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Mittwoch, 2. März 2022

NZZ und Tagi verdrehen den Club of Rome-Bericht

Vor einer Woche hat sich Redaktorin Frau Claudia Mäder von der NZZ gemeldet, weil sie über den 50. Jahrestag des Berichts des Club of Rome schreiben wollte. 

Ich habe darauf kontrolliert, ob sie sich an der unsäglichen Hetze der NZZ-Redaktion gegen Greta Thunberg und die Klimajugend beteiligt hatte (NZZ gegen Wissenschaft), habe aber nichts gefunden. Was Frau Mäder über Greta Thunberg geschrieben hatte war vertretbar und fair.

So habe ich mich interviewen lassen und meine Aussagen wurden richtig wiedergegeben. Danke. Ich habe Frau Mäder auch dringend empfohlen, den Bericht des Club of Rome ganz genau zu lesen, weil er immer wieder falsch zitiert wird, um ihn zu entkräften. Das Gratis- pdf fände sich hier, wenn man es denn lesen wollte: https://www.donellameadows.org/wp-content/userfiles/Limits-to-Growth-digital-scan-version.pdf

Aber auch Frau Mäder ist offenbar nicht fähig, den Inhalt eines Sachberichts korrekt zu aufzufassen, wenn sie widerspruchslos einen Wissenschaftshistoriker mit der Aussage zitiert, man habe auch berechnet, was bei einer Verdoppelung der damals bekannten Ressourcen herauskomme (Club of Rome: Was hat "Die Grenzen des Wachstums" bewirkt? (nzz.ch)). 

Aber tatsächlich haben die Autoren nicht mit einer Verdoppelung, sondern mit einer Verfünffachung der bekannten Ressourcen gerechnet (Seite 56 ff des oben verlinkten Berichts): Auch mit dieser hohen Sicherheitsmarge verschob sich die Ressourcenverknappung bei weiterem exponentiellem Wachstum lediglich um einige Jahrzehnte, grob gesagt also von der ersten in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts. 

Was sich trotz einer Verfünffachung der Ressourcen oder einer Verdoppelung der bekannten Agrarfläche nicht verschob war der Ökokollaps durch die Umweltverschmutzung, der ja jetzt schon unübersehbar begonnen hat: Kritisch sind nicht nur die steigenden Treibhausgase (im Bericht schon erwähnt!), sondern auch die Pestizide, die zusammen mit der Klimaerwärmung nicht nur zu einem weltweiten Insekten- und Vogelsterben geführt haben, sondern auch bis zu einer Halbierung der menschlichen Spermienzahl in den sog. "entwickelten" Ländern (Pesticides result in lower sperm counts – Harvard Gazette). Dazu kommt die Dezimierung der Meerestiere durch Plastikvermüllung und Ozeanversauerung, die Beispiele liessen sich beliebig mehren. 

Die Abwehr gegen diesen Bericht fusste und fusst immer auf dieser angeblich vorausgesagten und nicht eingetroffenen Verknappung der Ressourcen. Sie findet sich z.B. beim uninformierten NZZ-Wirtschaftsredaktor Eisenring (https://www.nzz.ch/meinung/ewiges-wachstum-ist-kein-hirngespinst-ld.1564968) und im unsäglichen heutigen Artikel von Wirtschaftsredaktor Sergio Aiolfi (https://www.nzz.ch/wirtschaft/club-of-rome-die-grenzen-des-wachstums-ld.1671750 ), welche beide den Bericht des Club of Rome gar nicht genau gelesen haben können. Der gute Aiolfi meint sogar, dass sich durch den Rohstoffpreis regulieren lasse, was nicht mehr vorhanden sei. Weiss er denn nicht, dass ein zu kleines "Energy return of investment" (EROI https://www.resilience.org/stories/2022-02-22/dennis-meadows-on-the-50th-anniversary-of-the-publication-of-the-limits-to-growth/) den Abbau der Energieträger abwürgt (dem ist die alte Sowjetunion zum Opfer gefallen), und, dass, wo nichts ist auch der Kaiser sein Recht verloren hat?  

Die Hoffnung, dass der Tages-Anzeiger einem besser informiere zerschlägt sich mit diesem Artikel: Faktencheck zum Umweltalarm – 50 Jahre «Grenzen des Wachstums»: Lag der Club of Rome richtig? | Tages-Anzeiger (tagesanzeiger.ch). Auch er behauptet wahrheitswidrig, dass der Club of Rome eine Ressourcenverknappung schon für den jetzigen Zeitpunkt vorausgesagt habe. Hat er eben nicht. 

Derweil tobt in der Ukraine schon ein Ressourcenkrieg, der nicht der erste ist und nicht der letzte sein wird. Dort geht es um die Kornkammer Europas in Zeiten sich abzeichnender Dünger- und Nahrungsknappheit; um die Hälfte der Weltproduktion an Neon, welches für die Chipproduktion unerlässlich ist; und um die Kontrolle über Gasexportleitungen.


Ich muss somit feststellen, dass weder die NZZ- noch die Tagi-Redaktoren fähig oder willens sind, einen klaren Bericht richtig aufzufassen und wiederzugeben, etwas, was – wenigstens noch im letzten Jahrhundert  - zu den Anforderungen der Gymnasialoberstufe gehörte. 

Offenbar wird das Wissen um die Realität durch den Glauben an die Wachstumsreligion verstellt.

 



Freitag, 20. November 2020

Tabus und infantile Illusionen in der Umweltfrage

(Nach einem Vortrag vom 3.10.2020, zuerst erschienen im Journal21 vom 20.11.2020, update am 26.8.2021)

Prof. John Schellnhuber, der Berater der Deutschen Kanzlerin und des Papstes und der Erfinder des Zweigradziels zeigte uns vor drei Jahren sein Potsdamer Klimainstitut. Am Schluss, in seinem Büro, das einst Einstein benutzt hatte, meinte er zusammenfassend, er sehe nicht, wie die Menschheit sich noch aus dieser Klimafalle befreien könne.

Schellnhuber ist ja oft in den Medien, aber das hatte man von ihm öffentlich nie gehört - Anlass, der Frage nachzugehen, wie ernst es denn tatsächlich sei.

Ich bin kein Klimaspezialist, aber als Arzt beherrscht man sowieso immer nur Teilgebiete und notgedrungenerweise muss man auf verschiedene andere Spezialisten hören und mit ihnen zusammenarbeiten. Auch ist man gewohnt, mit Ungewissheiten umzugehen: Wenn ein Arzt z.B. eine Operation erwägt, so schätzt seine Erfolgsaussichten anhand von Alter, Ernährungs- und Kräftezustand des Patienten, Vorkrankheiten und Moral. Jeder Risikofaktor mindert die Erfolgsaussicht. Man kann nichts genau berechnen, aber das entbindet nicht von einer Abschätzung.  

