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Freitag, 13. März 2020

Wissenschaftszensur bei der NZZ

Die Neue Zürcher Zeitung führt bekanntlich im Feuilleton eine peinliche Kampagne gegen die Klimawissenschaft mit inzwischen mindestens 22 Beiträgen von Nichtfachleuten, aber dort sind  Literaten unter sich, und so gilt: "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun".

Neulich schrieb in der NZZ ein Kenner, nämlich Dr. Walter Hehl, ehemaliger Leiter des Kundencenters beim legendären IBM-Forschungslabor Rüschlikon, welches zwei Nobelpreise gewonnen hat. Dieser Mann mit grosser Erfahrung in  angewandter Technologie erwähnt unter dem Titel "Klimawandel - die Natur spielt mit" die fatalen Selbstverstärkungsmechanismen der Erwärmung, welche in den Voraussagen des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) ignoriert werden z.B:
  • Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  • Wolken, Eis und Schnee schwinden, dadurch steigt die Wärmeabsorption der Erde.
  • CO2-absorbierende Wälder und Savannen werden durch Wüsten ersetzt. 
  • U.s.w.
Hehl folgert, dass Klimapessimisten wie Jonathan Franzen nicht lächerlich seien, und dass "ein wenig Verzicht in den nächsten fünfzig Jahren" uns nicht retten werde. 


Waldbrand in Australien

Erfreut gratulierte und dankte ich dem Autor in einem kurzen mail mit der Hoffnung, dass auch die NZZ sich jetzt endlich einer faktenbasierten Diskussion stellen werde. Postwendend kam Antwort, dass in der darauffolgenden Woche noch ein zweiter Artikel über die Problematik von technologischen Massnahmen wie Carbon Capture geplant sei.

Verfrühte Freude. Wenige Tage später kam noch ein mail: Den zweiten Artikel werde die NZZ nicht drucken, er sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt. Auch der erste Artikel sei von der Wissenschaftsredaktion abgelehnt worden. Nur wegen einer redaktionsinternen  Kommunikationspanne sei er erschienen: Hehl hatte den Artikel nicht nur der Wissenschaftsredaktion geschickt, sondern auch einem ihm bekannten Redaktor, der ihn ohne Rücksprache in den Druck gab und dafür von der Redaktion einen Verweis fasste.    

Ein Grund für die Ablehnung der Artikel ist nicht ersichtlich. Sie beleuchten offensichtliche Lücken der mainstream-Berichterstattung. Fehler können höchstens Details betreffen, die man leicht hätte beseitigen können. Und wenn 22 Schwätzer, die nichts verstehen, im Feuilleton schreiben dürfen, so müsste man doch einem Veteran der Schweizerischen angewandten Technologie ohne weiteres eine Plattform geben. 

Bekanntlich bemüht sich die NZZ mit Erfolg, im rechten Spektrum Deutschlands Leser zu fischen, und es mag sein, dass sie sich mit der verzerrten  Klimaberichterstattung bei der Deutschen AfD anbiedern will. Das ist beschämend und unschweizerisch. Und "Denn sie wissen nicht was sie tun" gilt jedenfalls nicht für eine Wissenschaftsredaktion. 







Donnerstag, 5. März 2020

Die Prometheische Illusion

Neulich hat der Deutschlandfunk die Geigerin Patricia Kopatchinskaja (1,2) und andere Musiker angefragt, einen Brief an Ludwig van Beethoven zu schreiben. Mit ihrer Erlaubnis drucken und kommentieren wir ihren Brief hier:

Lieber Ludwig,

Du Titan und Schöpfer unter den Menschen. Wir, die Bürger der freien Republiken, haben Dich als Gipfel aller Monumente in unseren Konzertsäle und auf unzähligen Konserven unwiderruflich einbetoniert. Niederkniend vor Deiner Musik repetieren wir sie wie ein Mantra. Oh Du Leuchtturm, der alle erblinden lässt!

Man fürchtete Dich, aber längstens bist Du totgespielt, mit Lorbeer bekränzt, eingereiht im Friedhof unserer großartigen Vergangenheit.

Prometheus war die Hoffnung Deiner Zeit, Sinnbild von Erfindungsdrang und Emanzipation der Menschen aus Untertanen- und Gottesgnadentum, Sinnbild für Herrschaft von Vernunft und Menschenrechten. Er war Dein Held.


Wir, die Menschen aus Lehm, die anfangs so dumm und fühllos waren, uns hast Du das den Göttern geraubte Feuer gebracht, von Musen und Apoll lernten wir Musik und Tanz, Vernunft und Einsicht auf dem Parnass. Und Melpomene, die Muse des Trauerspiels, lehrte uns wie der Tod die Tage der Menschen beendet.

Und willst Du wissen, wie es mit uns, den Geschöpfen des Prometheus weitergegangen ist? Wir waren fleißig und fruchtbar und haben uns zur Unzahl vermehrt. Wir haben die uns gelehrte Vernunft benutzt, um das uns geschenkte Feuer einzusetzen für Wärme, Kraft, Komfort und Überfluss der Neuzeit. Nichts ist genug. Die Natur wird erwürgt. Auch unserer Vernunft ist nicht genug, der Einsicht zu folgen, dass Feuer immer weiter Feuer gebiert, von Kalifornien, Australien, Sibirien, bis zur Arktis, bis Feuer die Hoffnung und die Tage der Menschheit beschließt.

Und wir sehen ein, Prometheus und wir, seine Geschöpfe, die meinten, des Zeus nicht achten zu müssen, wir waren doch keine Götter. War der Feuerbringer wirklich der Titan Prometheus oder nicht eher eine Ausgeburt der Hölle, Lucifer?

