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Freitag, 16. April 2021

Covid-Impfung ohne Spritze – ein offenes Rennen

(erstmals erschienen auf Insideparadeplatz am 16.4.2021)

Wer ein Vakzin zum Schlucken zustandebringt, der knackt den Jackpot. Denn in der armen Welt sind die heutigen Stoffe nicht massentauglich.

Alle zugelassenen Covid-Impfstoffe werden gespritzt, was von ängstlichen Leuten verweigert werden kann. Spritzen und Kühlkette brauchen Infrastruktur, Fachpersonal und Geld, wovon nicht in jedem Land genug vorhanden sind.

In Ländern mit ungenügender Durchimpfung entstehen resistente Virusvarianten, welche die Pandemie endlos machen können. Dieses Problem ist global, kann nur global gelöst werden, und zwar kaum mit einer Spritzimpfung.

Grosses Interesse findet deshalb neuerdings die Möglichkeit von Schluckimpfungen oder Impfungen über die Nase. Tönt utopisch, aber Nahrungsmittelallergien und Heuschnupfen beweisen, dass das Immunsystem auch dort reagiert; und es gibt den Präzedenzfall der Polio-Schluckimpfung.

Eine geschluckte Impfung muss zuerst den Magen überleben: Was auch immer man als Antigen verwendet, muss es so verpackt werden, dass ihm die Magensäure nichts anhaben kann und es sich erst im Darm auflöst. Das braucht spezielles Knowhow ausserhalb der Immunologie.

Solche Vakzine sind oft wärmestabil und billig. Sie könnten per Post verschickt und durch Laien selber angewendet werden. So erhielte man mehr Reichweite für weniger Geld.

Virosom (Bild: Mymetics)

Nun zu den einzelnen Entwicklungen und Entwicklern:

  • Die Firma Vaxart (NASDAQ:VXRT) aus San Francisco entwickelt schon länger Schluckimpfungen gegen das durchfallerregende Norovirus and gegen das gebärmutterkrebserregende Papillomavirus. Zusammen mit Janssen (Tochterfirma von Johnson & Johnson) entwickelt sie eine orale Grippeimpfung, welche in einer Phase II-Studie bessere Resultate ergab als eine etablierte Spritzimpfung – bei Bestätigung durch eine Phase III-Studie wäre das eine absolute Sensation. Vaxart's Covid-Impfstoff ergab guten Schutz im Tierversuch, und eine Phase I-Studie am Menschen erzeugte zelluläre Immunität und lokale Ig-A Antikörper, jedoch keine IgG-Antikörper im Serum, was zu einem Kurssturz führte. Das scheint ungerechtfertigt, weil auch einer von sechzehn Covid-Geheilten keine Serumantikörper aufweist, und weil Tierversuche zeigten, dass bei niedrigen Antikörpern die zelluläre Immunität schützt. Und wenn diese Impfung das Virus am Erreichen des Blutstroms hinderte, wäre das Fehlen von Serumantikörpern kein Nachteil. Nur der klinische Versuch kann das klären.
  • Die private englische iosBio (früher Stabilitech) entwickelte Schluckimpfungen gegen das Zika-Virus und die Influenza unter Zuhilfenahme eines Adenovirus-Vektors. Zusammen mit ImmunityBio (NASDAQ:IBRX) aus Los Angeles arbeitet sie an einem oralen Covid-Impfstoff, der im Affenversuch zelluläre Immunität und Antikörper produzierte. Es läuft jetzt eine Phase 1 Studie, in der zwei Impfdosen hintereinander verimpft werden, und zwar in allen denkbaren Kombinationen von gespritzt und geschluckt. Die persönliche Unterstützung des Chefs von ImmunityBio, Patrick Soon-Shiong, einem Arzt und Multimilliardär, wird dafür sorgen, dass ihnen die Mittel nicht ausgehen.
  • Die schweizerische Mymetix Corporation(OTC:MYMX) verfolgt die Route über die Nase. Mit der US-Grossfirma Catalent (NYSE:CTLT) teilt sie intellektuelles Eigentum darüber, wie man antigenes Material in virusartige Partikel packt (sogenannte Virosomen). Der nasale Impfstoff wird mit dem Baylor College von Texas entwickelt und ergab vielversprechende Resultate im Tierversuch.
  • Neu im Rennen ist Oravax, ein Joint-venture. Oramed (NASDAQ CM:ORMP) aus Israel steuert das Know-how in der oralen Anwendung von Medikamenten bei, und die indische Premas Biotech Pvt. Ldt liefert den Impfstoff, dessen drei Antigene auch gegen Virusvarianten aktiv sein sollten. Die Produktion in Hefezellkulturen ist billig und in Grossmengen möglich. Klinische Versuche starten in diesem Quartal, Zulassung erhofft man innert sechs Monaten.
  • Professor Kremser, Direktor des Instituts für Tropenmedizin Tübingen, berichtete dem österreichischen „Kurier“ im Januar, dass er eine Schluckimpfung OraCOV gegen Covid entwickle, zusammen mit den zwei privaten US-Firmen Protein Potential und Sanaria Inc. Verwendet wird ein modifizierter Typhusimpfstoff, Tierversuche seien ermutigend. Professor Kremser leitet auch die klinischen Versuche von Curevac (NASDAQ:CVAC), aber diese Entwicklung scheint mit Curevac nichts zu tun zu haben. 
  • Weniger in Erfahrung zu bringen ist über Immunitor, eine Firma aus Vancouver in Kanada, welche Schluckimpfungen gegen eine Vielzahl von Krankheiten entwickelt. Gegen Covid verwenden sie Tabletten mit hitzeinaktivierten Viren aus menschlichem Blutplasma. Ein Phase-1 Versuch am Menschen soll im Mai beendet werden.
Wenn man all diese Daten anschaut, ist eigentlich nicht mehr die Frage, ob eine Impfung ohne Spritzen möglich wird, sondern eher wann und wie. Denkbar wäre die Anwendung geschluckt oder durch Nase allein, oder als zweite Impfung nach Spritzimpfung, oder auch als spätere Auffrischung, beziehungsweise Nachimpfung gegen Varianten.

Die meisten der erwähnten Unternehmen produzieren hohe Verluste. Und wie bei den mRNA-Vakzinen könnte das Rennen vielleicht nicht nur einen, sondern zwei oder drei Gewinner hervorbringen.

Aber sicher auch Verlierer. Auf der Verliererseite könnten plötzlich die Firmen stehen, die jetzt mit der Spritzimpfung Milliarden scheffeln, nur würde es nicht überraschen, wenn auch diese im Geheimen bereits an Schluckimpfungen arbeiten würden.

Börsenempfehlungen kann man nicht wirklich abgeben. Ich hätte lediglich offenzulegen, dass ich schon seit einiger Zeit einige Aktien von Curevac und Vaxart halte.

Sonntag, 11. April 2021

Scheinfunktion Risk-Officer

(Erstmals erschienen auf Insideparadeplatz.ch am 8.4.2021)

Für die Credit Suisse hatte ich früher ein gewisses sentimentales Interesse, wegen 1’000 sozusagen historischen CS-Aktien, die ein Vorfahre einst bei der Gründung erworben und mir über die Generationen vererbt hatte.



Ich habe diese Aktien rechtzeitig abgestossen und auch schon meine Enttäuschung über die CS geäussert (siehe unten). Und schon haben wir den nächsten Skandal: ungeheure Risiken, die Chief Risk Officer wird in die Wüste geschickt – was läuft hier ab und was läuft falsch?

Auch ein Laie darf sich ja Überlegungen machen. Das erste Mal zweifelte ich am Risikomanagement dieser Bank schon vor 25 Jahren.

Ich behandelte als Arzt eine CS-Filialleiterin aus einem Alpental mit Grandhotels, Tourismusbetrieb und Kurgästen, ein Bergkind aus einer abgeschlossenen Region, wo die Einheimischen nicht viel reden, wo aber jeder jeden kennt, wo jeder von jedem bis zurück zum Urgrossvater weiss, wer Rechnungen pünktlich bezahlt, wer Schulden macht, wer ein Spieler oder Angeber ist, wer seriöse und termingerechte Arbeit liefert, wer eine ruinöse Scheidung hinter sich oder gar noch vor sich hat, wer säuft oder wer querulatorische Prozesse führt.

Alles fast wie zu Gotthelfs Zeiten.

Wer kann Kreditgeschäfte in einer solchen geschlossenen alpinen Gesellschaft besser beurteilen, als eine Filialleiterin die dort aufgewachsen ist und von Familie und Schule, vom Trachtenchörli und den Abfahrtsrennen im Sportverein jeden kennt und über jeden Erkundigungen einziehen kann?