In der Klimadiskussion wird oft gesagt, wie schwierig es sei, weil man nichts genau wisse. Aber auch hier entbindet die Ungewissheit nicht von einer Abschätzung. Zwar werden wir dabei von allerlei Tabus und Illusionen behindert, aber ich erzähle mal, was ich herausgefunden habe:  

Ich bin in Basel aufgewachsen und dort hängt im Museum der tote Christus, gemalt von Holbein vor 500 Jahren. 

 


Das Bild hat mich als junger Mensch tief beeindruckt und ich hatte es jahrelang über meinem Schreibtisch. Dieser gnadenlos realistische Blick auf unseren Gott, auf seine Passion und auf unser aller Ende. Ich war und bin überzeugt, dass wir unsere Handlungen an dem Moment messen müssen, wo wir selber in diesem Zustand sind. Bis dahin gilt es, das, was wir tun möglichst gut zu tun und keine Zeit zu verlieren. Und schon sind wir beim ersten Tabu, dem Tod. Weil er im vorherrschenden Bewusstsein verdrängt ist, kann vieles, was mit ihm zusammenhängt nicht gesehen werden.


Einige Prinzipien der Medizin... 

Ich habe dann in Zürich Medizin studiert, und da konnte man einige Prinzipien lernen:

  1.      Krankheiten beginnen oft im Geheimen: Erste Krankheitssymptome sind oft nicht der Beginn, sondern den letzte Akt. Ein Trinker oder ein Raucher braucht Jahrzehnte, um Leber oder Lunge zu ruinieren, das geht unbemerkt, weil das Organ kompensieren kann. Wenn dann Gelbsucht oder Atemnot auftritt, geht es nicht mehr viele Jahrzehnte, sondern eher Jahre.
  2.      Krankmachende Faktoren können sich mehr als addierenGemäss einer grossen epidemiologischen Studie tritt z.B. pro Monat bei ca. einem Prozent der Gesamtbevölkerung eine Depression auf. Kommt ein schwerer Belastungsfaktor (Tod eines Familienangehörigen, Kündigung, Krankheit etc.) dazu, so gibt es zwei Prozente mehr, also drei Prozent Depressionen, bei zwei Belastungsfaktoren schon drei Prozent mehr. Bei drei gleichzeitigen Belastungsfaktoren werden schon 24 Prozent depressiv. Plötzlich multiplizieren sich die Risiken (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9824167/).
  3.      Für Patienten und Versicherungen müssen wir oft Prognosen über Jahre und Jahrzehnte machen. Das geht, solange sich Krankheiten treu bleiben: Wenn ein Patient mit Multipler Sklerose nach zehn Jahren nur ganz leicht behindert ist, wird er wohl auch nach weiteren zehn Jahren noch nicht im Rollstuhl sein.  
  4.      Richtungsändernde Verschlimmerungen in Krankheitsverläufen z.B. bei Bluthochdruck oder bei Hochdruck im Auge (Glaucom) erkennt man daran, dass sich plötzlich Höchstwerte in rascher Folge häufen: Damit tritt die Krankheit in ein progressives Stadium ein und entzieht sich u.U. der Kontrolle. 
  5.      Selbstverstärkende Mechanismen können zu hyperakuter Verschlimmerung führen. Das gefürchtete Beispiel dafür ist die Verengung der Aortenklappe, der Klappe der Hauptschlagader. Das Herz erzeugt zunächst mehr Kraft und drückt genug Blut durch die Klappe, die Patienten können sogar Leichtathletik betreiben. Das geht, bis die Klappe so eng ist, dass das Herz nicht mehr genug Blut für seinen eigenen Energiebedarf kriegt, das führt zu Herzversagen und Tod innert Sekunden, Sekundenherztod. Vor solch selbstverstärkenden Mechanismen haben wir Ärzte panische Angst, weil sie unvoraussehbar und unbeherrschbar sind.  
  6.      Es gibt in unserem Beruf Autoritäten. Das sind Ärzte, die wiederholt Diagnosen gestellt haben, die alle anderen verpasst haben. Das spricht sich herum, solche Kollegen haben einen sagenhaften Ruf, und denen glaubt man mit Vorteil, auch wenn man nicht ganz nachkommt. 
  7.      Schummeln gilt nicht. Wenn Patient stirbt kommt der Pathologe oder der Gerichtsmediziner. Die sind gnadenlos. 


...Angewandt auf die Umweltsituation 

1972 wurden wir durch den Bericht des Club of Rome schockiert. Was man damals wusste hat man in einen Grosscomputer gefüttert. Es kam heraus, dass sich die Ökosysteme Mitte des 21. Jahrhunderts destabilisieren werden, wenn wir nicht mit dem Wirtschaftswachstum aufhören und die Bevölkerung auf vier Milliarden stabilisieren. Der Bericht nennt schon den Treibhauseffekt mit der Hoffnung, dass man noch eine Lösung finde. Die Modellrechnungen sagten, dass nicht eine Verknappung an Ressourcen oder an Boden der limitierende Faktor sei, sondern die Umweltverschmutzung. Alle die, wie z.B. Wirtschaftsredaktor Dr. Eisenring von der NZZ behaupten, der Club of Rome habe eine Ressourcenverknappung vorausgesagt und sei deshalb unglaubwürdig (https://www.nzz.ch/meinung/ewiges-wachstum-ist-kein-hirngespinst-ld.1564968), alle, die solches behaupten lügen, oder sie haben den Bericht nicht gelesen. Später hat der Club of Rome mit Hängen und Würgen korrigiert, dass es vielleicht mit einer Erdbevölkerung von 8 Milliarden auch gerade noch gehen könnte, dabei aber ausdrücklich gesagt, dass man die Folgen der menschlichen Aggressivität nicht modellieren könne.   

1988 stellte James Hansen erstmals fest, dass der Treibhauseffekt sich in einer nachweisbaren Erderwärmung zeige und er sagte mit einem noch primitiven Modell die weitere Erwärmung voraus, und zwar bis heute ziemlich genau. Dieser Mann ist eine Autorität. Wenn er heute die offiziellen Prognosen und Massnahmen in Frage stellt, muss das zu höchster Sorge Anlass geben. 