Hahaha-Haaa...

Liebe Grüße ins Jenseits

Patricia Kopatchinskaja



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Hier liest Patricia ihren Brief (Bild anclicken für Audio): 


Und hier noch etwas Hintergrund:  

Johann Wolfgang von Goethe schrieb sein Gedicht "Prometheus" zwischen 1772 und 1774, er war in seinen frühen Zwanzigerjahren. Dieses Gedicht fasst die Hoffnungen einer Epoche zusammen: Prometheus der revolutionäre Titan achtet der Götter nicht, indem er sein Schicksal in die eigene Hand nimmt und nach seinem eigenen unabhängigen Bild menschliche Geschöpfe schafft, vermeinend, damit Zeus und die Götter als unbedeutende Fussnote der Geschichte hinter sich zu lassen. 

Hier ist die unsterbliche Rezitation von Alexander Moissi (1912): 



Und so lautet das Gedicht: 


Prometheus


Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?
Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.
Bald danach kam die Französische Revolution. Ihr erster Konsul - Napoleon Buonaparte - wurde von vielen als der moderne Prometheus angesehen, der die von Kirche und Königen geknebelte Menschheit mit neuen Gesetzen in eine emanzipierte Zukunft führen werde. 
   
Damals schrieb Beethoven die Musik für das Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus" (1801), welches solche Ideen auf die Bühne stellte, so wie in Patricias Brief beschrieben. Material aus dieser Bühnenmusik wird später in fast allen Symphonien Beethovens wieder auftauchen, vor allem in der "Eroica" (1802/3), welche ursprünglich Buonaparte gewidmet war. Als sich allerdings Napoleon unbescheidenerweise selber zum Kaiser krönte (1804) kratzte Beethoven die handschriftliche Widmung von seinem Manuskript weg. Allerdings kann die "Eroica" immer noch als eine Art Prometheus-Symphonie verstanden werden. Und das gesamte Werk Beethovens, bis zu seiner Neunten Symphonie, verkörpert seine (und unsere) Hoffnung auf eine aufgeklärte und humanistische Welt. 

Und jetzt, ein Vierteljahrtausend nach Beethovens Geburtstag, feiert und bestätigt einstimmiger und unendlicher Jubel Beethovens überragende Grösse für Menschheit und Menschlichkeit, das ganze auch eine Selbstbeglückwünschung zu unserem Fortschritt unter den Beethovenschen Idealen. Wenn auch ein Teil dieses Jubels seine Berechtigung haben mag, so bleiben Skepsis und sogar Sorge, z.B. hat Wreblowski (3) gewisse Zweifel bezüglich der Natur von Prometheus diskutiert. Im Rückblick auf die zwischenzeitliche Entwicklung fühlte sich Patricia Kopatchinskaja veranlasst, diese Sorgen in ihrem Brief zu artikulieren.

Weitere Angaben: 

(1) Patricias Website: https://www.patriciakopatchinskaja.com/
(2) Patricias Facebook: https://www.facebook.com/patriciakopatchinskaja/
(3) Z.Wreblowski:Lucifer and Prometheus, Routledge and Kegan Paul Ltd,1952,IBSN 0415-20948-X

Montag, 17. Februar 2020

The Promethean Illusion

Recently Deutschlandfunk asked the violinist Patricia Kopatchinskaja (1,2) to write a letter to Beethoven. With her permission we reprint her letter here:

Dear Ludwig,

You titan and creator among men. We, the citizens of the free republics, have irrevocably cast you as the top of all monuments in our concert halls and on countless recordings. Kneeling before your music, we repeat it like a mantra. Oh you lighthouse that blinds everyone!

You were feared, but in the meantime you have almost been played to death, wreathed with laurel, and safely placed in the cemetery of our glorious past.

Prometheus was the hope of your time, symbol of invention and of emancipation from the tyranny of church and kings, symbol of the rule of reason and human rights. It was Prometheus who stole the fire from the Gods and brought it down to earth. He was your hero.

We, the creatures made by Prometheus out of clay, we were so stupid and numb at first, but you brought us to Parnassus, where from the Muses and Apollo we learned music and dance, reason and insight. And Melpomene, the muse of tragedy, taught us how death ends people's days.


Do you want to know what has happened to us, to thy creatures of Prometheus?


We were hardworking and fruitful and have procreated innumerably. We have used the reason taught to us to use your fire for warmth, force, comfort and the affluence of modern times. Nothing is enough. Nature is strangled. Nor is our reason sufficient to follow the insight that fire continues to give birth to fire, from California, Australia, Siberia, up into the Arctic, until fire will end the hopes and days of mankind.

And we finally have to realise that Prometheus and we, his creatures who thought that we did not have to respect Zeus, we were not gods. And was the bringer of fire really the titan Prometheus or was he not rather a creature from hell - Lucifer?

Greetings into afterlife!

Patricia Kopatchinskaja

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Hear Patricia read the letter in German (click picture for audio): 




And now, if you allow for some background: 

Johann Wolfgang von Goethe wrote the poem "Prometheus" between 1772 and 1774, then being in his early twenties. This poem sums up the hope of an epoch: Prometheus the revolutionary titan disregards the gods by taking his fate in his own hands and by creating mankind after his own independent image, leaving Zeus and the gods behind as supposedly irrelevant footnotes to history.