Sie hat mir mal nebenbei geklagt, dass die Credit Suisse in ihrer Weisheit den Filialleitern jetzt die Kompetenz zur Krediterteilung entziehe und in Zürich zusammenfasse. Aber die dort unten hätten ja keine Ahnung, wie es bei ihnen oben laufe, und viele Entscheide seien nicht nachvollziehbar.

Die Gründe für die Neuorganisation konnten somit kaum in der Sache liegen, schliesslich musste man kein grüner Anhänger von Dezentralisation und „Small is beautiful“ sein, um einzusehen, dass man solche Situationen in einer solchen Gesellschaft vor Ort besser beurteilen konnte.

Wahrscheinlich wollte einer dort unten seinen Machtbereich vergrössern, um Direktor oder Generaldirektor zu werden – übliches Säugetierverhalten halt.

Banking ist – wie die Medizin – ein risikobehafteter Beruf. Niemandem in der Medizin würde es einfallen, die Risiken irgendjemandem zu delegieren, beispielsweise einer spezialisierten Beurteilungsstelle oder einem Chief Risk Officer.

Denn nur der, der den Fall am besten kennt, kann das Risiko am besten beurteilen, und das ist halt der Mann (oder die Frau) an der Front, welche(r) den Fall managt.

Das wird im Banking kaum anders sein. Ich kann deshalb nicht glauben, dass ein Chief Risk Officer irgendwelche Risiken für die Bank abwenden kann, denn er kann die Abertausende von Geschäften, die jeden Tag abgewickelt werden, unmöglich kennen, und er ist nie vor Ort.

Und was nützt ein Heer von Risk-Managern und Mathematikern im Backoffice, wenn man an der Front nicht merkt, dass der fromme koreanische Grosskunde ein vorbestrafter Grossbetrüger ist? Ganz zu schweigen vom nächsten „Black swan“.

Im Klartext sind der Chief Risk Officer und seine Leute lediglich als Bauernopfer und Sündenbock bezahlt, damit man jemanden in die Wüste jagen kann, wenn etwas schief läuft.

Das heisst, sie wenden nicht Risiken von der Bank ab, sondern nur von den wirklich Verantwortlichen. So jetzt wieder bei der Credit Suisse.

Wie lange werden Publikum und Aktionariat (also unsere Pensionskassen) noch an solche Scheinmanöver glauben? Und wie lange werden Publikum und Aktionariat (also unsere Pensionskassen) noch obszöne Millionenboni für Zocker garantieren, die selber null Risiko laufen, weil sie kein eigenes Geld investiert haben?

Und wann wird man die nächste Bank mit Steuergeldern sanieren müssen?

In Erinnerung kommt einem, was C. Northcote Parkinson schon 1957 gesagt hat, nämlich, dass eine so verkommene Institution unrettbar verloren sei. Einzige Lösung bleibe, das Personal mit hervorragenden Arbeitszeugnissen zu versehen und an die gefährlichste Konkurrenz wegzuempfehlen sowie alle Geräte und Dokumente zu entsorgen. Die Gebäude seien hoch zu versichern und dann anzuzünden.

Erst wenn nur noch eine geschwärzte Ruine zurückbleibe, sei ein Rückfall ausgeschlossen.

Nur werden unsere Regierungsstellen solche Überlegungen ganz sicher nicht aufgreifen, erhalten unsere Bundesrätli doch bei Wohlverhalten von den Banken regelmässig ein Verwaltungsratssitzli bei Rücktitt.


Weiteres zumThema:

https://insideparadeplatz.ch/2019/09/26/obszoene-bankerloehne-als-symptom/

https://insideparadeplatz.ch/2019/10/16/banken-inkompetenz-und-neid-als-toedliche-infektion/

C.Northcote Parkinson: Parkinson’s Law or the Pursuit of Progress (1957). Der ganze Text findet sich online hier.




Dienstag, 16. März 2021

We are too many - A Taboo


(first published in German on Infosperber.ch june 27th 2019, updated june 20th 2020)

It’s our population growth that underlies just about
every single one of the problems that we’ve inflicted
on the planet. If there were just a few of us, then the
nasty things we do wouldn’t really matter and Mother
Nature would take care of it — but there are so many
of us.” (Jane Goodall, 2010)

When I was born in 1941, the earth had 2.5 billion inhabitants and Switzerland four million. Now the earth is marching towards eight billion inhabitants and Switzerland towards eight million.

With current diets it is only possible to feed this number of people with intensive agriculture, meaning a massive supply of fossil energy, mechanisation, pesticides and fertilizer, all of which ruin biodiversity and soils amd procudes greenhouse gases while we should no longer use fossil energy due to global warming. And the fertilizer stores are finite, they only last for a few hundred years.

Sustainable biological management without the supply of energy and fertilizer could feed far fewer people.

But this is not the end of the calamities: Global warming will, on balance, bring about a reduction in global crop yields and thus increase the imminent pressure from hunger, migration and wars. And the huge number of people who also want to consume - in China, South America, India and Africa - make global warming uncontrollable.

The massive increase in people, domestic animals and cultivated land has cut the habitats of wild animals and forests to an extent that amounts to strangling.  


This is not simply a loss of natural romanticism, because there is a risk of fundamental disturbances and imbalances in nature: For example, the plant world depends on the insects for pollination and reproduction. Therefore species extinction is also a deadly threat to humans. That is why the famous insect researcher and ecologist E.O.Wilson in his book "Half the Earth" demands that we reserve half the earth's surface for wildlife - in our own interest.

The large population has other consequences: A city of 100,000 or 150'000 people can be operated without cars and almost without local public transport. Only in larger cities do the large and inefficiently energy-consuming commuter flows arise, which make us more dependent on fossil energy and poison the biosphere with CO2.

Certain excesses of tourism can also be explained by population pressure: Popular tourist destinations in Switzerland and elsewhere are so ruined by overbuilding and overuse that you don't feel like going there anymore, just think of Davos, St. Moritz, or Crans -Montana. In the search for "unspoiled nature" one then uses air-transport and long-distance tourism, thereby also ruining the rest of the planet.


By increasing the human population on the cost of everything else living we move towards a sort of human monoculture, which as any monoculture becomes increasingly susceptible to infectious and epidemic diseases.  

Last but not least, Gunnar Heinsohn has shown that a large male birth surplus translates into war ("war index"), a mechanism that historians had previously overlooked.

One birth less has a far greater effect on the CO2-footprint than all other individual measures combined:



If we still had a world population of 2.5 billion, like in 1941, the environmental catastrophe would have been easier to avert. With a world population going towards 8 or 10 billion and beyond, it is more than questionable if we can still get the curve. And, even if we get this curve, a world without motorcars, flights and meat could be acceptable, - but a world without cows, milk, butter, cheese, with protein from grasshoppers and maggots ...?

It is therefore surprising how concerns about overpopulation are tabooed and even demonized in public conscience and discussions. A good example was the Swiss popular initiative "Ecopop", which wanted to channel a small part of the aid to developing countries into supporting voluntary (!) birth control. Among the initiators I know Benno Büeler, a mathematician and agronomist who has visited many developing countries and knows from "boots on the ground" experience how the catastrophic overuse of pastures is destroying fertile lands, not even taking into account global warming.

All Swiss parties opposed this initiative. One can accept that. But it was alarming that the Green member of parliament and parliamentary group leader Balthasar Glättli in his book "The creepy ecologists" puts Büeler and the people of Ecopop close to fascism: A malicious and mean slander, and, what is worse, the proof that Mr.Glättli does not understand the problem at all, just as little as the Green party leader Regula Rytz, who piously and missionarily joined in his choir. Among the Green leaders only the Green members of parliament Bastien Girod and Yvonne Gilli tried to discuss this issue in an extremely cautious paper in 2009 which hoewever was suppressed internally by militantly orthodox Greens.

I was able to personally confront Mr.Glättli at a book presentation in Bern, and he had to admit that Benno Büeler was well informed and honest, and that linking him with fascism had no factual base at all. 

Because Glättli had previously campaigned for the admission of tens of thousands of Syrians in Switzerland, I then explained to him that even if the two-degree target of global warming were met, large parts of the Middle East, Africa and Southern Europe would dry up, and that hundreds of millions of migrants to Europe had to be expected in the next few decades. I then asked how he saw the solution of this problem. His short answer, "One cannot handle this".

It seems that he and many orthodox Greens prefer to throw themselves into a feel-good pose and to bathe in the consequent popular success ("we are so humane") instead of really facing the problems. I call this variety of greenery the faith healers. They imagine that with good intentions, success is guaranteed. This might be naive, but such lack of awareness does not nix responsibility. I have learned from medicine to apply extreme mistrust to such attitudes, because they actually risk to provoke the opposite of the intented result. And we should not forget how Molières bigot Tartuffe mischievously justified the vileness of his actions by the purity of his intentions.

