen des Eises vermindert die Erdreflexion was den vorausgesagten Temperaturanstieg um 20 oder mehr Prozent erhöhen kann.
  2. Die CO2-Konzentration in der Luft und der jährliche CO2-Ausstoss bleiben nicht stabil sondern steigen weiter an, was das IPCC nicht berücksichtigt.
  3. Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  4. Die Ur- und Regenwälder gehen weltweit durch Rodung, Trockenheit und Brände zurück, können so immer weniger CO2 binden, und strafen damit den CO2-Ablasshandel mit Zertifikaten Lügen.
Das sind alles keine alarmistischen Behauptungen sondern unbestrittene Fakten.
 
Alle diese Feedbackschleifen müssen irgendwann zu einer sich beschleunigenden Runaway-Situation führen. Die immer schneller ansteigenden Temperaturkurven und der jetzige Sommer mit fast 400 gebrochenen Temperaturrekorden sowie die diesjährigen heissesten je gemessenen September und Oktober wecken den Verdacht, dass wir schon mitten in diesem Prozess sind. Hansen hat 1988 das erste gute und bis jetzt funktionierende Klimamodell eingeführt. Er ist der Meinung, dass wir den Point of No Return schon 2010 überschritten haben und seine Prognosen sind dramatisch.            


Wir können somit die Prognosen des IPCC in die Kategorie der politischen Schönrednerei einordnen. Und was die Politik bisher weltweit und hierzulande getan hat ist völlig ungenügend. Die Forderung nach radikalen Massnahmen ist angesichts dieser Inertie verständlich und berechtigt, man müsste nur noch diskutieren, welche radikalen Massnahmen nötig sind. Im Rahmen unseres bisherigen Denkens werden sie jedenfalls nicht liegen.
 
Es ist mir rätselhaft, wie die NZZ angesichts dieser dramatischen Situation soviel ihres von uns dummen Abonnenten bezahlten wertvollen redaktionellen Raums für Bagatellisierer und Schwätzer reservieren kann und daneben über das wirkliche Problem nur sporadisch und zögerlich berichtet. Auch Ihr Spezialist Herr Tietz scheint mir das Problem nicht wirklich begriffen zu haben oder begreifen zu wollen, oder vielleicht darf er auch nicht schreiben was er denkt, falls er denkt.

Mit freundlichen Grüssen

Lukas Fierz



Dienstag, 3. September 2019

NZZ gegen Wissenschaft

(Zuerst erschienen bei Infosperber vom 4.9.2019, letztmals ergänzt 28.1.2022)

Die Neue Zürcher Zeitung, 1780 als Zürcher Zeitung gegründet, war das Sprachrohr der frühen liberalen Bewegung, sie war die fortschrittliche Zeitung meiner revolutionären Vorfahren, die im Stäfnerhandel und in der Helvetischen Republik aktiv waren, die Zeitung, die seit Generationen von der Zürcher Intelligenz gelesen wurde, die meine Grosseltern und Eltern abonniert hatten und auch ich seit 53 Jahren. 
Mit wachsender Verärgerung und Besorgnis lese ich deshalb in der NZZ Artikel, die in der Klimafrage wissenschaftliche Tatsachen als Meinung darstellen und ihnen die Meinung von Schwätzern und Interessenvertretern gegenüberstellen, um den Eindruck zu erzeugen, dass es darüber noch eine "Debatte" gebe. 

Lange entschuldigte ich das damit, dass Redaktionen halt von Phil-Einsern und Geisteswissenschaftlern dominiert seien, die nicht wissen, dass mit Naturgesetzen nicht zu spassen ist.

Neulich hat aber FDP-Grossrätin und Theologin Frau Dr. Acklin in der NZZ der Klimabewegung Naturvergottung vorgeworfen, was nicht biblisch sei. Beim Versuch zu einer Replik wurde klar, dass die NZZ eine eigentliche Kampagne fährt. Oft benutzt sie dazu das Feuilleton und die Meinungsspalten. Meist wird dabei auf die Schwächen der Jugendbewegung und insbesondere von Greta Thunberg geschossen, ohne dass man sich vertieft mit dem zugrundeliegenden Problem und dem Konsens der Wissenschaft beschäftigt. Die Kommentare sind überheblich, gönnerhaft und meist uninformiert.