James Hansen wird in Handschellen abgeführt 


Illusionen zur Erderwärmung

Die Pariser Verträge von 2015 wollten die Temperaturerhöhung gegenüber dem vorindustriellen Wert auf 1,5 bzw. 2 Grad limitieren. Und Grüne in der Schweiz und in Deutschland reden noch 2021 davon, dass und wie man dieses Ziel erreichen wolle und da sind wir schon mitten in den Illusionen:  

Erste Illusion: Schon bei Abschluss der Pariser Verträge war klar, dass das 1,5 Grad-Ziel unerreichbar ist. James Hansen - meine Autorität - spricht von einem fake-Abkommen. Bei Einhaltung aller Abmachungen würde dieTemperatur um 2,4 Grad steigen, über Land mehr. Überdies rechnet das Abkommen mit grosstechnischer Abscheidung von CO2 aus der Luft, was James Hansen und andere Experten als illusionär bezeichnen (http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2018/20181206_Nutshell.pdf, S. 44ff und https://www.nature.com/articles/s41467-018-05938-3). 

Zweite Illusion: Nur eine Minderheit der Staaten hält das Abkommen ein. Damit sind wir gemäss Berechnungen auf einem Weg von 3,2 Grad global bis 2100, d.h. wiederum über Land mehr. 

Soweit die gängigen Voraussagen.

Darüber gibt es die dritte Illusion, nämlich, dass das alles Alarmismus und Hysterie sei.

Noch weiter verbreitet ist die vierte Illusion, dass die bisher gemachten Aussagen die ganze Wahrheit seien. Leider trifft das nicht zu.   

Fünfte Illusion: Viele denken, der Temperaturanstieg sei und bleibe linear. Aber dass er immer schneller geht sieht man von blossem Auge:

Julitemperaturen seit 1880

Sogar das IPCC krankt an dieser Illusion: 2018 verlegte das IPCC den Anstieg um  1,5 Grad von 2100 auf 2040. Sofort kam Einspruch von amerikanischen Klimatologen: Das IPCC hatte vergessen, dass die Treibhausgase ab heute weiter steigen. Damit kommen die 1,5 Grad schon 2030, eine Vorverschiebung von 70 Jahren in einigen Jahren (https://www.nature.com/articles/d41586-018-07586-5). Und das IPCC nimmt als Ausgangswert für die Erwärmung 1850-1900. Dabei hat diese hundert Jahre vorher begonnen, und damit haben wir die 1,5 Grad Erwärmung wahrscheinlich schon jetzt fast erreicht. Mit weiterer Beschleunigung ist zu rechnen.   

Die sechste Illusion ist, dass der Treibhausmechanismus die ganze Story sei. Das wäre schlimm genug, aber es gibt zusätzlich viele positive Rückkoppelungs­mechanismen, welche die Lage verschlimmern. Die gehen zwar langsam, waren aber nach Hansen in der bisherigen Erdgeschichte immer matchentscheidend (http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2018/20181206_Nutshell.pdf). Und damit, dass diese Rückkopplungen jederzeit zu einem Kippen der Situation führen können wurde das  1,5 bzw. 2-Gradziel überhaupt begründet. Das IPCC rechnet die Rückkopplungen nicht ein, weil sie nicht genau voraussagbar seien. Wie einleitend gesagt machen mir als Arzt solche Rückkopplungen mehr Angst alles andere, weil sie schon einzeln unbeherrschbar werden können, weil sie alle in die falsche Richtung gehen, und weil sie sich nicht nur addieren, sondern möglicherweise auch multiplizieren können. Das kann die Entwicklung auf Jahre verkürzen.  

Die siebte Illusion ist, dass die CO2-Konzentration nur davon abhänge, wieviel wir in die Luft blasen.  Nun wurde der CO2-Ausstoss aber bisher zu knapp einem Drittel vom Ozean aufgenommen, was zwar zu Versauerung und Problemen für die Meerestiere führte, uns aber entlastete. Nur kann ein wärmerer Ozean nicht mehr soviel CO2 aufnehmen (https://www.weforum.org/agenda/2019/03/oceans-do-us-a-huge-service-by-absorbing-nearly-a-third-of-global-co2-emissions-but-at-what-cost). 

Ähnlich die Bäume und die Vegetation an Land und im Ozean: Sie nahmen bisher auch knapp einen Drittel des ausgestossenen CO2 auf. Ein Grossteil der CO2-Kompensationsprogramme funktioniert mit tatsächlichem oder behauptetem Aufforsten. Schon jetzt verlieren wir Wald durch Abholzen und Brände, und mit einem Temperaturanstieg von 4 Grad wird ein grossflächiges Absterben der Bäume vorausgesagt (https://science.sciencemag.org/content/368/6488/261/), wie es jetzt bei den Korallenriffen stattfindet. Damit wird die Vegetation vom CO2-Puffer zum CO2-Produzenten. Der Deutsche Klimapapst Schellnhuber sagt dazu: "Wir töten unsere besten Freunde" (https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/interview-hans-joachim-schellnhuber-klimawandel-100.html). Kompensationen durch Aufforsten werden nichtig und der CO2-Ausstoss wird zum Selbstläufer, selbst bei Netto Null! 

Die achte Illusion war, dass das Eis langsam schmelze. In der Arktis geht es schneller, als gedacht (https://www.weforum.org/agenda/2020/08/arctic-sea-ice-global-warming-climate-change-predictions/). Nach Abschmelzen von Schnee und Eis nimmt die Rückstrahlung der Erde derart ab, dass wir zur Erwärmung noch bis zwanzig Prozent zurechnen können. Das bringt uns bis 2100 nicht auf über 3 sondern auf über 4 Grad, über Land mehr. 

Die neunte Illusion war bis vor wenigen Jahren, dass der Permafrost in Sibirien und anderswo erst gegen Ende des Jahrhunderts auftaue. Er taut schon jetzt (https://www.nationalgeographic.com/environment/2019/08/arctic-permafrost-is-thawing-it-could-speed-up-climate-change-feature/), und seit einigen Jahren sprudelt das Methan dort und anderswo aus erwärmten Böden und steigt in der Atmosphäre rasch an. Methan als kurzlebiges aber sehr starkes Treibhausgas kann die Erwärmung akut beschleunigen und die Selbstverbrennung zu einer Frage von Jahren machen. 

Die zehnte Illusion war, dass das alles sei. Aber neuerdings sagen mehrere Klimamodelle eine Abnahme der Wolkendecke voraus, was die Erwärmung weiter beschleunigen könnte (https://e360.yale.edu/features/why-clouds-are-the-key-to-new-troubling-projections-on-warming). 

