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Freitag, 13. März 2020

Wissenschaftszensur bei der NZZ

Die Neue Zürcher Zeitung führt bekanntlich im Feuilleton eine peinliche Kampagne gegen die Klimawissenschaft mit inzwischen mindestens 22 Beiträgen von Nichtfachleuten, aber dort sind  Literaten unter sich, und so gilt: "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun".

Neulich schrieb in der NZZ ein Kenner, nämlich Dr. Walter Hehl, ehemaliger Leiter des Kundencenters beim legendären IBM-Forschungslabor Rüschlikon, welches zwei Nobelpreise gewonnen hat. Dieser Mann mit grosser Erfahrung in  angewandter Technologie erwähnt unter dem Titel "Klimawandel - die Natur spielt mit" die fatalen Selbstverstärkungsmechanismen der Erwärmung, welche in den Voraussagen des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) ignoriert werden z.B:
  • Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  • Wolken, Eis und Schnee schwinden, dadurch steigt die Wärmeabsorption der Erde.
  • CO2-absorbierende Wälder und Savannen werden durch Wüsten ersetzt. 
  • U.s.w.
Hehl folgert, dass Klimapessimisten wie Jonathan Franzen nicht lächerlich seien, und dass "ein wenig Verzicht in den nächsten fünfzig Jahren" uns nicht retten werde. 


Waldbrand in Australien

Erfreut gratulierte und dankte ich dem Autor in einem kurzen mail mit der Hoffnung, dass auch die NZZ sich jetzt endlich einer faktenbasierten Diskussion stellen werde. Postwendend kam Antwort, dass in der darauffolgenden Woche noch ein zweiter Artikel über die Problematik von technologischen Massnahmen wie Carbon Capture geplant sei.

Verfrühte Freude. Wenige Tage später kam noch ein mail: Den zweiten Artikel werde die NZZ nicht drucken, er sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt. Auch der erste Artikel sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt worden. Nur wegen einer redaktionsinternen  Kommunikationspanne sei er erschienen: Hehl hatte den Artikel nicht nur der Wissenschaftsredaktion geschickt, sondern auch einem ihm bekannten Redaktor, der ihn ohne Rücksprache in den Druck gab und dafür von der Redaktion einen Verweis fasste.    

Ein Grund für die Ablehnung der Artikel ist nicht ersichtlich. Sie beleuchten offensichtliche Lücken der mainstream-Berichterstattung. Fehler können höchstens Details betreffen, die man leicht hätte beseitigen können. Und wenn 22 Schwätzer, die nichts verstehen, im Feuilleton schreiben dürfen, so müsste man doch einem Veteran der Schweizerischen angewandten Technologie ohne weiteres eine Plattform geben. 

Bekanntlich bemüht sich die NZZ mit Erfolg, im rechten Spektrum Deutschlands Leser zu fischen, und es mag sein, dass sie sich mit der verzerrten  Klimaberichterstattung bei der Deutschen AfD anbiedern will. Das ist beschämend und unschweizerisch. Und "Denn sie wissen nicht was sie tun" gilt jedenfalls nicht für eine Wissenschaftsredaktion. 







Sonntag, 10. November 2019

NZZ steckt Kopf in Sand

(Update 4.4.2020)

Sehr geehrter Herr Scheu,

Als Abonnenten der NZZ lesen wir heute den mindestens neunzehnten Artikel gegen die Klimaproteste, diesmal aus Ihrer Feder gegen die Extinction Rebellion. Die anderen waren meist im Feuilleton, Sie werden sie kennen, teils zeichneten sie sich durch unsägliche Dummheit aus (Bolz, Acklin, Mai), andere sind hier.

Ich möchte Ihnen als verantwortlichem Feuilletonredaktor deshalb die Frage stellen: Sind Sie sich eigentlich klar darüber, dass die schon genug schlimmen Voraussagen des IPCC vier bekannte verschlimmernde Faktoren unterschlagen?
  1. Das Abschmelzen des Eises vermindert die Erdreflexion was den vorausgesagten Temperaturanstieg um 20 oder mehr Prozent erhöhen kann.
  2. Die CO2-Konzentration in der Luft und der jährliche CO2-Ausstoss bleiben nicht stabil sondern steigen weiter an, was das IPCC nicht berücksichtigt.
  3. Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  4. Die Ur- und Regenwälder gehen weltweit durch Rodung, Trockenheit und Brände zurück, können so immer weniger CO2 binden, und strafen damit den CO2-Ablasshandel mit Zertifikaten Lügen.
Das sind alles keine alarmistischen Behauptungen sondern unbestrittene Fakten.
 
Alle diese Feedbackschleifen müssen irgendwann zu einer sich beschleunigenden Runaway-Situation führen. Die immer schneller ansteigenden Temperaturkurven und der jetzige Sommer mit fast 400 gebrochenen Temperaturrekorden sowie die diesjährigen heissesten je gemessenen September und Oktober wecken den Verdacht, dass wir schon mitten in diesem Prozess sind. Hansen hat 1988 das erste gute und bis jetzt funktionierende Klimamodell eingeführt. Er ist der Meinung, dass wir den Point of No Return schon 2010 überschritten haben und seine Prognosen sind dramatisch.            


Wir können somit die Prognosen des IPCC in die Kategorie der politischen Schönrednerei einordnen. Und was die Politik bisher weltweit und hierzulande getan hat ist völlig ungenügend. Die Forderung nach radikalen Massnahmen ist angesichts dieser Inertie verständlich und berechtigt, man müsste nur noch diskutieren, welche radikalen Massnahmen nötig sind. Im Rahmen unseres bisherigen Denkens werden sie jedenfalls nicht liegen.
 
Es ist mir rätselhaft, wie die NZZ angesichts dieser dramatischen Situation soviel ihres von uns dummen Abonnenten bezahlten wertvollen redaktionellen Raums für Bagatellisierer und Schwätzer reservieren kann und daneben über das wirkliche Problem nur sporadisch und zögerlich berichtet. Auch Ihr Spezialist Herr Tietz scheint mir das Problem nicht wirklich begriffen zu haben oder begreifen zu wollen, oder vielleicht darf er auch nicht schreiben was er denkt, falls er denkt.

Mit freundlichen Grüssen

Lukas Fierz