Die Liste umfasst inzwischen mindestens 24 Autoren, keiner versteht etwas von Klimaphysik: Weder Chefredaktor und Historiker Gujer (hinter den Links stets deren Artikel), noch der (inzwischen ausgemusterte) Feuilletonchef und Philosoph Scheu, Bodybuilder und Kunstwissenschaftler Scheller, Medienprofessor Bolz, Publizistin Wirz, Anglistin Baer, Ethikprofessor Liessmann, Literaturprofessor Gumbrecht, die Historiker Reinhardt und Schär, Wirtschaftsprofessor Borner, Romancier Bruckner, Germanist  Schulte-Richtering, Wirtschaftshistoriker Ferguson, Literaturkritiker Bucheli, Politologe Serrao, Jurist und Speaker Matuschek, die Volkswirtschaftler Imwinkelried und Rasonyi, Redaktorin Pauline Voss
Marxismus-Experte Scherrer, Betriebswirtschafter Schwarz und schon gar nicht der Dramaturg Klaus-Rüdiger Mai, der sich nicht entblödete, die Klimajugend schamlos in die Nähe der Hitlerjugend zu rücken. Sicher habe ich einige übersehen. Das Ganze ist eine Desinformations- und Verleumdungskampagne, die angesichts des Ernstes der Situation nicht anders als selbstmörderisch bezeichnet werden kann. Und wie schäbig und jämmerlich gegenüber den Klimajugendlichen, die - noch Kinder - hier stehen und nicht anders können: https://www.welt.de/politik/ausland/article200813982/UN-Wie-koennt-Ihr-es-wagen-ruft-Thunberg-den-Politikern-entgegen.html.

Den Verantwortlichen sei ins Gewissen geredet, dass ihre Leserschaft nicht nur aus korrupten Zürcher Bankern besteht, sondern - wenigstens früher - auch aus Wissenschaftlern von zwei der weltweit angesehensten Hochschulen. Die NZZ, der Chefredaktor, der Feuilletonchef, der publizistische Beirat, der Verwaltungsrat, die Aktionäre und die hinter ihnen stehende FDP müssen sich an diesen Äusserungen messen lassen. Sie sollten sich schämen. Eine Weltwoche 2.0 braucht es nicht.

Weitere Artikel zu diesem Thema:

Donnerstag, 29. August 2019

Offener Brief an einen Tagi/BUND-Kolumnisten

Immer wieder stösst man auf Kolumnen und Berichte, die einem aufstossen. Hoffend, dass deren Verfasser zu Denkvorgängen gebracht werden können, schreibe ich diesen manchmal persönlich. Nur ausnahmsweise erhält man eine Antwort. Darum schreiben wir vielleicht lieber offene Briefe, damit wenigstens die übrige Öffentlichkeit erfahren kann, was für Stuss abgesondert wird.

Michael Hermann ist regelmässiger Kolumnist bei BUND und TAGES-ANZEIGER. Er studierte Geografie, Volkswirtschaft und Geschichte an der Universität Zürich und  promovierte am Geografischen Institut der Universität Zürich zum Thema «Werte, Wandel und Raum». Er ist Geschäftsführer des Instituts Sotomo, welches gemäss Eigenwerbung "mit  massgeschneiderten Umfragen umfassende Einblicke in die Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen ermöglicht".  

Dieser Brief ging zuerst direkt an Herrn Herrmann. Er hat nicht reagiert.  