Here is the immortal recitation by Alexander Moissi (in German, 1912): 



And here the poem in English:

Prometheus
Cover your heaven, Zeus,
With cloudy vapours,
And test your strength, like a boy
Beheading thistles,
On oaks and mountain peaks;
Yet you must leave
My earth alone,
And my hut you did not build,
And my hearth,
Whose fire
You envy me.
I know nothing more paltry
Beneath the sun than you, gods!
Meagrely you nourish
Your majesty
On levied offerings
And the breath of prayer,
And would starve, were
Not children and beggars
Optimistic fools.
When I was a child,
Not knowing which way to turn,
I raise my misguided eyes
To the sun, as if above it there were
An ear to hear my lament,
A heart like mine,
To pity me in my anguish.
Who helped me
Withstand the Titans’ insolence?
Who saved me from death
And slavery?
Did you not accomplish all this yourself,
Sacred glowing heart?
And did you not – young, innocent,
Deceived – glow with gratitude for your deliverance
To that slumber in the skies?
I honour you? Why?
Did you ever soothe the anguish
That weighed me down?
Did you ever dry my tears
When I was terrified?
Was I not forged into manhood
By all-powerful Time
And everlasting Fate,
My masters and yours?
Did you suppose
I should hate life,
Flee into the wilderness,
Because not all
My blossoming dreams bore fruit?
Here I sit, making men
In my own image,
A race that shall be like me,
That shall suffer, weep,
Know joy and delight,
And ignore you
As I do!
(Translation by Richard Stokes, author of The Book of Lieder, Faber, 2005) 

Soon afterwards came the French Revolution. Its first Consul - Napoleon Buonaparte - was then considered by many as the New Prometheus who by creating modern laws led mankind out of serfdom under kings and church into an emancipated future. 

It was then that Beethoven wrote the music for the Ballet "The creatures of Prometheus" (1801) which put such ideas on stage in the form outlined by Patricias letter. Material from this music would reappear in all his symphonies, especially in the Eroica (1802-03) originally dedicated to Buonaparte. However, when Napoleon immodestly crowned himself to be emperor (1804) Beethoven erased his handwritten dedication from the manuscript. But one still 
can understand the Eroica as a sort of Promethean symphony. And the whole work of Beethoven up to his ninth symphony sums up his (and our) hope for an enlightened and humanistic world. 

And now a quarter of a millenium after Beethovens birthday there reigns unanimous and unending exuberance of praise, affirming and confirming Beethovens towering greatness for humankind and humanity, the whole being also somehow selfgratulatory for our own human progress made under the Beethovenian ideals. But while much of this praise may be justified there remains some scepticism and even sorrow, e.g. there are some doubts concerning the nature of Prometheus  as discussed by Wreblowski (3). With the benefit of hindsight Patricia felt compelled to articulate these concerns in her letter.

Samstag, 8. Februar 2020

How biosystems tip over

(Translation of "Wie Biosysteme kippen" first published on Infosperber May 15, 2019, updated April 26, 2020)

In nature we observe various signs of illness. These signs have been slowly increasing for years and decades, therefore we have to speak of chronic illness: bees, bumblebees, insects and birds disappearing, loss of fish and plankton, coral bleaching, loss of species in land, sea and air.

One could naively think that this isn't so bad because it has only just started, and because it hasn't been that long, and because not everything is dead yet.

Coming from medicine, you see it differently: In chronic disease, the first symptoms and signs often do not signal the beginning of the disease process, but the beginning of the end, the last act:

Take the alcoholic who by drinking for decades has acquired a cirrhosis of the liver. And now he's getting a water belly for the first time. As our pathology teacher Prof. Uehlinger (1899-1980) used to say, this first symptom does not signal a beginning of his cirrhosis, which was already there for a long time, but it rather raises the curtain on the last act: If the patient continues to drink, the end will be a matter of years, not anymore decades.

Its the same with chronic kidney failure e.g. through renal shrinkage. One kidney or half of the kidney function can be lost without noticing anything. The organism has a safety reserve. Prof. Uehlinger used to ask how much could be lost without noticing much and gave the answer himself: You can actually say 80 percent for many organs.

The situation with the lungs is similar. Loss of one lung is not noticeable in everyday life. Lung damage in smokers is not noticeable during the first decades, and if you finally become short of breath, you know that this is the last act. Only since we can measure airway resistance do we know that lung damage begins in the first years of smoking. It remains unnoticed because it can be compensated.

Diseases such as high blood pressure or heart valve defects can also be compensated for decades without symptoms, and when symptoms occur you often are already at an advanced stage. With narrowing of the aortic valve (the valve of the main artery), cardiac death can even occur within seconds out of apparent health because of fatal feedbacks.

In each of these chronic processes, the biological system first mobilizes its sometimes considerable compensatory resources. The apparent state of health is the result of disturbance and biological compensation. Disease symptoms depend on the failure of the various adjustments. If symptoms once occur then the tipping can go quickly.

We can transfer this view to sick nature: If the bees die away or cannot find their way back to the hive due to orientation disorders, this is not the beginning of a development, but the end. Bees have been poisoned by insecticides and pesticides for decades. Each of these poisons has been individually tested and has been declared "harmless" by industry, by testing agencies and politically controlled agencies. But the combination of all these poisons, this whole poison cocktail that works together in nature is completely untested. And the real test is not in the laboratory, but in nature: If the bees start to die away, it could mean that they have been poisoned for a long time, that their existing defense and detoxification mechanisms are no longer sufficient and, above all, that their surviving comrades are also acutely endangered.

I talked to a fourth grade elementary school pupil how we had lost half of the bees in the past few decades and then asked how long we could go on like this. His answer: "Not long anymore". How long will it take before politicians come to this clear and simple conclusion?