In the so-called developed nations, we no longer have surplus births. But if you really wanted to face the problem, you would have to conclude that there are too many of all of us: The first report by the Club of Rome from 1972 came to the conclusion that the ecosystems will tip over somewhere in the mid-21th century, unless various measures AND a stabilization of the population at level 1972 take place (then four billion). In a later paper they thought, the limit might be higher, but anyway an always increasing world population cannot be sustainable, certainly not if we want to guarantee even modest prosperity for everyone. If, in our own interest, we were to assign half of the habitats to wild animals with E.O. Wilson, the earth would probably at most have room for one or two billion people. 

However, we are on the way to a global temperature rise of 4 degrees by 2100 and the director of the Potsdam Institute for Climate Research, Johan Rockström, an expert on the limits of the planet, does not see how the earth then could feed todays population, maybe not even half. And what happens to the rest?

Almost no one dares to speak about this, not even most of the Greens. This is counterfeiting. However recently the young US MP Alexandria Ocasio-Cortez (* 1989) made statements in this regard. And the website "All in to save the world" lists the one-child family as the number one priority among the measures everyone can take. If you want to reach a billion people on Earth, you need the one-child family for almost three generations.

Some other articles in English:

Montag, 22. Februar 2021

Kommunikationsplan AG als Söldner ausländischer Giftkonzerne

Eine Website mit dem heimatverbundenen Namen "Swiss-Food.ch" singt das Hohelied des Monsanto-Bayer Bienengiftes Glyphosat und behauptet "Pestizide schützen unsere Lebensmittel nicht nur auf dem Feld, sondern auch während der Verarbeitung bis auf den Teller". Davon, dass sie dann auch in Magen und Blut gehen, wird nicht mehr gesprochen.  

"Pestizide sind schuld am Insektensterben" - das sei ein Mythos. "Pestizide schaden der Biodiversität", "Chemie ist Gift", "Unserem Wasser geht es schlecht" - auch alles Mythen, denn "um die Insekten stehe es besser als vermutet". Illustriert wird das Ganze mit makellosen Supermarket-Tomaten und Bildern von stramm ausgerichteten Monokulturen, garniert mit Pressezitaten aus der NZZ. 

Kein Wort von den Gewässern, in denen keine Lebewesen mehr zu finden sind. Kein Wort davon, dass die Gifte alle immer nur einzeln geprüft werden, dass wir aber Mensch und Umwelt permanent einem polyvalenten Cocktail aussetzen, dessen Zusammenwirken ungeprüft bleibt. Kein Wort über die warnenden Stimmen von Fachleuten über den prekären Zustand unserer Böden und Gewässer.

Interessant wird es beim Impressum. Zwei Firmen stehen dahinter:

Einerseits die 1853 gegründete Deutsche Firma Bayer, deren Labor in Leverkusen 1936 Tabun und dann Sarin entwickelte, die ersten Nervengase der Nationalsozialisten und Urvater vieler Insektenvertilgungsmittel. Zwar waren deutsche Chemiefirmen 1925-1945 vorübergehend zur IG-Farben zusammengefasst. Trotzdem firmierten die Firmen bis in den Krieg weiterhin auch unter eigenem Namen, z.B. die Behringwerke für Impfstoffe, Bayer für viele pharmazeutische Produkte. Die Ampullen für Versuche an KZ-Häftlingen in Auschwitz waren mit Bayer angeschrieben (die meisten Häftlinge starben). Überliefert ist auch eine Korrespondenz von Bayer mit dem Kommandanten des KZ Auschwitz Höss, in dem 150 KZ-Häftlingsfrauen à 170 Reichsmark pro Stück für Schlafmittelversuche bestellt wurden. Ein späteres Schreiben: “Die Versuche wurden gemacht. Alle Personen starben. Wir werden uns bezüglich einer neuen Sendung bald mit Ihnen in Verbindung setzen.”(Veröffentlicht durch Zentralkommission zur Untersuchung der Naziverbrechen in Polen. Jan Sehn: Konzentrationslager Oswiecim-Brzezinka - Auschwitz-Birkenau, Warszawa 1957, S. 89 f. Fn.2, Nürnberger Dokumente NJ. 7184)

Bayer-Praeparat Be 1034 für Menschenversuche in KZ's
Die meisten Häftlinge starben daran

Bayer hat unlängst den US-Agrochemiekonzern Monsanto geschluckt und sich damit Milliardenklagen wegen des Bienengiftes Glyphosat eingehandelt.

Andererseits Syngenta, Hersteller von über Hundert Agrargiften in chinesischem Besitz.     

Beide Firmen können weder als Schweizerisch bezeichnet werden, noch produzieren sie Nahrungsmittel. Der Name "Swiss-Food" wurde offenbar vom cleveren Betreiber der Website erfunden, der Kommunikationsplan AG in Zürich. 

Dort tummeln sich Iso Rechsteiner, studierter Germanist und Theologe, ehemals Direktor bei Schweizer Radio DRS und späterer Chief Communications Officer und Head Public Affairs der SRG mit langjähriger Erfahrung in Kommunikationsbegleitung von Führungspersönlichkeiten. Oder Urs Rellstab, ehemaliger Chefcampaigner der Economiesuisse. Zusammen sind sie ein gutes Dutzend von lächelnden Senior Consultants, Textern, Partnern, Medientrainern, Krisenkommunikatoren und Digital Advisors, die gemäss eigener Auskunft für Schlagkraft in Presse, Medien und digitalem Raum sorgen. 

Interessant die Kundschaft: Da ist nicht nur Bayer und Syngenta. Für Avenergy und Schweizer Gasindustrie verteidigt Kommunikationsplan AG die fossilen Energieträger. Weiter unterstützt Kommunikationsplan zahlreiche mächtige Verbände: Economiesuisse, Swissmem, Schweizerische Zementindustrie (Cemsuisse), den Dachverband der Bauwirtschaft (Bauen Schweiz) und Implenia, Schweizerische Bankiervereinigung und Schweizerischen Versicherungsverband oder den Städteverband. Mit SRG und SRF werden alte Seilschaften bedient.

Kommunikationsplan AG als Söldner für jeden, der zahlt. 

Eher überraschend in dieser Gesellschaft Gesundheitsorganisationen wie das Bundesamt für Gesundheit, der Verband Zürcher Krankenhäuser, die Hirslanden-Kliniken, die Spitäler St.Gallen, die Zürcher Belegärztevereinigung, die Gesundheitszentren in Dielsdorf und Lengg. Ob sie und die Gemeinden Dürnten, Männedorf, Richterswil, Zumikon und die Reformierte Gesamtkirchgemeinde Thun überhaupt wissen, mit wem sie da geschäften?


Literaturhinweise zur Verstrickung von Bayer in KZ-Versuchen:

https://www.tu-chemnitz.de/fsr-chemie/igfarben/files/IG_Farben_Reader.pdf  (S.91)

Fleckfieberforschung im Deutschen Reich 1914 - 1945 (uni-marburg.de) (S.157)

„Chronicles of Terror”. Base of testimonies of the Witold Pilecki Institute of Solidarity and Valor - Kłodziński Stanisław (zapisyterroru.pl)

„Chronicles of Terror”. Base of testimonies of the Witold Pilecki Institute of Solidarity and Valor - Fejkiel Władysław (zapisyterroru.pl)

„Chronicles of Terror”. Base of testimonies of the Witold Pilecki Institute of Solidarity and Valor - Tondos Władysław (zapisyterroru.pl)

 

Freitag, 5. Februar 2021

Les absents ont toujours tort

In unserer kleinen Wohnküche spielt sich unser halbes Privatleben ab: Da wird gefrühstückt, gekocht, gegessen, Kaffee und Tee getrunken, gequatscht, Projekte ausgeheckt, Post und emails verarbeitet, kurz wir sind oft hier.

Seit Jahrzehnten steht vor dem Küchenfenster ein Futterhäuschen für die Vögel, draussen auf dem Fenstersims, erhöht durch einen Styroporklotz, damit wir die Besucher gut sehen. Immer bei Frost und Schnee befüllen wir das Häuschen mit Vogelfutter, mal mit Körnchen, oder zur Abwechslung mit  fetthaltigen Samen. Da kamen sie denn in Scharen aus den umliegenden Gärten. Wenn wir über die Vogelart nicht sicher waren gab es ein Buch mit Bildern und Beschreibungen. Man versuchte, den Kindern, die Grundbegriffe beizubringen, also einen Spatz sollte man schon von einer Kohlmeise, und diese von einer Blaumeise unterscheiden können. Manchmal kam auch eine Taube. 