Die elfte Illusion ist, dass alles langsam geht. Aber erdgeschichtlich ist das Tempo der jetzigen Veränderungen nie dagewesen. Zehnmal schneller als die schnellsten Veränderungen in den letzten 65 Millionen Jahren (https://news.stanford.edu/news/2013/august/climate-change-speed-080113.html), Tempo zunehmend. Seit 2019 wurden Hunderte von Temperaturrekorden gebrochen, mit mehreren Monatshöchstwerden und 2020 war das wärmste je gemessene Jahr. Als Arzt schaut man eine solche Entwicklung mit grösster Besorgnis an, weil sie den Verdacht auf bösartige Beschleunigung untermauert.  

Zwölfte Illusion: Alles redet vom Klima. Dabei haben wir noch ein zweites Problem, das Artensterben, das ebenfalls in einem Tempo abläuft, das erdgeschichtlich ausserordentlich ist und das für uns genauso bedrohlich ist. Es ist vorerst noch ziemlich unabhängig vom Klima (https://phys.org/news/2020-09-humans-climate-driven-rapidly-mammal.html): Denn die bisherigen Hauptgründe sind Bejagung, sowie Verlust und Vergiftung der Lebensräume durch stetig ausgedehnte menschliche Population und Aktivität. E.O. Wilson, der grosse Biologe, meint, dass man die Hälfte der Erde für "wildlife" reservieren müsste, wenn man das Artensterben aufhalten wolle.  


Wie der Arzt vor der Operation

Die ersten Krankheitssymptome der Erde sind allenthalben zu sehen, Dürren, Brände, Gletscherschwund, Artenverlust. Als Arzt sieht man das nicht als Beginn, sondern als Anfang vom Ende (https://lukasfierz.blogspot.com/2019/05/wie-biosysteme-kippen.html). Die Biosphäre kann nicht mehr kompensieren. 

Und wir sehen eine Vielzahl von ursächlichen Faktoren: CO2, Methan, Wasserdampf, Wolkenverlust, Ozeanversauerung, Pestizide, Verlust von Lebensräumen. Als Arzt weiss man, dass sich die Folgen nicht nur addieren sondern manchmal unvorhersehbar multiplizieren können.  

Was den Arzt vor allem panisch macht sind die mehrfachen selbstverstärkenden Mechanismen: Eisschmelze, Methanfreisetzung, CO2-Freisetzung durch Waldbrände, Waldsterben, Boden- und Ozeanerwärmung. Gegen den Hebel solcher selbstverstärkender Mechanismen hat man schon wenig Handhabe, wenn sie einzeln auftreten (man denke an die Aortenstenose), geschweige denn, wenn sie zusammenwirken und sich möglicherweise noch multiplizieren. Die nachweisliche Beschleunigung der Erwärmung und die neuliche Häufung von Höchstwerten sprechen dafür, dass der Verlauf schon jetzt eine Richtungsänderung zum Schlimmeren nimmt.  

Die 1,5- oder 2-Grad bis 2100 sind leeres Gerede, das Pariser Abkommen ist ein fake, ein falsches Alibi, weil es nicht einmal eingehalten wird. Viele Regierungen verschlimmern die Situation (Russland, Australien, Brasilien, Indien, bisher auch USA). Nur mit grösstem Glück werden wir am Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung von etwas über drei Grad haben, aber auch das ist nicht wahrscheinlich, denn die selbstverstärkenden Feedbacks sind alle schon angesprungen. So reden einige schon von vier, fünf oder mehr Grad. Das heisst über Land immer noch mehr, und das kann die menschliche Zivilisation nicht überleben. Und ein Grossteil der Biosphäre auch nicht. Wenigstens weiss ich jetzt, wieso Schellnhuber keinen Ausweg sieht. 

Schon vier Grad Globalerwärmung heissen für Johan Rockström vom Potsdam Institut bei Berlin, dass die Erde vielleicht noch vier Milliarden Menschen tragen könne, vielleicht auch weniger (https://www.theguardian.com/environment/2019/may/18/climate-crisis-heat-is-on-global-heating-four-degrees-2100-change-way-we-live). Das heisst flächendeckende Kriege, wo alte Muster von Kampf um Lebensraum wiedererwachen werden, um Lebensraum, der immer knapper und schliesslich nicht mehr verfügbar sein wird. 

Dass das alles nicht gesehen werden kann ist zunächst eine Folge der erwähnten Illusionen – in den Worten von Christian Morgenstern’s «Palmström» würde man sagen: «Also schliesst er messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf». Aber solches Denken ist undiszipliniert und infantil, man könnte es einem Siebenjährigen verzeihen, nicht einem verantwortlichen Erwachsenen.

Dass uns die Realitätskontrolle derart entglitten ist, hat aber vielleicht noch den tieferen Grund, dass der Tod im Bewusstsein weitgehend tabuisiert ist. So können wir ihn nicht erblicken, obschon er uns ins Auge starrt. Idioten wie Köppel mache ich nicht einmal einen Vorwurf. Wohl eher den Klimatologen, die so tun, wie wenn es einen Ausweg geben würde, obschon sie es anders wüssten. Und den Grünen, die die Probleme nicht zu Ende denken und immer noch vom 1,5 Gradziel faseln, das ist Wählerbetrug.  


Abschied von Tabus

Last but not least kommen wir zum zweiten Tabu: Niemand will die Tatsache sehen, dass wir zu viele sind. Auch das ein Tabu, weil wir Fortpflanzungsmaschinen sind. Fortpflanzung ist uns als heiligstes und oberstes Ziel einprogrammiert. Deshalb möchten sich auch viele - z.B. unsere Grünen - in der Illusion wiegen, dass Verzicht genüge. 

Zugegeben, nur die Wohlhabenden machen die Umweltbelastung. Die zehn Prozent Wohlhabendsten wohl fünfzig Prozent der Verschmutzung, die 50 Prozent der Wohlhabenderen fast den ganzen Rest. Aber ein Grossteil des Ressourcenverbrauchs und der Verschmutzung ist dadurch erzwungen, dass zu viele Menschen in geballten Megastrukturen leben müssen, welche energiefressende Transporte brauchen. 

Einige sehen die Lösung darin, die Privilegien der obersten 10 Prozent zu eliminieren, der Rhetorik nach könnte man sogar schliessen, dass sie am liebsten die obersten 10 Prozent der Privilegierten eliminieren möchten – z.B. mit der Guillotine, nach altem revolutionärem Brauch. Aber auch die halbe Belastung wäre zu viel. Deshalb müsste man die wohlhabendere Hälfte guillotinieren, da wären wir Schweizer schon alle dabei. Aber auch das würde nur nützen, solange die verbleibende Hälfte sich nicht auch vermehren und wohlhabend werden will, mit Industrie, Fleischkonsum, Autos, Flugzeugen, wie es zum Beispiel jetzt gerade in Indien und vielen anderen Staaten geschieht, denn der edle Wilde ist nur eine weitere unserer Illusionen. 