As a physician, I feel that the observed extinction of species is not the beginning of a development, but the raising of the curtain on the last act, where nature will be strangled. A new paper in Nature comes to the same conclusion, things could already get nasty by 2040.

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Sonntag, 12. Januar 2020

Ist der Mensch gut? (II)

(Kapitel aus Lukas Fierz "Begegnungen mit dem Leibhaftigen", Tredition 2016)

Wer sich abartig benimmt oder sich gefährdet kommt ins Irrenhaus. Die Insassen sagen dem Spinnwinde. Wer stiehlt, vergewaltigt oder mordet kommt ins Gefängnis oder ins Zuchthaus. Dem sagen sie Knast oder Kiste.

Wer lange in der Kiste war muss erneut lernen, sich in Freiheit zu bewegen, mit Geld umzugehen oder mit der Strassenbahn zu fahren. Und nach Jahren in Sträflingskleidung braucht er Zivilkleider. Vier Wochen vor der Entlassung verlegt man ihn deshalb vom Knast in die Spinnwinde. In die offene Abteilung natürlich. Er kann an Beschäftigungstherapien teilnehmen, oder halbtags ein- und ausgehen, wie er will.

Krank sind die nicht und die Strafe haben sie verbüsst. Als junger Assistenzarzt in diesem Irrenhaus hatte ich eigentlich nicht viel mit ihnen zu tun. Immerhin, in einer medizinischen Institution gibt es Rituale - Ordnung muss sein: Der Arzt muss begrüssen, er studiert Gerichtsurteil, Führungsberichte und Akten, er macht ein ausführliches Aufnahmegespräch, pro forma auch eine körperliche Untersuchung. Und täglich Arztvisite.

Um zu zeigen, wie das so geht können wir den Fall von Rüegsegger nehmen: Ein gutaussehender, sauber rasierter Mittvierziger mit markantem Gesicht, sonnengebräunt und muskulös. Typus bäuerlicher Heimatfilm. Für einen Mann eigentlich das beste Alter. Bei der Begrüssung eine raumfüllende Ausstrahlung, durchaus einnehmend. Ein Händedruck wie ein Schraubstock. "Schön, Sie kennenzulernen Herr Doktor". "Jawoll, es ist gut hier Herr Doktor", "Ich sehe das positiv Herr Doktor"... Rüegsegger arbeitet in der Gartengruppe. Wenn man dort vorbeikommt ertönt sein markiges "Tag Herr Doktor". Der Aufseher der Gartengruppe berichtet, dieser Mann könne wirklich anpacken. Der sei tüchtiger als drei andere zusammen. Und was für eine positive Einstellung. Tatsächlich, wenn man ihn fürs Gespräch oder die Untersuchung bittet kommt sofort das markig-metallische "Jawoll Herr Doktor, machen wir gern Herr Doktor". Das muss man dem Knast lassen, die lernen gehorchen.



Die psychiatrische Klinik, wo sich das abgespielt hat.

In den Akten hervorragender Führungsbericht. Nicht die geringsten Probleme im Zuchthaus. Eine voll positive Entwicklung. Da habe einer seinen Weg gefunden schreibt der Direktor.

Der Rüegsegger war ein Berufsmann, hatte Schreiner oder Elektriker gelernt, ich erinnere das nicht mehr genau. Jedenfalls positiv, kein Versager. Machte auch Militärdienst bei der Infanterie.

Der nächste Lebensschritt war die Heirat. Und Rüegsegger heiratete mit 23 Jahren, wie es sich gehört. Nur, irgendwie war das jetzt nicht so positiv. Die gute Frau nervte, es gab Auseinandersetzungen. Und nach drei Jahren nahm Rüegsegger seinen militärischen Karabiner und erschoss die Frau.

Das Gericht beugte sich über den Fall. Heftige Gemütsbewegung schien vorgelegen zu haben. Planung oder Vorbereitung waren nicht greifbar. Man erkannte auf Totschlag. Der Mann war ja sonst positiv. Er sollte seine Chance haben: Drei Jahre Gefängnis. Dort vorbildliche Führung und Einstellung, packte überall an, Jawoll Herr Doktor. Er konnte nach zwei Jahren vorzeitig entlassen werden. Da war er 28.

Mit Dreissig war er das zweite Mal verheiratet. Die Frau nervte. Es gab Auseinandersetzungen. Und nach zwei Jahren beschaffte Rüegsegger eine Schusswaffe... Das war Mord. Kein mildernder Umstand. Der Mann erhielt die Höchststrafe: 20 Jahre Zuchthaus.

Bei guter Führung kann man nach zwei Dritteln der Strafe entlassen werden, Dem stand nichts entgegen. So war er jetzt bei uns, der gutaussehende, braungebrannte, positive Mittvierziger. Jawoll Herr Doktor.

Eigentlich mochte ich den Typen und seine unbekümmert positive Einstellung, im Stil von "wir schaffen das". Da war keine Bosheit, keine Perversion, kein Sadismus. Man konnte ihn gar nicht hassen. Der konnte doch nichts dafür. Bei dem musste wohl eine Schraube locker sein. Wie viel einfacher wäre es gewesen, sich von den nervigen Frauen zu trennen, ohne jahrelanges Vegetieren im Zuchthaus. Was für eine Dummheit, Schusswaffen einzusetzen.

Aber, wenn man an seine Entlassung dachte wurde einem schon mulmig. In ein, zwei Jahren würde er wieder eine Frau finden. Und dann? Das liess mir keine Ruhe. Als junger Arzt gehst Du zum Oberarzt und hoffst auf Rat.