Früher brauchte man in einem Winter wohl zwei oder sogar drei Packungen mit Vogelfutter. Einmal befüllt wurde das Häuschen manchmal in wenigen Tagen radibutz ausgefressen. Wenn das Häuschen besetzt war warteten die nächsten Kunden schon im nahegelegenen Busch. Und um das Häuschen immer eine Riesensauerei von ausgefressenen Körnchenschalen.  

In den letzten Jahren wurden die Gäste seltener. Vom Futtersack des letzten Jahres blieb die Hälfte übrig. Als es jetzt wieder so kalt wurde haben wir die andere Hälfte nachgefüllt. Aber es ist niemand gekommen. Das Futterhäuschen bleibt voll, das Fenstersims sauber. Nie hat mich Sauberkeit so gestört und erschreckt, wie hier. 

Ich hab mich bei der Vogelwarte Sempach erkundigt: Ja, sie bekämen solche Meldungen in Briefen und Anrufen aus der ganzen Schweiz. Aber es sei möglich, dass die Vögel auf den freien Feldern mehr Futter fänden als in den Städten. Nur, ich beobachte und befülle solche Futterhäuschen seit über 60 Jahren. Noch nie ist mir ein Winter vorgekommen, wo kein Vogel erschienen ist und nichts gefressen wurde. Das ist unheimlich. Und werden wir nicht auch betreffend Klima von den sogenannten Fachleuten mit beschönigenden Halbwahrheiten abgefertigt?

Wie dem auch sei, nachgewiesenermassen verschwinden langsamer oder schneller die Insekten, und mit ihnen reduzieren sich die Vogelpopulationen, wie Rachel Carson vor 50 Jahren in "Silent Spring" vorausgesagt hat. Niemand hörte auf sie. Zwar hat man einige besonders giftige Pestizide verboten, aber im Grundsatz hat sich nichts geändert. Die Migros verkauft integrierte Produktion, mit auf dem Papier angeblich verminderter Pestizidbelastung. Bauernverband, SVP, viele Parlamentarier und die Chemielobby sträuben sich mit Händen und Füssen gegen Verbote. Die Forderungen verzweifelter Aktivisten werden von Parlament und Bundesrat auf jene "ausgewogenen" Lösungen verdünnt, denen wir die jetzige Misere zu verdanken haben. Und das Stimmvolk? Wird es im nächsten Sommer alles abnicken?

Und die Vögel? Ach, die sind ja eh schon nicht mehr da. Les absents ont tort. 

 


Freitag, 25. Dezember 2020

mRNA-Impfung: Nobelpreiswürdig

(Erschienen auf Insideparadplatz.ch am 25.12.2020, mit bisher 166 meist feindseligen Kommentaren, aktualisiert am 22.3.2021)

Diesen Nobelpreis kann man voraussagen: Noch nie war eine Impftechnik so sauber und elegant wie die neue mRNA-Impfung bei COVID. Wie war das denn früher?

Beim Impfen gegen Viren brachte man immer Virusbestandteile in den Körper ein, welche er zu erkennen und neutralisieren lernen sollte. Aber so einfach war das nicht.    

Impfen ist ein "messy business"

Jahrhundertealt ist die absichtliche Infektion mit dem vermehrungsfähigen Kuhpockenvirus, welches für  Menschen harmlos ist, aber vor Pocken schützt. Ein vermehrungsfähiges Virus steckte auch in der Schluckimpfung gegen die Kinderlähmung. Zwar war es abgeschwächt, selten verursachte es trotzdem Lähmungen wie die echte Polio. Man verwendet deshalb heute den abgetöteten Impfstoff nach Salk. Aber auch das Abtöten ist ein kritischer Schritt, der beherrscht werden muss und schiefehen kann.   

Dr.Jenner gewinnt Kuhpockenvirus

Zudem müssen Viren zur Gewinnung in lebenden Geweben vermehrt werden: Früher in Tieren oder Hühnereiern, heute meist in Zellkulturen. Daraus gewinnt man zuerst eine virushaltige Suppe, von der nur zu hoffen ist, dass sie keine anderen Viren enthält.  Aus dieser müssen die Virusbestandteile herausgetrennt werden, mit denen man impfen will. Das gelingt naturgemäss nie vollständig, es bleiben Reste der Wirtszellen oder der Hühnereier, welche u.a. allergische Reaktionen auslösen können. Um Virusbestandteile gegen die man impfen will in den Körper einzuschleppen kann man auch ein sog. "Virustaxi" verwenden, z.B. ein für den Menschen harmloses Affenvirus, dem Bestandteile des Virus, gegen das geimpft werden soll eingebaut wurden, so funktioniert die COVID-Impfung von Astra-Zeneca. Und der soeben in der Schweiz zugelassene Impfstoff von Janssen-Johnson&Johnson benutzt ein Schnupfenvirus als "Virustaxi".  

All diesen Methoden gemeinsam sind zeitraubende und störungsanfällige Schritte, sowie das Einbringen von Fremdsubstanzen oder Fremdviren, die mit dem Impfzweck rein nichts zu tun haben. Diese Schwierigkeiten nimmt man in Kauf, weil viele Impfungen derart wirksam sind: Pocken und die Kinderlähmung sind zur Zeit keine Bedrohung mehr. Risiken und Aufwand haben sich gelohnt.  

Der Vorteil der mRNA-Technik 

Mit einer COVID-Impfung nun müsste man eigentlich nur Abwehrstoffe gegen das Eiweiss der Virushülle erzeugen, mit dem das Virus an den Zellen andockt. Ist dieses Eiweiss durch Antikörper blockiert, kann das Virus nicht mehr andocken. Mit den alten Methoden wäre das auch zu erreichen, und die oben genannten COVID-Impfstoffe machen das auch.  

Aber mit der RNA-Impfung wird man die meisten Zwischenschritte und Risiken los. Mit der mRNA gibt man dem menschlichen Organismus lediglich einen Bauplan, wie er das Eiweiss, gegen das man immunisieren will selber herstellen kann. Es gibt dabei keine vermehrungsfähigen Viren, kein unsicheres Abtöten, keine Verunreinigungen aus Zellkulturen oder Hühnereiern, keine Fremdeiweisse oder Affenviren. Die mRNA ist instabil, sie kann sich nicht vermehren, zerfällt innert Stunden bis wenigen Tagen und sie kann nicht in das Erbgut eingebaut werden. 

Weil so viele Zwischenschritte und Risiken ausgeschaltet sind geht die Entwicklung der Impfstoffe schnell, und so sind die beiden ersten zugelassenen Impfstoffe solche mRNA-Impfstoffe. 

Zukunftsaussichten der mRNA-Technik

So neu ist die Technik aber auch wieder nicht: Mit mRNA wird seit  Ende des letzten Jahrhunderts experimentiert. Der Pionier Dr.Steve Pascolo aus Zürich hat sich mRNA schon vor Jahren selber eingespritzt und anschliessend in seinen eigenen Gewebeproben bestätigt, dass diese mRNA zur Bildung von spezifischen Eiweissen führt. Eigentlich ist die mRNA-Technik ein molekularbiologisches Lego: Man forscht nicht nur an Impfungen, sondern auch an Anwendungen im Bereich von Herz-Kreislauf, Stoffwechsel- und Nierenkrankheiten sowie Krebs. Dort hofft man z.B., Abwehrreaktionen zu erzeugen, die für einen bestimmten Tumor eines bestimmten Patienten spezifisch sind. 

Wegen der COVID-Epidemie hat die mRNA-Technik einen Entwicklungssprung gemacht, der sonst Jahre gebraucht hätte. Ganz sicher werden wir noch viel davon hören. Und ich würde wetten, dass die Pioniere einen Nobelpreis erhalten. Viele Firmen sind auf dem Feld tätig, aber exclusiv mit mRNA beschäftigen sich nur drei: Biontech, Moderna und Curevac. Alle mit stolzer Börsenbewertung im Multimilliardenbereich, alle mit vielen Entwicklungsprojekten, aber erst zwei mit einem zugelassenen Produkt: Die COVID-Vakzine. 

Andere Beiträge zu COVID:

Dienstag, 24. November 2020

Taboos and infantile illusions about our environment

(first published in abridged form on Ugo Bardi's Blog "Cassadra's Legacy" on 23.10.2020 and in German on Journal21.ch on 20.11.2020, updated 11.5.2021)

Prof. John Schellnhuber, advisor to the German Chancellor and the Pope and the inventor of the two-degree target, showed us his Potsdam Climate Institute three years ago. At the end, in his office, which had been used by Einstein, his summing up was that he could not see how humanity could still escape from the climate trap.

Schellnhuber is frequently in the media, but never had one heard such an alarming statement from him - reason to investigate how serious the situation could be.