Viele Menschen, die nicht durch Geburtenkontrolle vermieden werden, werden durch Mord, Totschlag, Hunger und Seuchen ihr Leben lassen müssen. Das ist eine weitere Realität, der wir ins Auge schauen müssten. Humaner wären zwei Generationen Einkindfamilie. 

Freitag, 30. August 2019

Offener Brief an einen NZZ-Gastkommentator

Prof. der Medienwissenschaft Norbert Bolz, TU-Berlin
In der Neuen Zürcher Zeitung vom 30.August 2019 schreibt Prof. Norbert Bolz den Kommentar "Generation Greta - Was war schon wieder die Mission der jungen Klimaaktivistin? Kritik an einem Medienphänomen". Das Echo auf Greta sei ein Hype. 

Bolz lehrt Medienwissenschaften an der Technischen Universität Berlin und hat nicht die geringste Kompetenz für die Wissenschaft, die von Greta vertreten wird. So bleibt sein Artikel Schaumschlägerei im Rahmen der systematischen Desinformationskampagne der Neuen Zürcher Zeitung. Der Zeitung sei in Erinnerung gerufen, dass sie nicht nur korrupte Banker als Publikum hat, sondern auch denkende Zeitgenossen. Dieser Brief ging zuerst direkt an Prof.Bolz, er hat nicht reagiert. 

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Sehr geehrter Herr Professor Bolz,

Ihr Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung  "Generation Greta - Was war schon wieder die Mission der jungen Klimaaktivistin? Kritik an einem Medienphänomen" spricht von  Hype. Reden Sie mit Ihren Kollegen vom Potsdamer Institut für Klimaforschung. Es gäbe nämlich auch Tatsachen.

Interessanterweise sitzt der Direktor des Potsdam Institut für Klimaforschung im ehemaligen Büro Einsteins, jenes Einstein, dem vor ca. 80 Jahren per Unterschriftensammlung durch Idioten bescheinigt wurde, dass seine Physik jüdisch, unanschaulich und deshalb falsch sei.

Der Club of Rome hat 1972 einen Kollaps der Ökosysteme für das Jahr 2030 vorausgesagt, falls nicht verschiedene Massnahmen getroffen UND die Bevölkerung stabilisiert werde. Massnahmen wurden keine ergriffen und die verschiedenen Voraussagen des Club of Rome sind bisher ziemlich genau eingetroffen. Zwar hat die grüne Revolution das Nahrungsangebot verdoppelt, aber der Club of Rome hat schon 1972 darauf hingewiesen, dass dies an der Voraussage nichts ändern werde. Inzwischen werden die Sommer heisser, die Pole schmelzen ab, und namhafte Wissenschaftler halten die Situation für ausser Kontrolle und unumkehrbar. 


Greta vertritt den Konsens der Wissenschaft, an dem noch so viele Idioten nichts ändern können. Nur wer das ausblendet kann von Hype sprechen.

Freundliche Grüsse

Lukas Fierz, Dr.med., alt-Nationalrat, Bern, Schweiz

Donnerstag, 29. August 2019

Offener Brief an einen Tagi/BUND-Kolumnisten

Immer wieder stösst man auf Kolumnen und Berichte, die einem aufstossen. Hoffend, dass deren Verfasser zu Denkvorgängen gebracht werden können, schreibe ich diesen manchmal persönlich. Nur ausnahmsweise erhält man eine Antwort. Darum schreiben wir vielleicht lieber offene Briefe, damit wenigstens die übrige Öffentlichkeit erfahren kann, was für Stuss abgesondert wird.

Michael Hermann ist regelmässiger Kolumnist bei BUND und TAGES-ANZEIGER. Er studierte Geografie, Volkswirtschaft und Geschichte an der Universität Zürich und  promovierte am Geografischen Institut der Universität Zürich zum Thema «Werte, Wandel und Raum». Er ist Geschäftsführer des Instituts Sotomo, welches gemäss Eigenwerbung "mit  massgeschneiderten Umfragen umfassende Einblicke in die Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen ermöglicht".  

Dieser Brief ging zuerst direkt an Herrn Herrmann. Er hat nicht reagiert.  



Lieber Herr Herrmann,

Ich lese heute etwas ratlos Ihre Kolumne aus BUND und TAGES-ANZEIGER (26.8.2019) über die bevorstehenden Wahlen: Nach Ihnen "können sich die Grünen nur selber schlagen, mit der für das progressive Spektrum so typischen, flüchtigen, in Trägheit umschlagenden Euphorie". Also die gemein-hämische Haltung gegenüber den Grünen und dem Umweltproblem, die wir seit vierzig Jahren bestens kennen, die den bürgerlichen Chefredaktoren passt und die jede Lösung bisher verunmöglicht hat.
Wie wollen Sie denn das «Geschlagen-sein» bzw. «Nicht-geschlagen-sein» definieren? Die Grünen sind doch ab 1980 in der Umweltfrage angetreten, an der sich seit dem ersten Bericht des Club of Rome nicht viel geändert hat. Die Voraussage war damals ein Kollaps der Ökosysteme ab 2030, falls nicht Massnahmen ergriffen UND die Weltbevölkerung sofort stabilisiert werde. Das Problem wäre damals noch irgendwie lösbar gewesen, aber - in Ihren Worten - "die jutesackbewehrten Grünen wurden als gefährliche Wohlstandsgefährder angesehen". Tatsächlich hatten sie bis Frühjahr 2019 nie eine Breitenwirkung. Das hat erst dank Greta geändert.
Inzwischen ist das Umweltproblem zu grossen Teilen oder wahrscheinlich überhaupt nicht mehr lösbar. Lesen Sie das Buch «Change» von Graeme Maxton oder bei Bendell (https://www.lifeworth.com/deepadaptation.pdf). Somit steht fest: Die Grünen sind geschlagen, ganz gleich, wie das Wahlergebnis ausfallen wird. Sie sind doch nicht nur Politologe, sondern auch Geograph, das sollte Ihnen klar sein.
Einige Stichworte: Der Temperaturanstieg ist hundert Mal rascher als frühere Temperaturanstiege und er beschleunigt sich in den letzten Jahren. Alle Prognosen des IPCC waren viel zu optimistisch, die 1,5 Grad Erwärmung werden nicht – wie einst erhofft - 2100 erreicht und nicht 2050, und auch nicht 2040, sondern schon 2030. Die 2 Grad somit 2040. Dann wird Südeuropa vertrocknen und unfruchtbar und der Mittlere Osten wird grossteils unbewohnbar. Bis 2100 steigt die Temperatur mit Einhaltung der Pariser Verträge um 3,2 Grad, und weil sie bisher nicht eingehalten wurden um 4-5 Grad. Damit kann die Erde vielleicht noch 1 Milliarde ernähren, wenn nicht weniger.
Vielfache Selbstverstärkungsmechanismen (Ungebremster Anstieg der Treibhausgase, Flächenbrände, Methanfreisetzung, verminderte Strahlungreflexion durch Eisschmelze) drohen den Temperaturverlauf explosiv zu machen und die höhere Biosphäre sowie die Menschheit in einer «hothouse earth» auszulöschen. Unterwegs wird zuerst das Finanzwesen zusammenbrechen (die Negativzinsen sind ein getreues Marktabbild der ausweglosen Situation), Ihre «flächendeckende Dienstleistungsgesellschaft» wird sich als überflüssig zersetzen, die Industriegesellschaft redimensioniert, es resultieren ein Heer von Arbeitslosen, soziale Unruhen und Hungersnöte. Migrationen von Milliarden und Kriege sind obligatorisch abzusehen. Die bevorstehenden Wahlen sind dafür ziemlich irrelevant.
Man kann sich fragen, wer die Kalamität zu verantworten hat. Der grosse Journalist Arnold Hottinger sagte mir, es sei auch ein Versagen «von uns» (er meinte Presse und Medien) gewesen. Es ist auch ein Versagen der Wissenschaft, die vielfach nicht klar gesprochen hat.
Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass man darüber in den Zeitungen nichts liest. Bei der NZZ bin ich inzwischen zum Schluss gekommen, dass der Abopreis so hoch ist, weil man dafür bezahlt, nichts darüber lesen zu müssen. So kann der brave Bürger ungestört weiter schlafen.
Mit freundlichen Grüssen
Lukas Fierz
Alt-Nationalrat