Oberarzt auf der Männerseite war Dr.C., ein beleibter, desillusionierter Fünfziger, der nur selten auf den Abteilungen zu sehen war. Aber als resignierter Altlinker konnte er mit den militant-gewerkschaftlich organisierten Pflegern kutschieren. Eine Symbiose, die nicht jedem gegeben war. Ihm schilderte ich den Fall und mein Missbehagen.

Hinter der randlosen Brille erglomm ein Funke milden Interesses, vielleicht sogar ein Funke früherer linker Ideale: Das komme vom Schuldstrafrecht meinte er mit wegwerfender Geste. Das Bemessen einer Schuld sei wissenschaftlich unmöglich. Und dieser nicht messbaren Schuld eine Strafe zuzumessen sei Hochstapelei. Gescheiter wäre es, die Schuld auszuklammern und den Mann gemäss seinem Gefährdungspotential aus dem Verkehr zu ziehen. Einen Tiger strafe man ja auch nicht, man gebe ihm ein schönes Gehege. Aber weil die Rechten auf Law and Order durch Strafen pochten werde man so einem Fall nicht gerecht.

Bald darauf kam Rüegsegger frei. Sicher hat er wieder eine Partnerin gefunden. Wie es ihr ergangen ist entzieht sich meiner Kenntnis.

Jawoll, Herr Doktor.


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Zwei weitere Betrachtungen zum gleichen Thema: 


Freitag, 10. Januar 2020

Ist der Mensch gut? (III)

(Kapitel aus Lukas Fierz "Begegnungen mit dem Leibhaftigen", Tredition 2016)

Das war auch so einer aus dem Zuchthaus, der zu uns ins Irrenhaus kam. Als ich den bei der Aufnahme begrüsste waren die Akten noch nicht gekommen. Ich wusste nur seinen Namen, gab die Hand. Guten Tag, Herr Lampart, wir hoffen, dass Sie sich gut zurechtfinden. Morgen werden wir uns ausführlich sehen.

Als Eindruck blieb: Ein kleiner, schmal gebauter, aber kräftig-sehniger Mann. Zum verwaschenen blauen Hemd kontrastierte ein brünetter Teint und eine seidenglänzende braunblonde Schmachtlocke, die war von links nach rechts über die Stirn gebürstet wie bei einem Sonntagsschüler. Vielleicht hatte er sie leicht blond getönt. Und der wachsam-unterwürfige Hundeblick aus den haselnussbraunen Augen verhiess vorauseilenden Gehorsam, wenigstens solang man der stärkere war.

Antipathie oder Sympathie bilden sich in dreissig Sekunden. Hier war es Antipathie. Schmachtlocke und Hundeblick verströmten einen homosexuellen Appell, der mir unangenehm war. Die demonstrierte Unterwürfigkeit wirkte verdächtig. Wollte der mich um den Finger wickeln und wofür?

Immerhin, man gibt sich einen Ruck. Die Menschen sind alle gleich, jeder hat seine Menschenwürde, jeder hat Anrecht auf faire Behandlung. Als Arzt kannst Du nicht verhindern, dass Dir Deine Klienten weniger oder mehr sympathisch sind, ausnahmsweise kannst Du Dich sogar verlieben. Das macht nichts. Du musst es nur merken, es Dir bewusst machen und Dich entsprechend kontrolliert und korrekt zu verhalten.

Anderntags kamen die Akten und ich führte ein kontrolliert-korrektes Aufnahmegespräch ohne voyeuristisches Interesse. Auch er hatte ja seine Strafe verbüsst und das alles ging mich im Grunde nichts mehr an.

Die Akten waren gewichtig: Immerhin hatte er zuletzt zehn Jahre im Zuchthaus gesessen. Eine typische Verbrecherkarriere, Vater unbekannt, Mutter verwahrlost. Er als schwieriges Kind von Heim zu Heim verschoben. Sicher wurde er brutalisiert und wohl auch sexuell missbraucht, wenn alles zutraf, was er laut Akten behauptete. Es war damals zweiter Weltkrieg, harte Zeiten.

Mit zwölf kam er in eine Pflegefamilie, wo er erstmals gut behandelt wurde. Er schloss sich besonders an den Pflegevater an. Von dem redete er auch jetzt noch mit Respekt. Aber trotzdem ging es weiter mit Lügen, Stehlen und Schuleschwänzen. Auch dem Pflegevater entwendete er Geld und zündete sein Schrebergartenhäuschen an, das voll niederbrannte. So kam er halt in ein Heim für Schwererziehbare. Danach lebte er als gewerbsmässiger Kleinkrimineller. Eine bedingte Gefängnisstrafe änderte nichts. Später glitt er in wiederholten bandenmässigen Diebstahl ab. Aus Angst, erwischt und eingesperrt zu werden sei er schliesslich nach Strassburg gereist und habe sich im Rekrutierungsbüro der Französischen Fremdenlegion gemeldet, im Wissen, dass dort jeder eintreten kann, ohne dass nach seinem Vorleben gefragt wird.
Fremdenlegionäre in Nordafrika
Im Gespräch blieben sein Blick ausweichend und seine Antworten einsilbig. Ja, dieser Pflegevater sei gut zu ihm gewesen. Wieso er dieses Gartenhäuschen angezündet habe, wisse er auch nicht. Die Fremdenlegion sei hart gewesen, sie hätten unter Stacheldrahtverhauen durchkriechen müssen bis Hemd und Rücken blutig zerfetzt gewesen seien. Meist sei er in Algerien gewesen. Er verlor kein Wort über den entsetzlichen Kolonialkrieg, den die Franzosen dort geführt hatten. Ich fragte auch nicht weiter danach, was ging mich das an... Er erwähnte nur, dass sie einem als Strafe am frühen Morgen bis zum Hals im Wüstensand eingegraben hätten, dort habe man dann bis zum Abend in der Sonne aushalten müssen, ohne Essen oder Wasser. Acht Jahre sei er dort gewesen. Er habe es bis zum Gefreiten gebracht. Das sei schon eine gute Zeit gewesen.