I am not a climate specialist, but as a physician you only ever master certain areas and inevitably you have to listen to various other specialists and work with them. One is also used to dealing with uncertainties, e.g. if an operation is considered, the chances of success are estimated based on the age, nutritional and physical condition of the patient, previous illnesses and his morale. Every risk factor reduces the chances of success. That you cannot calculate anything precisely does not release you from making an estimate.

In the climate debate, it is often said how difficult it is because you don't know anything exactly. But here, too, the uncertainty does not release one from making estimates. In this we are hindered by all sorts of taboos and illusions, but I'll tell you what I found out: 


I grew up in Basel and there in the museum hangs the dead Christ, painted by Holbein 500 years ago. The picture made a deep impression on me as a young person and I had it above my desk for years. This mercilessly realistic view of our God, his passion and the end of us all. I was and am convinced that we have to measure our actions against the moment when we ourselves are in this state. Until then, it is important to do what we do as well as possible and not lose any time. And already we are with the first taboo, death. Because it is repressed in the prevailing consciousness, much that is connected with it cannot be seen. 

Some principles of medicine ...

I then studied medicine in Zurich, and there one could learn some principles:

Illnesses often begin in secret: the first symptoms of illness are often not the beginning of the disease, but its last act. For a drinker or a smoker to ruin their liver or lungs takes many decades; this goes unnoticed because the organs can compensate. If jaundice or shortness of breath then occur, the further evolution will not have to be measured in decades but rather in years.

Disease-causing factors can more than add up: According to a large epidemiological study,  depression occurs in approximately one percent of the total population per month. If there is a severe stress factor (death of a family member, unemployment, illness, etc.), there is two percent more, i.e. three percent depression, with two stress factors three percent more. With three stress factors at the same time, 24 percent will become depressed. Suddenly the risks multiply (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9824167/).

We often have to make forecasts over years and decades for patients and insurance companies. This is possible as long as diseases remain true to themselves: If a patient with multiple sclerosis is only slightly disabled after ten years, he will probably not be in a wheelchair after another ten years.

Direction-changing aggravations can occur in disease: This becomes clear if e.g. in the case of high blood pressure or high pressure in the eye (glaucoma) one measures new peak values in rapid succession: This means that the disease enters a progressive stage and, under certain circumstances, evades control.

Self-reinforcing mechanisms can lead to hyperacute aggravation. The most dreaded example of this is the narrowing of the aortic valve, the valve of the main artery. The heart initially generates more force and pushes enough blood through the valve, and the patients can even practice athletics. This goes on until the valve is so tight that the heart can no longer get enough blood for its own energy requirements, which leads to heart failure and death within seconds. We doctors are terrified of such self-reinforcing mechanisms because they are unpredictable and uncontrollable.

There are authorities in our profession. These are doctors who have repeatedly made diagnoses that everyone else has missed. Word gets around, such colleagues have a fabulous reputation, and you believe them with advantage, even if you can't quite follow their reasoning.  

Cheating does not count.
When the patient dies, you are dealt with by the the pathologist or the coroner. They are merciless.


... Applied to the environmental situation

In 1972 we were shocked by the first Report of the Club of Rome. What was known back then was fed into a large computer. It turned out that if we don't stop economic growth and stabilize the population at four billion, ecosystems will destabilize in the middle of the 21st century. The report already mentions the greenhouse effect with the hope that a solution can still be found. The model calculations said that the limiting factor was not scarcity of resources or land, but environmental pollution. All those, e.g. editor Dr. Eisenring from the Neue Zürcher Zeitung who claim that the Club of Rome predicted a resource shortage and is therefore not credible (https://www.nzz.ch/meinung/ewiges-wachsen-ist-kein-hirngespinst-ld.1564968), everyone who claims this is lying or has not read the report. Later, the Club of Rome corrected with drooping and choking that the earth might just be able to accommodate eight billion, but explicitly said that the consequences of human aggressiveness could not be modeled.

In 1988 James Hansen alerted us for the first time to the fact that the greenhouse effect shows itself in a detectable global warming. He predicted further warming with a still primitive model, but quite accurately to this day. This man is therefore an authority. If he questions the official forecasts and measures, this must be cause for greatest concern.

Illusions about Global Warming

The Paris Treaties of 2015 intended to limit the global temperature increase to 1.5 to 2 degrees compared to the pre-industrial value. Swiss and German even in 2021 still talk about this goal and how to achieve it. And so we are already in the middle of the illusions:

First illusion:
Already at the signing of the Paris agreements it was clear that the 1.5 degree target was unattainable. James Hansen - my authority - speaks of a fake deal. If all agreements were kept, the temperature would rise 2.4 degrees, over land more. In addition, the agreement expects the large-scale capture of CO2 from the air, which James Hansen and other experts call illusionary (http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2018/20181206_Nutshell.pdf, p. 44ff and https: //www.nature.com/articles/s41467-018-05938-3).

Second illusion: only a small minority of states are complying with the agreement. Therefore, according to some calculations, we are on the way to global warming of 3,2 degrees by 2100, again over land more.

So far the mainstream predictions. 
 
There is a third illusion, namely that this is all alarmism and hysteria. 
 
Even more widespread is the fourth illusion, namely that the statements made so far are the whole truth. Unfortunately this is not the case.

Fifth illusion: Many think that the temperature rise is and remains linear. But you can see with the naked eye that it goes faster and faster: 


Even the IPCC suffers from this illusion: In 2018 the IPCC advanced the 1,5-degrees increase from 2100 to 2040. American climatologists immediately objected: The IPCC had forgotten that greenhouse gases will continue to rise from today. This means that 1.5 degrees will come as early as 2030, a shift of 70 years in a few years (https://www.nature.com/articles/d41586-018-07586-5). And the IPCC takes 1850-1900 as a baseline for warming. But industrialisation and the increase of CO2 in the atmosphere started a hundred years earlier, and with that we probably will reach the 1.5 degrees warming in the next years. Further acceleration is to be expected.

The sixth illusion is that the greenhouse mechanism is the whole story. That would be bad enough, but there are also many positive feedback mechanisms that make things worse. They go slowly, but according to Hansen they have always been game-deciding in previous geological history (http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2018/20181206_Nutshell.pdf). And the fact that this feedbacks can anytime lead to a tipping of the situation was the justification of the 1.5 or 2 degree target. The IPCC does not include these feedbacks because they cannot be calculated precisely. As said in the introduction, for a physician such feedbacks are more frightening than anything else, because each can become uncontrollable individually, because they all go in the wrong direction, and because their effects may not only add up, but possibly also multiply. This can shorten the development to years.

In the seventh illusion the CO2 concentration only depends on how much we blow into the air. Almost a third of our CO2 emissions have been absorbed by the ocean, which led to acidification and problems for marine animals, but relieved us. But a warmer ocean will no longer absorb as much CO2 (https://www.weforum.org/agenda/2019/03/oceans-do-us-a-huge-service-by-absorbing-nearly-a-third-of -global-co2-emissions-but-at-what-cost).

Similarly the trees and vegetation on land and in the ocean have so far absorbed almost a third of the CO2 emitted. Most of the CO2 compensation programs work with actual or alleged reforestation. We are losing forests through logging and fires already now. And with a temperature increase of 4 degrees, a widespread dying of trees and forests is predicted (https://science.sciencemag.org/content/368/6488/261/), similar to the dying of coral reefs. Therefore vegetation, instead of being a CO2-buffer is becoming a CO2 producer. The German Climate Pope Schellnhuber says: "We kill our best friends" (https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/interview-hans-joachim-schellnhuber-klimawandel-100.html). This means that compensations through afforestation will be void and CO2 emissions from vegetation will be self-propelled even if we reduce our emission to net-zero. Not counted by the IPCC either.

The eighth illusion was that the ice was slowly melting. In the Arctic, things are going faster than expected (https://www.weforum.org/agenda/2020/08/arctic-sea-ice-global-warming-climate-change-predictions/). With loss of snow and ice the reflection of the earth decreases so much that we can add up to twenty percent to any predicted global warming. That will bring us not over 3 but over 4 degrees by 2100, more over land. Also not taken into account by the IPCC.

The ninth illusion, until a few years ago, was that the permafrost in Siberia and elsewhere would not thaw until the end of the century. It's already thawing (https://www.nationalgeographic.com/environment/2019/08/arctic-permafrost-is-thawing-it-could-speed-up-climate-change-feature/), and there and elsewhere methane is bubbling from warming soils and its concentration rises rapidly in the atmosphere. Methane as a short-lived but very strong greenhouse gas can acutely accelerate warming and make our self-burning a matter of years. Not counted by the IPCC.

The tenth illusion was that this was all. But recently, several climate models have been predicting a decrease in cloud cover, which could further accelerate warming (https://e360.yale.edu/features/why-clouds-are-the-key-to-new-troubling-projections-on- warming). Not counted by the IPCC either.