Lieber Herr Herrmann,

Ich lese heute etwas ratlos Ihre Kolumne aus BUND und TAGES-ANZEIGER (26.8.2019) über die bevorstehenden Wahlen: Nach Ihnen "können sich die Grünen nur selber schlagen, mit der für das progressive Spektrum so typischen, flüchtigen, in Trägheit umschlagenden Euphorie". Also die gemein-hämische Haltung gegenüber den Grünen und dem Umweltproblem, die wir seit vierzig Jahren bestens kennen, die den bürgerlichen Chefredaktoren passt und die jede Lösung bisher verunmöglicht hat.
Wie wollen Sie denn das «Geschlagen-sein» bzw. «Nicht-geschlagen-sein» definieren? Die Grünen sind doch ab 1980 in der Umweltfrage angetreten, an der sich seit dem ersten Bericht des Club of Rome nicht viel geändert hat. Die Voraussage war damals ein Kollaps der Ökosysteme ab 2030, falls nicht Massnahmen ergriffen UND die Weltbevölkerung sofort stabilisiert werde. Das Problem wäre damals noch irgendwie lösbar gewesen, aber - in Ihren Worten - "die jutesackbewehrten Grünen wurden als gefährliche Wohlstandsgefährder angesehen". Tatsächlich hatten sie bis Frühjahr 2019 nie eine Breitenwirkung. Das hat erst dank Greta geändert.
Inzwischen ist das Umweltproblem zu grossen Teilen oder wahrscheinlich überhaupt nicht mehr lösbar. Lesen Sie das Buch «Change» von Graeme Maxton oder bei Bendell (https://www.lifeworth.com/deepadaptation.pdf). Somit steht fest: Die Grünen sind geschlagen, ganz gleich, wie das Wahlergebnis ausfallen wird. Sie sind doch nicht nur Politologe, sondern auch Geograph, das sollte Ihnen klar sein.
Einige Stichworte: Der Temperaturanstieg ist hundert Mal rascher als frühere Temperaturanstiege und er beschleunigt sich in den letzten Jahren. Alle Prognosen des IPCC waren viel zu optimistisch, die 1,5 Grad Erwärmung werden nicht – wie einst erhofft - 2100 erreicht und nicht 2050, und auch nicht 2040, sondern schon 2030. Die 2 Grad somit 2040. Dann wird Südeuropa vertrocknen und unfruchtbar und der Mittlere Osten wird grossteils unbewohnbar. Bis 2100 steigt die Temperatur mit Einhaltung der Pariser Verträge um 3,2 Grad, und weil sie bisher nicht eingehalten wurden um 4-5 Grad. Damit kann die Erde vielleicht noch 1 Milliarde ernähren, wenn nicht weniger.
Vielfache Selbstverstärkungsmechanismen (Ungebremster Anstieg der Treibhausgase, Flächenbrände, Methanfreisetzung, verminderte Strahlungreflexion durch Eisschmelze) drohen den Temperaturverlauf explosiv zu machen und die höhere Biosphäre sowie die Menschheit in einer «hothouse earth» auszulöschen. Unterwegs wird zuerst das Finanzwesen zusammenbrechen (die Negativzinsen sind ein getreues Marktabbild der ausweglosen Situation), Ihre «flächendeckende Dienstleistungsgesellschaft» wird sich als überflüssig zersetzen, die Industriegesellschaft redimensioniert, es resultieren ein Heer von Arbeitslosen, soziale Unruhen und Hungersnöte. Migrationen von Milliarden und Kriege sind obligatorisch abzusehen. Die bevorstehenden Wahlen sind dafür ziemlich irrelevant.
Man kann sich fragen, wer die Kalamität zu verantworten hat. Der grosse Journalist Arnold Hottinger sagte mir, es sei auch ein Versagen «von uns» (er meinte Presse und Medien) gewesen. Es ist auch ein Versagen der Wissenschaft, die vielfach nicht klar gesprochen hat.
Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass man darüber in den Zeitungen nichts liest. Bei der NZZ bin ich inzwischen zum Schluss gekommen, dass der Abopreis so hoch ist, weil man dafür bezahlt, nichts darüber lesen zu müssen. So kann der brave Bürger ungestört weiter schlafen.
Mit freundlichen Grüssen
Lukas Fierz
Alt-Nationalrat

Dienstag, 30. April 2019

Verneigung vor Greta

Seit dem ersten Bericht des "Club of Rome" 1972 und seit dem Buch von Paul Ehrlich "The Population Bomb" 1968 war klar, dass die technokratische Wachstumsphilosophie eine Sackgasse ist. Zwar hat die grüne Revolution die Erträge verdoppelt und die Bevölkerungsbombe für eine Generation entschärft, aber das Problem ist nicht aufgehoben. Seit dem Jahr 2000 wurde auch immer klarer, dass die Klimaerwärmung ein ernstes Problem wird.

In der Schweiz etablierte sich seit den Siebziger- und Achtzigerjahren eine Grüne Partei, die versuchte, Antworten auf die neuen ökologischen Herausforderungen zu finden und anzubieten, zuerst durchaus im Rahmen liberal-bürgerlicher Vorstellungen. Von Anfang an wurde man von der bürgerlichen Presse - sofern man nicht überhaupt ignoriert wurde - systematisch lächerlich gemacht und als "links" abgestempelt, was zumindest in den Anfängen nicht zutraf. Die linken Kreise schauten dagegen die neue Konkurrenz scheel an. Der politische Effekt blieb eigentlich bis 2018 fast bei Null, obschon man schon 2015 zum Schluss kommen musste, dass die Klimaerwärmung das einzige Problem ist, auf das es jetzt noch ankommt. Lieber beschäftigten sich Medien und Öffentlichkeit mit Genderismus, Kopftüchern und anderen Nebensächlichkeiten.


Greta Thunberg streikt


Greta Thunberg, das 16-jährige Mädchen mit den Zöpfen hat geschafft, was die Grüne Bewegung seit vierzig Jahren nicht geschafft hat: Das Thema der zusammenbrechenden Umwelt auf den Tisch zu zwingen. Ihre Idee des Schulstreiks hält den Erwachsenen ihre Pflichtvergessenheit im Spiegel vor. Niemand kann ausweichen.

Die "Autoritäten", die das Problem weiterhin ignorieren wie Roger Köppel, Henryk M.Broder, Pater Martin Rhonheimer  oder die Redaktoren der WELT und der NZZ vermuten hinter Greta und ihrer Bewegung Manipulation, Fremdsteuerung und Kindsmissbrauch und reagieren entsprechend mit Kopfschütteln, Herablassung, Mitleid, selbstgerechter Empörung oder Hohn.

Wer dagegen das Problem sieht kann sich nur dankend verneigen.