Nach seiner Rückkehr kamen alle Strafen zusammen: die erste, bedingt erlassene Gefängnisstrafe, die Strafe, der er mit Eintritt in die Fremdenlegion entgehen wollte und die Strafe für fremden Kriegsdienst. Da wurde halt zusammengerechnet und er war weggesperrt auf dem Fels in dem mittelalterlichen Schloss, das seit Jahrhunderten als Zuchthaus dient.

Nach ein paar Tagen kam noch die körperliche Untersuchung. Im Liegen auf der Untersuchungscouch werden Herztöne und Reflexe geprüft. Dann Aufsitzen, um den Rücken und die Lungen von hinten zu untersuchen. Der Rücken war ein einziges Narbenfeld, mit Hügeln und Vertiefungen, teils auch schwärzlichen Verfärbungen. Was das denn sei fragte ich. Er berichtete fast ungerührt, da sei halt eine Granate nicht weit hinter ihm explodiert. Er habe nur knapp überlebt. Über vierzig Metallsplitter habe man herausoperieren müssen, aber die kleinen Splitter habe man dringelassen. Ein halbes Jahr Spital. Gut, da war nichts Medizinisches. In vier Wochen würde er in seine Freiheit gehen.

Später kam noch der Bewährungshelfer vorbei. Der eher vierschrötige Mann mit expansivem Auftreten und Krawatte meinte, der Lampart habe sich gut gehalten, drum werde er jetzt zwei Jahre früher entlassen. Das letzte Jahr sei er in der Aussenstation Bannholz gewesen mit den Pferden und beim Holzen. Dort habe er selbständig gearbeitet. Er hätte jeden Tag abhauen können, aber der sei schon recht und habe seine Lektion gelernt. Nein, nein, die Haare seien nicht gefärbt, der sei einfach immer in der Sonne gewesen, da bleichten sie aus...

Die Organe des Strafvollzugs sehen sich in der Regel im Dienste des Guten, denn Strafe treffe und bewirke Einsicht und Besserung. Das würde man ja gern glauben, wenn es nicht so salbungsvoll vorgetragen würde. Die Salbung erweckt Misstrauen. Übrigens wird das Gewähren und Entziehen von Hafterleichterungen durchaus genussvoll gehandhabt. Das Handhaben von Daumenschrauben muss im Mittelalter eine ähnliche Befriedigung verschafft haben. Geübte Strafgefangene mimen dagegen Einsicht und Besserung und verschaffen sich damit ein leichteres Leben und den Vollzugsorganen ihre narzisstische Befriedigung.

Der Bewährungshelfer war eigentlich gekommen, um mit dem Lampart in die Stadt zu gehen und Kleider einzukaufen. Da Kleider bekanntlich Leute machen muss der neue Mensch nach dem Gefängnis auch neue Kleider haben. Diesmal wollte ich auf die Kleiderexpedition mitgehen, um wenigstens einmal auch diesen Aspekt des Resozialisierungsprozesses mitzuerleben.

Die Häftlinge verdienen im Knast täglich ein paar Franken, das sogenannte Pekulium. Das wird beiseitegelegt. Nach Verbüssung der Strafe blieben vor dreissig Jahren ein paar Hundert Franken, jetzt werden es ein paar Tausend sein. Die gehören ihm und damit kaufte man die Kleider. Das geschah bei vorzeitiger Entlassung in Begleitung des zukünftigen Bewährungshelfers. Man ging immer ins gleiche Geschäft in der schönen Innenstadt. Dort gabs nur Qualitätsware. Ein Outfit kostete damals viele Hundert Franken. Die wurden dem Pekulium des Sträflings belastet.

Man beschaffte zwei Hemden, eine Hose, ein Jackett, Socken, zwei Sets Unterwäsche. Damit haben sie den Lampart eingekleidet. Da stand er jetzt verlegen vor dem Spiegel, mit Hemd, Bügelfalten und einem an den Schultern lächerlich ausgestopften blauen Veston, für den er eigentlich gar keine Verwendung hatte und der auch gar nicht zu ihm passte. Er sah aus wie im falschen Film mit seinem Hundeblick und seiner Schmachtlocke. Aber Verkäufer und Bewährungshelfer befanden den Aufzug für gut und Lampart konnte wieder in die Kabine, um sich umzuziehen. 

Derweil wurde bezahlt. Wahrscheinlich haben sie mich im Geschäft auch als Bewährungshelfer angesehen. Sonst hätte ich beim Zahlen wohl nicht mitbekommen, dass das Geschäft dem Bewährungshelfer zehn Prozent des Kaufpreises in dessen Tasche rückvergütet. Eine wirklich bewährte Methode, damit der nächste Häftling auch wieder bewährte Qualitätsware kauft, die er zwar teils gar nicht braucht, dafür im bewährten teuren Qualitätsgeschäft in der schönen Innenstadt. Schliesslich opfert der Bewährungshelfer seine wertvolle Arbeitszeit für diesen Einkauf und überhaupt entsteht bewährte Harmonie doch am ehesten, wenn die Vollzugsorgane nicht nur den Strafgefangenen, sondern gleichzeitig auch sich selber Gutes tun.