The eleventh illusion is that everything goes slowly. But geologically speaking, the fast pace of the current changes has never been there. Ten times faster than the fastest changes in the last 65 million years (https://news.stanford.edu/news/2013/august/climate-change-speed-080113.html), and still accelerating. Hundreds of temperature records have been broken since 2019, with several monthly highs and 2020 threatens to be the warmest year ever recorded. As a doctor, one looks at such a development with the greatest concern because it substantiates the suspicion of a malicious acceleration.

Twelfth illusion: everyone is talking about the climate. We also have a second problem, species extinction, which is also happening at a pace that is extraordinary in terms of geological history and that is just as threatening for us. For the time being it is still quite independent of the climate (https://phys.org/news/2020-09-humans-climate-driven-rapidly-mammal.html): Because the main reasons so far are hunting, as well as loss and poisoning of habitats by a steadily expanding human population and activity. E.O. Wilson, the great biologist, thinks that half of the earth would have to be reserved for "wildlife" if one wants to stop the extinction of species.

Like the surgeon before the operation

The first symptoms of disease on earth can be seen everywhere: droughts, fires, glacier retreat, loss of species. As a doctor, you don't see this as the beginning, but as the beginning of the end (https://lukasfierz.blogspot.com/2019/05/how-biosystems-tip-over.html). The biosphere is no longer able to compensate.

And we see a variety of causal factors: CO2, methane, water vapor, cloud loss, ocean acidification, pesticides, habitat loss. As a doctor you know that the consequences might not only add up but sometimes can multiply in an unpredictable manner.

What makes the doctor panic above all are the multiple self-reinforcing mechanisms: ice melt, methane release, CO2 release due to forest fires, forest diebacks, soil and ocean warming. We have little handle against the leverage of such self-reinforcing mechanisms even when they occur separately (think of aortic stenosis), let alone when they add up or possibly multiply. The demonstrable acceleration of the warming and the recent accumulation of maximum values ​​suggest that the course is already changing direction for the worse.

The 1.5 or 2 degrees by 2100 are empty talk, the Paris Agreement is a fake, a false alibi, because it is not even adhered to. Many governments are making the situation worse (Russia, Australia, Brazil, India, and so far also the USA). It is only with the greatest of luck that we will have a temperature rise of not much more than three degrees by the end of the century, but that is also not likely, because the self-reinforcing feedbacks have all already started. Some are already talking about four, five or more degrees. That still means more over land, and human civilization cannot survive that. And neither can the majority of the biosphere. At least now I know why Schellnhuber sees no way out.

For Johan Rockström from the Potsdam Climate Institute, just four degrees of global warming mean that the earth might only be able to carry four billion people, perhaps even less (https://www.theguardian.com/environment/2019/may/18/climate-crisis-heat-is-on-global-heating-four-degrees-2100-change-way-we-live). That would mean widespread wars, where old patterns of struggle for living space will reawaken, for living space that will become increasingly scarce and ultimately no longer available.

The fact that none of this can be seen is primarily a consequence of the illusions mentioned - in the words of Christian Morgenstern’s «Palmström» one would say: «Thence his razor sharp conclusion that what should not be cannot be». But such thinking is undisciplined and infantile. It could only be forgiven in a seven year old, but not in a responsible adult.

That lost sense of reality may have the deeper reason that death is largely tabooed in our consciousness. Therefore we are unable to perceive him, although he is staring us directly into the eyes. I don't even blame the idiotic climate deniers. But I blame the climatologists, who pretend there is a way out, although they know otherwise. And the Greens, who do not think through the problem with consequence and still babble about an illusionary 1.5 degree target, thereby betraying their electorate.


Farewell to taboos

Last but not least, we come to the second taboo: Nobody wants to see the fact that we are too many. That is also a taboo because we are reproductive machines. Reproduction is programmed into us as the most supreme and sacred goal. That is why many - e.g. our Greens – prefer to lull themselves into the illusion that renunciation will be enough.

Granted, it is only the wealthy who pollute the environment. The ten percent of the wealthiest perhaps fifty percent of the pollution, the 50 percent of the wealthier almost all the rest. But a large part of the resource consumption and the pollution is forced by the fact that too many people have to live in concentrated megastructures, which need energy-guzzling transports.

Some see the solution in eliminating the privileges of the top 10 percent. According to their rhetoric one could even conclude that they would prefer to eliminate the top 10 percent of the privileged - e.g. with the guillotine, according to the old revolutionary custom. But even half the burden would be too much. 

That's why you would have to guillotine the wealthier half, which would include us Swiss amongst others. But even that would only be useful as long as the remaining half did not want to multiply and become wealthy, with industry, meat consumption, cars, airplanes, as is it happening now, for example, in India and many other countries, because the noble savage is only one more of our illusions. 

Many human beings who are not avoided by birth control will be killed by manslaughter, murder, starvation and disease. This is the reality that we should face. Two generations of one-child family would indeed be more humane.
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Freitag, 20. November 2020

Tabus und infantile Illusionen in der Umweltfrage

(Nach einem Vortrag vom 3.10.2020, zuerst erschienen im Journal21 vom 20.11.2020, update am 26.8.2021)

Prof. John Schellnhuber, der Berater der Deutschen Kanzlerin und des Papstes und der Erfinder des Zweigradziels zeigte uns vor drei Jahren sein Potsdamer Klimainstitut. Am Schluss, in seinem Büro, das einst Einstein benutzt hatte, meinte er zusammenfassend, er sehe nicht, wie die Menschheit sich noch aus dieser Klimafalle befreien könne.

Schellnhuber ist ja oft in den Medien, aber das hatte man von ihm öffentlich nie gehört - Anlass, der Frage nachzugehen, wie ernst es denn tatsächlich sei.

Ich bin kein Klimaspezialist, aber als Arzt beherrscht man sowieso immer nur Teilgebiete und notgedrungenerweise muss man auf verschiedene andere Spezialisten hören und mit ihnen zusammenarbeiten. Auch ist man gewohnt, mit Ungewissheiten umzugehen: Wenn ein Arzt z.B. eine Operation erwägt, so schätzt seine Erfolgsaussichten anhand von Alter, Ernährungs- und Kräftezustand des Patienten, Vorkrankheiten und Moral. Jeder Risikofaktor mindert die Erfolgsaussicht. Man kann nichts genau berechnen, aber das entbindet nicht von einer Abschätzung.  

In der Klimadiskussion wird oft gesagt, wie schwierig es sei, weil man nichts genau wisse. Aber auch hier entbindet die Ungewissheit nicht von einer Abschätzung. Zwar werden wir dabei von allerlei Tabus und Illusionen behindert, aber ich erzähle mal, was ich herausgefunden habe:  

Ich bin in Basel aufgewachsen und dort hängt im Museum der tote Christus, gemalt von Holbein vor 500 Jahren. 

 


Das Bild hat mich als junger Mensch tief beeindruckt und ich hatte es jahrelang über meinem Schreibtisch. Dieser gnadenlos realistische Blick auf unseren Gott, auf seine Passion und auf unser aller Ende. Ich war und bin überzeugt, dass wir unsere Handlungen an dem Moment messen müssen, wo wir selber in diesem Zustand sind. Bis dahin gilt es, das, was wir tun möglichst gut zu tun und keine Zeit zu verlieren. Und schon sind wir beim ersten Tabu, dem Tod. Weil er im vorherrschenden Bewusstsein verdrängt ist, kann vieles, was mit ihm zusammenhängt nicht gesehen werden.


Einige Prinzipien der Medizin... 