Donnerstag, 15. August 2019

Letting down Humanity

(Translation of "Und was, wenn wir uns nicht retten können?" in this Blog, which first appeared in Journal 21, 15.8.2019. Updated 7.2.2022)

What is new is that everything accelerates: the ice melts faster than predicted. Its lack of reflection increases CO2-related warming by 20 or more percent (1). The sea warms up faster and rises faster (2) than predicted. Greenhouse gases continue to rise, global warming accelerates and the fatal self-boosting feedbacks by methane release and large-scale forest fires have only begun. Since spring 2019 hundreds of temperature records have been broken and we had the warmest months of January, Mai, June and July ever. We notice it ourselves: The summers get mercilessly warmer and warmer. 

July temperatures (global) 1880-2019

The four apocalyptic horsemen are: Global Warming (3), which is occurring up to a hundred times faster than earlier warmings. The lack of water (4), which threatens one fourth of humanity. Species extinction (5) due to wasting and poisoning of habitats. And last but not least overpopulation (6), the root cause, which continues to increase. Each of these factors can be fatal on its own and they reinforce each other. E.g. the co-director of the Potsdam Institute of Climate Research Johan Rockström, an expert on the limits of the planet said that with global warming of 4 degrees (which is possible before 2100) he has difficulty to see how the earth could nourish eight billion of people or even half of that (7). And what will happen to the rest?



Viktor Vasnetsov (1887): The four apocalyptic horsemen

Many call for action, and many clash with those who deny the problems. But does that make sense? Is there any escape from this fourfold overkill?

For example, the American Roy Scranton experienced terror and state collapse as a soldier in the Iraq war. Back in the US, it dawned upon him that the same fate awaited the developed nations. He concluded that, just as the soldier must learn to die, in the Anthropocene we also have to learn to die, not just as individuals, but as a collective (8).


Independently of him, the French Pablo Servigne and Raphaël Stevens in their book "Comment tout peut s'éffondrer- Petit manuel de collapsologie à l'usage des générations présentes" (9) predict the collapse of civilization. Here is a summary interview in French (10).

Three personal experiences reinforce my concern: Prof. John Schellnhuber, the most prominent German climatologist omnipresent in the media who in public exudes a mild, solution-oriented optimism told us already 2017 in private that he no longer sees any way out of this trap for humanity.

And about 1973, that is shortly after the first report of the Club of Rome, I had a vivid dream. I stood on the edge of a medium-sized gravel pit, which was partially restored, that is, renatured. Down there among bushes, maybe a hundred yards away, was a small group of nude, quite green people, about three in number, mostly grownups, but not old. They did not notice me and said to each other "We are the last human beings". I felt that this was a meaningful, a so-called "big" dream, but rationally could not do much with it, and at best hypothetically linked it to the environmental situation. But after all, C.G. Jung used to quote a rabbi who had written: "The dream is its interpretation"...

My father, Markus Eduard Fierz (1912-2006), was a theoretical physicist "of the first hour", who knew Pauli, Bohr, Heisenberg, Einstein, and worked and taught in Basel, Princeton, CERN and ETH. He had great intuition and was a virtuoso at so-called Fermi estimates, the estimation of sizes from inadequate information (The famous Fermi question was: "How many piano tuners are there in Chicago?"). Later in life he became very concerned about the environment and from 1990 on predicted a general ecological collapse starting around 2020 saying that of course it was not possible to predict the year exactly, but once it started it would go downhill very quickly for mathematical-physical reasons. After failing to understand both dream and father for decades and years, I now realize both could end up being right.

I found the content and fate of an article (11) by Prof.Jem Bendell, the English university teacher of sustainability revealing: Based on a large literature review he argues that the environmental situation is out of control and irreversible. Already in the next decade, one would have to reckon with great crises, even with the beginning of the dissolution of civilization. This article was not accepted by a journal because it does not cite enough scholarly literature on collapse of civilisation (there is almost none) and because it could scare the readership.

Bendell, fed up with this academic correctness, published the article on the web, where it has been downloaded half a million times and translated into several languages. There, and in an interview with climatologist Wolfgang Knorr (12), he comes to the conclusion that even the scientists do not truthfully inform the public: All the reports of the International Panel on Climate Change (IPCC) up to 2020, written under the pressure of oil-producing nations, neglected the acceleration of global warming caused by multiple positive feedbacks. Therefore they are consistently too optimistic. To quote Bendell and Knorr: “Science is letting down humanity”.