Nach dieser Exkursion schien der Fall für mich erledigt. Manchmal sah ich den Lampart noch auf dem Korridor, aber meist war er unterwegs oder in einer Werkstatt.

Eine Woche später war Morgenvisite auf der offenen Männerabteilung. Der Abteilungspfleger berichtete über dies und das, der übliche Kleinkram. Zum Schluss kam er auf den Lampart. Also der brülle nachts wie ein angeschossenes Tier, das gehe durch Mark und Bein. Die Nachtwache sage, das sei fast jede Nacht so und manchmal höre er fast nicht mehr auf. Und trotzdem sei er kaum zu wecken. Dafür wecke er die ganze Abteilung. Kurios, was konnte das sein? Alpträume? Anfälle?

Wir machten ab, dass man versuche, mit ihm zu sprechen, besonders in der Nacht nach dem Schreien, aber vielleicht war ja auch am Tag etwas herauszufinden. Mir zwar erzählte er nichts, es blieb beim wachsamen, feuchten Hundeblick. Schon als junger Arzt bist Du eine Autoritätsperson, da öffnet sich nicht jeder. Aber die Pfleger und die Nachtwache fanden Zugang und so hörte ich nach und nach folgendes:

Lampart erlebte in den Nächten wieder den Algerienkrieg. Die meisten seiner Unteroffiziere waren Weltkriegsveteranen, die hatten mit den Nazis an der Ostfront gekämpft. Die Methoden der Ostfront habe man auch in Algerien übernommen. Z.B. habe man nach einem Partisanenanschlag grundsätzlich das nächste Dorf vollständig eliminiert. Das geschah nachts, immer ohne Schusswaffen, um Lärm und Aufsehen zu vermeiden. Man habe alles mit dem aufs Gewehr aufgepflanzten Bajonett gemacht. Das Dorf wurde eingekreist, die Bewohner in den Betten massakriert oder auf den Hauptplatz getrieben. Dort habe man zuerst die Männer erledigt, sonst wären die ja noch auf die Idee gekommen, sich zu wehren. Dann die Frauen und Kinder. Schwangeren sei man solang auf dem Bauch herumgetrampelt, bis die Frucht abgegangen sei, nachher konnte man sie liegen lassen oder auch erledigen. Am lustigsten sei es mit Säuglingen und Kleinkindern gegangen: Man warf die hoch in die Luft und ein Kamerad konnte sie dann im Fallen mit dem Bajonett aufspiessen. Das war nicht ganz einfach, manchmal musste man es mehrmals versuchen.

Mir wurde übel. Auch jetzt - vierzig Jahre später - wird mir noch übel, wenn ich das aufschreibe. Ich konnte diesen Kerl nicht mehr aushalten, ihm nicht die Hand geben, mit ihm nicht im gleichen Raum sein. Grausige Ausgeburt der Hölle, die da auf dem Bett sass mit dem klebrigen, anerkennungsheischenden Hundeblick.

Und was war jetzt mit dem inneren Ruck? Schuldete der Arzt nicht jedem die gleiche faire Behandlung? Hatte nicht jeder seine Menschenwürde? Es nützte alles nichts, dieses Monster fiel aus meinem Beziehungsraster. Ich konnte mich als Arzt nicht kontrolliert und korrekt verhalten. Das plagte mich enorm, denn es war mein Ideal, dass der Arzt nicht zu richten und nur zu helfen habe. Mit Drogensüchtigen, Betrügern oder Prostituierten konnte ich immer gut umgehen, die waren Teil des Welttheaters und ich fühlte weder Hochmut noch Überlegenheit. Aber jetzt ging es nicht. Ich war blockiert und auch beschämt, weil ich fand, als Arzt zu versagen. 

Als junger Arzt gehst Du wie gesagt zum Oberarzt und hoffst auf Rat. Eigentlich wäre ja der alte Dr.C. für die Männerseite zuständig gewesen. Aber von seiner desillusioniert-zynischen Weltsicht erwartete ich wenig. Ausserdem ging es ja gar nicht um den Herrn Lampart, sondern um mich, beziehungsweise mein Problem, meine Blockade als Arzt.

So ging ich zu Dr.H., dem Oberarzt für meine weiblichen Patienten. Zu Dr.H. hatte ich Vertrauen. Er war etwa vierzig Jahre alt, hatte aber immer noch einen bubenhaften Strubelkopf und hinter seiner Drahtbrille distanziert-freundliche graue Augen. Sein Büro war in einem abgeschrägten Dachzimmer, über dem Schreibtisch gab das Fenster den Blick auf die alten Bäume frei. Krankengeschichten, Bücher und Zeitschriften lagen herum, auch auf den Stühlen. Hier wohnte nicht einer, der rechteckig aufräumt. Im Büro trug er nie einen Arztkittel, nur seinen abgewetzten graublauen Pullover, der mich an den Lieblingspullover meines Vaters erinnerte.

Wenn man zu ihm kam hatte er meistens Zeit. Dabei sagte er nicht viel: Unvergesslich sein Blick, der Dich stetig fixiert, ohne Eile und fast ohne Neugier, der auch durch Dich hindurch sieht auf das Wesentliche. Ich hasse Leute, die nur sehen, was sie vor der Nase haben. Sein freier Blick erinnerte an denjenigen der Wölfe, die in unserem Zoo in einem riesigen Gehege leben.