Ich habe dann in Zürich Medizin studiert, und da konnte man einige Prinzipien lernen:

  1.      Krankheiten beginnen oft im Geheimen: Erste Krankheitssymptome sind oft nicht der Beginn, sondern den letzte Akt. Ein Trinker oder ein Raucher braucht Jahrzehnte, um Leber oder Lunge zu ruinieren, das geht unbemerkt, weil das Organ kompensieren kann. Wenn dann Gelbsucht oder Atemnot auftritt, geht es nicht mehr viele Jahrzehnte, sondern eher Jahre.
  2.      Krankmachende Faktoren können sich mehr als addierenGemäss einer grossen epidemiologischen Studie tritt z.B. pro Monat bei ca. einem Prozent der Gesamtbevölkerung eine Depression auf. Kommt ein schwerer Belastungsfaktor (Tod eines Familienangehörigen, Kündigung, Krankheit etc.) dazu, so gibt es zwei Prozente mehr, also drei Prozent Depressionen, bei zwei Belastungsfaktoren schon drei Prozent mehr. Bei drei gleichzeitigen Belastungsfaktoren werden schon 24 Prozent depressiv. Plötzlich multiplizieren sich die Risiken (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9824167/).
  3.      Für Patienten und Versicherungen müssen wir oft Prognosen über Jahre und Jahrzehnte machen. Das geht, solange sich Krankheiten treu bleiben: Wenn ein Patient mit Multipler Sklerose nach zehn Jahren nur ganz leicht behindert ist, wird er wohl auch nach weiteren zehn Jahren noch nicht im Rollstuhl sein.  
  4.      Richtungsändernde Verschlimmerungen in Krankheitsverläufen z.B. bei Bluthochdruck oder bei Hochdruck im Auge (Glaucom) erkennt man daran, dass sich plötzlich Höchstwerte in rascher Folge häufen: Damit tritt die Krankheit in ein progressives Stadium ein und entzieht sich u.U. der Kontrolle. 
  5.      Selbstverstärkende Mechanismen können zu hyperakuter Verschlimmerung führen. Das gefürchtete Beispiel dafür ist die Verengung der Aortenklappe, der Klappe der Hauptschlagader. Das Herz erzeugt zunächst mehr Kraft und drückt genug Blut durch die Klappe, die Patienten können sogar Leichtathletik betreiben. Das geht, bis die Klappe so eng ist, dass das Herz nicht mehr genug Blut für seinen eigenen Energiebedarf kriegt, das führt zu Herzversagen und Tod innert Sekunden, Sekundenherztod. Vor solch selbstverstärkenden Mechanismen haben wir Ärzte panische Angst, weil sie unvoraussehbar und unbeherrschbar sind.  
  6.      Es gibt in unserem Beruf Autoritäten. Das sind Ärzte, die wiederholt Diagnosen gestellt haben, die alle anderen verpasst haben. Das spricht sich herum, solche Kollegen haben einen sagenhaften Ruf, und denen glaubt man mit Vorteil, auch wenn man nicht ganz nachkommt. 
  7.      Schummeln gilt nicht. Wenn Patient stirbt kommt der Pathologe oder der Gerichtsmediziner. Die sind gnadenlos. 


...Angewandt auf die Umweltsituation 

1972 wurden wir durch den Bericht des Club of Rome schockiert. Was man damals wusste hat man in einen Grosscomputer gefüttert. Es kam heraus, dass sich die Ökosysteme Mitte des 21. Jahrhunderts destabilisieren werden, wenn wir nicht mit dem Wirtschaftswachstum aufhören und die Bevölkerung auf vier Milliarden stabilisieren. Der Bericht nennt schon den Treibhauseffekt mit der Hoffnung, dass man noch eine Lösung finde. Die Modellrechnungen sagten, dass nicht eine Verknappung an Ressourcen oder an Boden der limitierende Faktor sei, sondern die Umweltverschmutzung. Alle die, wie z.B. Wirtschaftsredaktor Dr. Eisenring von der NZZ behaupten, der Club of Rome habe eine Ressourcenverknappung vorausgesagt und sei deshalb unglaubwürdig (https://www.nzz.ch/meinung/ewiges-wachstum-ist-kein-hirngespinst-ld.1564968), alle, die solches behaupten lügen, oder sie haben den Bericht nicht gelesen. Später hat der Club of Rome mit Hängen und Würgen korrigiert, dass es vielleicht mit einer Erdbevölkerung von 8 Milliarden auch gerade noch gehen könnte, dabei aber ausdrücklich gesagt, dass man die Folgen der menschlichen Aggressivität nicht modellieren könne.   

1988 stellte James Hansen erstmals fest, dass der Treibhauseffekt sich in einer nachweisbaren Erderwärmung zeige und er sagte mit einem noch primitiven Modell die weitere Erwärmung voraus, und zwar bis heute ziemlich genau. Dieser Mann ist eine Autorität. Wenn er heute die offiziellen Prognosen und Massnahmen in Frage stellt, muss das zu höchster Sorge Anlass geben. 

James Hansen wird in Handschellen abgeführt 


Illusionen zur Erderwärmung

Die Pariser Verträge von 2015 wollten die Temperaturerhöhung gegenüber dem vorindustriellen Wert auf 1,5 bzw. 2 Grad limitieren. Und Grüne in der Schweiz und in Deutschland reden noch 2021 davon, dass und wie man dieses Ziel erreichen wolle und da sind wir schon mitten in den Illusionen:  

Erste Illusion: Schon bei Abschluss der Pariser Verträge war klar, dass das 1,5 Grad-Ziel unerreichbar ist. James Hansen - meine Autorität - spricht von einem fake-Abkommen. Bei Einhaltung aller Abmachungen würde dieTemperatur um 2,4 Grad steigen, über Land mehr. Überdies rechnet das Abkommen mit grosstechnischer Abscheidung von CO2 aus der Luft, was James Hansen und andere Experten als illusionär bezeichnen (http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2018/20181206_Nutshell.pdf, S. 44ff und https://www.nature.com/articles/s41467-018-05938-3). 

Zweite Illusion: Nur eine Minderheit der Staaten hält das Abkommen ein. Damit sind wir gemäss Berechnungen auf einem Weg von 3,2 Grad global bis 2100, d.h. wiederum über Land mehr. 

Soweit die gängigen Voraussagen.

Darüber gibt es die dritte Illusion, nämlich, dass das alles Alarmismus und Hysterie sei.

Noch weiter verbreitet ist die vierte Illusion, dass die bisher gemachten Aussagen die ganze Wahrheit seien. Leider trifft das nicht zu.   

Fünfte Illusion: Viele denken, der Temperaturanstieg sei und bleibe linear. Aber dass er immer schneller geht sieht man von blossem Auge:

Julitemperaturen seit 1880

Sogar das IPCC krankt an dieser Illusion: 2018 verlegte das IPCC den Anstieg um  1,5 Grad von 2100 auf 2040. Sofort kam Einspruch von amerikanischen Klimatologen: Das IPCC hatte vergessen, dass die Treibhausgase ab heute weiter steigen. Damit kommen die 1,5 Grad schon 2030, eine Vorverschiebung von 70 Jahren in einigen Jahren (https://www.nature.com/articles/d41586-018-07586-5). Und das IPCC nimmt als Ausgangswert für die Erwärmung 1850-1900. Dabei hat diese hundert Jahre vorher begonnen, und damit haben wir die 1,5 Grad Erwärmung wahrscheinlich schon jetzt fast erreicht. Mit weiterer Beschleunigung ist zu rechnen.   

Die sechste Illusion ist, dass der Treibhausmechanismus die ganze Story sei. Das wäre schlimm genug, aber es gibt zusätzlich viele positive Rückkoppelungs­mechanismen, welche die Lage verschlimmern. Die gehen zwar langsam, waren aber nach Hansen in der bisherigen Erdgeschichte immer matchentscheidend (http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2018/20181206_Nutshell.pdf). Und damit, dass diese Rückkopplungen jederzeit zu einem Kippen der Situation führen können wurde das  1,5 bzw. 2-Gradziel überhaupt begründet. Das IPCC rechnet die Rückkopplungen nicht ein, weil sie nicht genau voraussagbar seien. Wie einleitend gesagt machen mir als Arzt solche Rückkopplungen mehr Angst alles andere, weil sie schon einzeln unbeherrschbar werden können, weil sie alle in die falsche Richtung gehen, und weil sie sich nicht nur addieren, sondern möglicherweise auch multiplizieren können. Das kann die Entwicklung auf Jahre verkürzen.  

Die siebte Illusion ist, dass die CO2-Konzentration nur davon abhänge, wieviel wir in die Luft blasen.  Nun wurde der CO2-Ausstoss aber bisher zu knapp einem Drittel vom Ozean aufgenommen, was zwar zu Versauerung und Problemen für die Meerestiere führte, uns aber entlastete. Nur kann ein wärmerer Ozean nicht mehr soviel CO2 aufnehmen (https://www.weforum.org/agenda/2019/03/oceans-do-us-a-huge-service-by-absorbing-nearly-a-third-of-global-co2-emissions-but-at-what-cost). 

Ähnlich die Bäume und die Vegetation an Land und im Ozean: Sie nahmen bisher auch knapp einen Drittel des ausgestossenen CO2 auf. Ein Grossteil der CO2-Kompensationsprogramme funktioniert mit tatsächlichem oder behauptetem Aufforsten. Schon jetzt verlieren wir Wald durch Abholzen und Brände, und mit einem Temperaturanstieg von 4 Grad wird ein grossflächiges Absterben der Bäume vorausgesagt (https://science.sciencemag.org/content/368/6488/261/), wie es jetzt bei den Korallenriffen stattfindet. Damit wird die Vegetation vom CO2-Puffer zum CO2-Produzenten. Der Deutsche Klimapapst Schellnhuber sagt dazu: "Wir töten unsere besten Freunde" (https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/interview-hans-joachim-schellnhuber-klimawandel-100.html). Kompensationen durch Aufforsten werden nichtig und der CO2-Ausstoss wird zum Selbstläufer, selbst bei Netto Null! 