In fact, the disaster perspective is concealed by everybody: Although scientists and some media have been warning us for fifty years, this happens regularly only in a piecemeal way, carefully and objectively weighed. Somebody is talking about dwindling glaciers, somebody else about the future of winter sports, someone dwells on insect extinction, another one is studying bees, there is talk about poison in rivers, or warnings about the temperatures in the cities, others are considering crop failures or exploring reasons for migration. They have the pieces in their hand, but, alas, lack the mental bond for the realization that it all comes down to a self-reinforcing global catastrophe. And therefore there is no urgent reference to our own destiny and the necessary alarm is not sounded. The only point the scientific community always agrees upon is the demand for further research and more money, which the politicians are only too happy to grant if only they can remain inactive.

Are the scientists afraid of their own courage? Are they afraid of loss of public esteem and public money, do they fear loss of media coverage, loss of reputation among colleagues when they talk the plain talk that would be appropriate, although it would hurt?

Incidentally, if refusing to call a spade a spade avoids arousing fright and depression in the addressees, this has the fatal consequence that they can continue to cling to their false hopes and pursue business as usual. Only fright and depression would pave the way for radical rethinking.

For a long time it was a mystery to me how even some of the most clever and highly educated politicians could claim that climate science is wrong. While writing this text I've come up with something: In my practical work as a doctor, I learned that one is almost always believed if one speaks up clearly, bluntly and directly. Could it be that such sceptics feel indistinctly but rightly that something is wrong with the scientific information and the IPCC reports, and that is why they do not believe them? To me this does not seem impossible.

We find this fragmented approach not only among scientists, but also among the worried and the Greens. These preach well-meant individual measures such as vegetarianism and renouncing plastic bags, but often fail to mention that this is never enough – they do not want to scare the voters after all. Only children and fools tell the truth and lead desperate crusades...

All of them are ignoring the population issue, but they are anyway overruled by the dull majorities that vote Trump, Bolsonaro, and Morrison into office, those politicians who basically already announce the end of civilization. Between these political poles lie the "healthy" middle of mindless consumer citizens, and the media, which question facts as opinions, as well as the jellyfish-like politicians who navigate according to the latest surveys. The result is an immobile crowd waiting in anesthetized wellness for disaster, like Christmas turkeys on their turkey farm. A physician managing a critical situation with such indifference would end up in court and jail for malpractice.

What is coming can already be seen in the Middle East with heat, drought, hunger, state disintegration, tyranny, epidemics, war and mass migration. This will gradually spread to other regions and to us. Particularly susceptible are complex systems such as large cities, major distributors, high culture, monetary value, banks, the financial casino, long-distance transport, old-age provision or legal security. The talk of human rights and climate justice will be left behind as mockery. We are caught in a suicidal culture and will perish with it.

Meanwhile, even the Secretary-General of the UN warns that we have only until 2020 to avoid the tipping point of the situation (13). And yet there is hardly any reaction. Protesters are imprisoned or expelled from the country. Therefore the next question arises: If we do not want to or cannot save ourselves, what then?

I
t means then the end of many nations, of many cultures, of human values (Menschlichkeit) in many places, of very many human beings and large parts of the living world, perhaps of humanity as a whole. Many old people are concerned with their individual end. In the Middle Ages, there was even the art of dying (Ars Moriendi), which prepared adepts for a good death and for the four last things - Death, Judgment, Heaven or Hell. But after all, mortals could console themselves with descendants, who continued their ideals, their skills, their culture and their genes. The death of civilization lacks this comfort. But somehow we have to translate the knowledge about the death of the individual into one about our collective dying.


Robert Bringhurst and his partner Jan Zwicky, two Canadian scientists, philosophers and poets, in their booklet "Learning to die - Wisdom in the Age of Climate Crisis" (14), believe that, even if a few people should survive the sixth mass extinction, our civilisation will not. And then nobody will know anymore about Plato, Bach or Rembrandt.

Bringhurst writes knowledgeable books about the myths and cultures of Native Americans (15). He describes how these natives understood themselves as part of a nature that cannot be dominated. This in contrast to the Western attitude that nature should be dominated as expressed in Genesis 1:28 "
Be fruitful, and multiply, and replenish the earth, and subdue it: and have dominion over the fish of the sea, and over the fowl of the air, and over every living thing that moveth upon the earth...", the attitude that is actually the cause of our predicament.

Zwicky asks what moral qualities we need at the end of our civilization. These are the qualities that have always been needed in life: knowledge and the awareness that our knowledge is limited, modesty, courage, self-control, justice, patience and mercy. Only with modesty can we get rid of the ego, which gives us the courage to look the facts into the eye. And compassion is needed for those who cannot face the facts. In any case, our own actions and those of others are but gestures in the air that disappear like music. Like the previous mass extinctions, the present one will leave some life behind which will give rise to other forms of life.

These highlights must suffice, but this booklet shows that you can view the whole problem quite otherwise than with rejection, panic, schedules for action or a raised index finger, namely with philosophical composure.

If the end of life of an individual is inevitable and consists only of suffering, whose meaning is difficult to see, then the question of euthanasia arises, and indeed it is sometimes practiced today. This question will also arise when societies perish in hunger, disease, plunder and mutual manslaughter. The idea is not new. In the end-time novel "On the Beach" (1957, 16), Nevil Shute lets the last survivors of nuclear war kill themselves with cyanide to escape these final stages.

It's also about how to shape the last hours: When the children of the orphanage run by Janusz Korczak (17) had to leave the Warsaw Ghetto, he tricked them into believing they were going on a countryside trip and dressed them as nicely as possible. Korczak went along and preceding the procession of twohundred children a boy played the violin - the Germans love music. Holding their little hands, adorned and singing, they moved to the cattle cars, which were to unload them in Treblinka for immediate gassing. Le style c'est l'homme.