Die achte Illusion war, dass das Eis langsam schmelze. In der Arktis geht es schneller, als gedacht (https://www.weforum.org/agenda/2020/08/arctic-sea-ice-global-warming-climate-change-predictions/). Nach Abschmelzen von Schnee und Eis nimmt die Rückstrahlung der Erde derart ab, dass wir zur Erwärmung noch bis zwanzig Prozent zurechnen können. Das bringt uns bis 2100 nicht auf über 3 sondern auf über 4 Grad, über Land mehr. 

Die neunte Illusion war bis vor wenigen Jahren, dass der Permafrost in Sibirien und anderswo erst gegen Ende des Jahrhunderts auftaue. Er taut schon jetzt (https://www.nationalgeographic.com/environment/2019/08/arctic-permafrost-is-thawing-it-could-speed-up-climate-change-feature/), und seit einigen Jahren sprudelt das Methan dort und anderswo aus erwärmten Böden und steigt in der Atmosphäre rasch an. Methan als kurzlebiges aber sehr starkes Treibhausgas kann die Erwärmung akut beschleunigen und die Selbstverbrennung zu einer Frage von Jahren machen. 

Die zehnte Illusion war, dass das alles sei. Aber neuerdings sagen mehrere Klimamodelle eine Abnahme der Wolkendecke voraus, was die Erwärmung weiter beschleunigen könnte (https://e360.yale.edu/features/why-clouds-are-the-key-to-new-troubling-projections-on-warming). 

Die elfte Illusion ist, dass alles langsam geht. Aber erdgeschichtlich ist das Tempo der jetzigen Veränderungen nie dagewesen. Zehnmal schneller als die schnellsten Veränderungen in den letzten 65 Millionen Jahren (https://news.stanford.edu/news/2013/august/climate-change-speed-080113.html), Tempo zunehmend. Seit 2019 wurden Hunderte von Temperaturrekorden gebrochen, mit mehreren Monatshöchstwerden und 2020 war das wärmste je gemessene Jahr. Als Arzt schaut man eine solche Entwicklung mit grösster Besorgnis an, weil sie den Verdacht auf bösartige Beschleunigung untermauert.  

Zwölfte Illusion: Alles redet vom Klima. Dabei haben wir noch ein zweites Problem, das Artensterben, das ebenfalls in einem Tempo abläuft, das erdgeschichtlich ausserordentlich ist und das für uns genauso bedrohlich ist. Es ist vorerst noch ziemlich unabhängig vom Klima (https://phys.org/news/2020-09-humans-climate-driven-rapidly-mammal.html): Denn die bisherigen Hauptgründe sind Bejagung, sowie Verlust und Vergiftung der Lebensräume durch stetig ausgedehnte menschliche Population und Aktivität. E.O. Wilson, der grosse Biologe, meint, dass man die Hälfte der Erde für "wildlife" reservieren müsste, wenn man das Artensterben aufhalten wolle.  


Wie der Arzt vor der Operation

Die ersten Krankheitssymptome der Erde sind allenthalben zu sehen, Dürren, Brände, Gletscherschwund, Artenverlust. Als Arzt sieht man das nicht als Beginn, sondern als Anfang vom Ende (https://lukasfierz.blogspot.com/2019/05/wie-biosysteme-kippen.html). Die Biosphäre kann nicht mehr kompensieren. 

Und wir sehen eine Vielzahl von ursächlichen Faktoren: CO2, Methan, Wasserdampf, Wolkenverlust, Ozeanversauerung, Pestizide, Verlust von Lebensräumen. Als Arzt weiss man, dass sich die Folgen nicht nur addieren sondern manchmal unvorhersehbar multiplizieren können.  

Was den Arzt vor allem panisch macht sind die mehrfachen selbstverstärkenden Mechanismen: Eisschmelze, Methanfreisetzung, CO2-Freisetzung durch Waldbrände, Waldsterben, Boden- und Ozeanerwärmung. Gegen den Hebel solcher selbstverstärkender Mechanismen hat man schon wenig Handhabe, wenn sie einzeln auftreten (man denke an die Aortenstenose), geschweige denn, wenn sie zusammenwirken und sich möglicherweise noch multiplizieren. Die nachweisliche Beschleunigung der Erwärmung und die neuliche Häufung von Höchstwerten sprechen dafür, dass der Verlauf schon jetzt eine Richtungsänderung zum Schlimmeren nimmt.  

Die 1,5- oder 2-Grad bis 2100 sind leeres Gerede, das Pariser Abkommen ist ein fake, ein falsches Alibi, weil es nicht einmal eingehalten wird. Viele Regierungen verschlimmern die Situation (Russland, Australien, Brasilien, Indien, bisher auch USA). Nur mit grösstem Glück werden wir am Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung von etwas über drei Grad haben, aber auch das ist nicht wahrscheinlich, denn die selbstverstärkenden Feedbacks sind alle schon angesprungen. So reden einige schon von vier, fünf oder mehr Grad. Das heisst über Land immer noch mehr, und das kann die menschliche Zivilisation nicht überleben. Und ein Grossteil der Biosphäre auch nicht. Wenigstens weiss ich jetzt, wieso Schellnhuber keinen Ausweg sieht. 

Schon vier Grad Globalerwärmung heissen für Johan Rockström vom Potsdam Institut bei Berlin, dass die Erde vielleicht noch vier Milliarden Menschen tragen könne, vielleicht auch weniger (https://www.theguardian.com/environment/2019/may/18/climate-crisis-heat-is-on-global-heating-four-degrees-2100-change-way-we-live). Das heisst flächendeckende Kriege, wo alte Muster von Kampf um Lebensraum wiedererwachen werden, um Lebensraum, der immer knapper und schliesslich nicht mehr verfügbar sein wird. 

Dass das alles nicht gesehen werden kann ist zunächst eine Folge der erwähnten Illusionen – in den Worten von Christian Morgenstern’s «Palmström» würde man sagen: «Also schliesst er messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf». Aber solches Denken ist undiszipliniert und infantil, man könnte es einem Siebenjährigen verzeihen, nicht einem verantwortlichen Erwachsenen.

Dass uns die Realitätskontrolle derart entglitten ist, hat aber vielleicht noch den tieferen Grund, dass der Tod im Bewusstsein weitgehend tabuisiert ist. So können wir ihn nicht erblicken, obschon er uns ins Auge starrt. Idioten wie Köppel mache ich nicht einmal einen Vorwurf. Wohl eher den Klimatologen, die so tun, wie wenn es einen Ausweg geben würde, obschon sie es anders wüssten. Und den Grünen, die die Probleme nicht zu Ende denken und immer noch vom 1,5 Gradziel faseln, das ist Wählerbetrug.  


Abschied von Tabus

Last but not least kommen wir zum zweiten Tabu: Niemand will die Tatsache sehen, dass wir zu viele sind. Auch das ein Tabu, weil wir Fortpflanzungsmaschinen sind. Fortpflanzung ist uns als heiligstes und oberstes Ziel einprogrammiert. Deshalb möchten sich auch viele - z.B. unsere Grünen - in der Illusion wiegen, dass Verzicht genüge. 

Zugegeben, nur die Wohlhabenden machen die Umweltbelastung. Die zehn Prozent Wohlhabendsten wohl fünfzig Prozent der Verschmutzung, die 50 Prozent der Wohlhabenderen fast den ganzen Rest. Aber ein Grossteil des Ressourcenverbrauchs und der Verschmutzung ist dadurch erzwungen, dass zu viele Menschen in geballten Megastrukturen leben müssen, welche energiefressende Transporte brauchen. 

Einige sehen die Lösung darin, die Privilegien der obersten 10 Prozent zu eliminieren, der Rhetorik nach könnte man sogar schliessen, dass sie am liebsten die obersten 10 Prozent der Privilegierten eliminieren möchten – z.B. mit der Guillotine, nach altem revolutionärem Brauch. Aber auch die halbe Belastung wäre zu viel. Deshalb müsste man die wohlhabendere Hälfte guillotinieren, da wären wir Schweizer schon alle dabei. Aber auch das würde nur nützen, solange die verbleibende Hälfte sich nicht auch vermehren und wohlhabend werden will, mit Industrie, Fleischkonsum, Autos, Flugzeugen, wie es zum Beispiel jetzt gerade in Indien und vielen anderen Staaten geschieht, denn der edle Wilde ist nur eine weitere unserer Illusionen. 

Viele Menschen, die nicht durch Geburtenkontrolle vermieden werden, werden durch Mord, Totschlag, Hunger und Seuchen ihr Leben lassen müssen. Das ist eine weitere Realität, der wir ins Auge schauen müssten. Humaner wären zwei Generationen Einkindfamilie.