References and Links:
  1. Wadhams, P. (2016) A Farewell to Ice, Oxford University Press, Oxford.
  2. https://edition.cnn.com/2019/10/30/world/rising-sea-cities-study-intl-hnk-scli-sci/index.html
  3. https://lukasfierz.blogspot.com/2019/08/call-spade-spade-its-holocaust-2.html
  4. https://lukasfierz.blogspot.com/2020/02/how-biosystems-tip-over.html
  5. https://lukasfierz.blogspot.com/2019/05/wir-sind-zuviele-ein-tabu.html
  6. https://www.theguardian.com/environment/2019/may/18/climate-crisis-heat-is-on-global-heating-four-degrees-2100-change-way-we-live
  7. Roy Scranton: Learning to Die in the Anthropocene, City Light Editions 2016
  8. Pablo Servigne und Raphaël Stevens : Comment tout peut s'éffondrer- Petit manuel de collapsologie à l'usage des générations présente, Seuil, 2015
  9. https://www.letemps.ch/societe/pablo-servigne-faut-faire-deuil-monde-ecrire-une-nouvelle-histoire
  10. https://www.lifeworth.com/deepadaptation.pdf
  11. https://jembendell.com/2019/07/31/climate-scientist-speaks-about-letting-down-humanity-and-what-to-do-about-it/
  12. https://www.un.org/sg/en/content/sg/statement/2018-09-10/secretary-generals-remarks-climate-change-delivered
  13. Richard Bringhust and Jan Zwicky: Learning to Die – Wisdom in the Age of Climate Crisis, University of Regina Press, 2018
  14. Richard Bringhurst: A story as sharp as a knife, Douglas & McIntyre, 2011
  15. Nevil Shute: On the Beach, Vintage, 2010
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Janusz_Korczak



Sonntag, 11. August 2019

Warum dieser Blog?

(aktualisiert 11.11.2019)

Der Grund für diese Blog-Artikel ist folgender: Ich habe ab ca. 1974 politisiert und die Grünen mitbegründet. Aber ab 1991 habe ich aufgegeben, weil ich den Eindruck hatte, dass wir damit keine Wirkung hatten, und dieser Eindruck blieb bis im Frühjahr 2019.

Dann bin ich mit meinen 78 Jahren zweimal an Klimademos gegangen, hauptsächlich dabei waren Kinder und Jugendliche von 12-18 Jahren (bei der 68-er Bewegung waren es Studenten). Es war rührend und traurig zugleich, hier erstmals die breite Reaktion zu sehen, die nach dem ersten Bericht des Club of Rome 1972 so nötig gewesen wäre, die aber nicht stattgefunden hat.



Dann wurde berichtet, dass die Jugendlichen in Vollversammlungen wieder dieselben Fragen diskutieren, die wir bei den Grünen in den Achzigerjahren auch diskutiert hatten. Ich habe damals manche dieser Sitzungen organisiert. 

Da dachte ich, ich schreibe mal auf, was ich noch weiss und inzwischen herausgefunden habe. Viele Beiträge sind zuerst in anderen Gefässen erschienen, wie Tages-Anzeiger, Inside Paradeplatz, Bieler Tagblatt, Infosperber, Journal21 u.a.   

Lukas Fierz 

Mittwoch, 17. April 2019

White Man doomed

(English translation of "Der Untergang des Weissen Mannes" which originally appeared in my Book "Begegnungen mit dem Leibhaftigen", Tredition, 2016)

I was a boy of fifteen years then in 1956 when I had my first and only encounter with Carl Gustav Jung, the famous Swiss psychiatrist. He was over eighty years old and it happened on the shores of the lake of Zürich. 


Original tower left, buildings were added during Jungs lifetime
There Jung had built with his own hands the well-known tower where he spent every summer without phone or electricity. My grandparents being his close friends he had let them have a stretch of his land to build a summer house too. When my grandparents died it was our privilege to spend holidays there.  


Jung preparing firewood in Bollingen
(from a youtube video)
Passing by with the rowing boat one could often see Jung at the waterfront, splitting wood with the axe or playing with pebbles near the water, always wearing his tattered straw hat and a green gardeners apron.

One afternoon the big, slightly bent man with his straw hat appeared near our boat house and said that it was time for a neighbourly visit. We took him inside and served some tea. He was in good mood and very affable. When asked how he was doing he answered – looking ironically over his small glasses - that it was very interesting to observe the phenomena of senility once upon oneself. 


Jung looking over his glasses
He then lit a pipe and told us some stories, speaking mostly to the young generation, to my brother and me. First, he mentioned experiments with hypnosis done in Paris: A married lady was hypnotized back in time and, when asked about her husband, she only blushed and said coyly that she did not know such a person.

Then he told us about his expedition to the Pueblo Indians in New Mexico after the first world war. Jung had treated a family member of John D. Rockefeller, who out of gratitude financed him some ethnological expeditions to Africa and the Americas. Jung told us about his encounter with a Pueblo chief whose name was “mountain lake”. This chief told him, that the white man was doomed. When asked why the chief took both hands before his eyes and – Jung imitating the gesture – moved the outstretched index fingers convergingly towards one point before him, saying because the white man looks at only one point, excluding all other aspects.

Taos, New Mexico, where Jung encountered "Mountain Lake"
Jung has written about this same encounter several times: E.g. the chief having said that the white man was mad, because the only thought with his head and not with the heart as one should. But Jung’s writings never mentioned this pueblo chiefs prediction of white man’s doom. Probably at the time this was too farfetched to be taken seriously, seeming just an example of primitive man’s thinking unconnected with reality.

1972 the Club of Rome in his report “Limits to growth” startled the world with conclusions never thought of before. In Europe and elsewhere trying to apply these to politics proved unsuccessful in the framework of the established political parties. Thinking individuals therefore began to found small green movements and parties everywhere. We did this also in Switzerland and in the eighties I became a green member of the Swiss parliament. 


Christoph Blocher (R) speaking to a member of government (ca. 1990)
Our main adversary in environmental questions was the Swiss Peoples Party, whose dominant figure was the successful industrialist and self-made billionaire Christoph Blocher, a really enthralling public speaker, and so to say a prototype of the white man. We both once allied in sinking a useless subsidy and therefore had some private discussions. Once I asked him what in his view was the reason for his incredible entrepreneurial and political success. He took both hands before his eyes and moved the outstretched index fingers convergingly towards one point before him, saying because I am able to concentrate on only one point, excluding all other aspects. I remember that I had to swallow empty two or three times not saying anything further…

This was some thirty years ago. And today the prediction of the Pueblo chief is not any more an example of primitive thinking unconnected with reality. Because if the white man will be doomed its exactly because he can look and concentrate at just one point, excluding all other aspects. His focus of interest is growth - growth of greatness, growth of population, growth of production and economy. And he excludes everything else, may it be bees, bombs, the shrinking fertile soils, the depletion of species and oceans and especially the relentlessly warming atmosphere, which will burn us all to death unless we take most drastic actions ourselves now…

And why did Carl Gustav Jung tell us young people about this encounter with the Pueblo chief which he could not have understood and never had put into writing? Of course Jung was a born entertainer and storyteller, but he also had an irrationally visionary side to him. Probably he felt that it was important to transmit this warning to a younger generation, even if its significance was not clear in 1956. And now I have transmitted it again.
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In the meantime I have tried to find out what the chiefs sayings might mean today and I came up with the following points: 
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