Ja, da war etwas vom freien, ursprünglichen Wesen des Wolfes. Aber auch etwas von einem älteren Bruder, mit ihm war man per Du. Mag sein, dass Wolf und Bruder nur Projektionen waren, aber die Empfindungen sind da und bestimmen die Beziehung.

So stieg ich in seinen Dachstock. Die Bürotür war offen. Dr.H. sass am Schreibtisch, mir den Rücken zugewandt. Ich blieb stehen und klopfte. Dr.H. drehte sich, wies mir einen Stuhl und fragte, was sei. Ich setzte mich und berichtete über mein Erlebnis mit dem Lampart. Der sei ja schrecklich, ich könne den nicht aushalten, ich könne mich mit dem gar nicht mehr beschäftigen. Ja und was sollte man in so einem Fall machen? Dr. H. sass zurückgelehnt im Sessel, die Ellbogen auf den Armlehnen aufgestützt und die Hände verschränkt. Er hörte zu, sah durch mich hindurch. Nachdem ich geendet hatte, sah er vor sich hin und sagte lange nichts. Dann schaute er mich wieder an und sagte ganz ruhig, weder belehrend noch behauptend, sondern als einfache Feststellung: Ja weisst Du Lukas, den Teufel gibts. 

Diese Antwort hatte ich nicht erwartet. Denn unter Psychiatern spricht man viel, von den eigenen Problemen, von den Problemen des Kollegen, oder den Problemen, die man mit den Problemen des Kollegen hat und umgekehrt. Manchmal spricht man sogar von den Patienten. 

Und hier nur eine lapidare Feststellung. Kein Wort über mich, über uns, über Lampart. 

So verblieben wir. Es gab den Teufel und da war nichts zu machen. Aber die Schwierigkeit, wegen der ich Dr.H. aufgesucht hatte war schlagartig verschwunden. Ich fühlte mich nicht mehr als Versager, denn ich war im Recht. Der Lampart durfte mir grausen. Und so konnte ich ihm plötzlich wieder guten Tag sagen, sogar die Hand geben, oder mit ihm in einem Zimmer sein. 

Ich muss nicht extra erwähnen, dass diese Geschichte meinen Respekt vor Dr.H. nochmals erhöhte. Ein komplexes Problem mit sieben Worten zu lösen, sowas können sonst nur Zen-Meister. 

Tatsächlich hatte ich den Teufel vorher nur indirekt gekannt, aus Märchen, aus Gotthelfs Schwarzer Spinne, aus Dokumenten über das Dritte Reich und aus den Reportagen von Curzio Malaparte. 

Aber jetzt war er mir persönlich entgegengetreten, der Leibhaftige. Und wie Gotthelf mahnt: Er kann überall und jederzeit wiederkommen.

Glück hat, wer ihm nicht begegnet und von wem er nicht Besitz ergreift.

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Zwei weitere Betrachtungen zum gleichen Thema: 

Dienstag, 7. Januar 2020

Das extrapolierte Känguru - Roman Buchelis Fantasiewelt

(erschienen am 8.1.2020 auf www.infosperber.ch)

Jetzt hat auch der NZZ-Literaturkritiker Roman Bucheli zum Klimathema zugeschlagen, ein weiteres peinliches Beispiel, wie wenig ein Literat von Naturwissenschaft begreift (viele andere hier).

Im Artikel "Die Zukunft macht was sie will" in der Neuen Zürcher Zeitung vom 7.1.2020 meint er: "Auf der anderen Seite erleben wir derzeit eine Konjunktur apokalyptischer Szenarien. Zumal die Klimabewegung wird nicht müde, auf der Grundlage extrapolierter Datenreihen den bevorstehenden Kollaps vorauszusagen." und zitiert als "Autorität" ausgerechnet den Alt-Weltwocheredaktor Markus Schär mit "Der Weltuntergang findet nicht statt".

Bucheli fährt fort: "...dieses Zukunftsmodell, wenn man es so nennen will, ist in zweifacher Hinsicht nicht besonders innovativ. Es schreibt zum einen die Vergangenheit linear in die Zukunft fort, und es hat zum anderen eine starke konservative Komponente."

Doch Literaturpapst Bucheli irrt: Das Problem ist doch, dass alles nicht linear verläuft, auch die Voraussagen nicht:

  • Der CO2-Ausstoss steigt nicht linear, sondern sich beschleunigend.
  • Damit wird nicht nur die Erwärmung beschleunigt, sondern sogar die Beschleunigung der Erwärmung.
  • Die Methanfreisetzung aus dem Permafrost, die verminderte Strahlungsreflexion wegen Eisschmelze und grossflächige Brände in Südamerika, Sibirien und Australien fügen beschleunigende Rückkopplungsschleifen hinzu.
Diese Nicht-Linearität ist geradezu des Pudels Kern und sie macht eine unbeherrschbare runaway-Situation jederzeit möglich. Wenn man den sich beschleunigenden Temperaturanstieg, die Temperaturrekorde der letzten zwölf Monate und die Brände in Südamerika, Sibirien und Australien betrachtet, so könnten wir schon mitten in diesem runaway sein.

Und Bucheli schliesst: "Nie wird das geschehen, was sie sich vorgestellt haben... Keiner hat eine präzise Vorstellung davon, wie die Welt aussehen wird bei einer Erwärmung von x Grad." Lieber Herr Bucheli: Wir sind hier nicht im Fantasiereich des Feuilletons. Um zu sehen, was die Erwärmung macht müssen Sie sich nichts vorstellen, nur nach Australien sehen. Ist das verkohlte Kängurubaby etwa "extrapoliert"? Die Brände in Australien wurden übrigens von Fachleuten und Feuerwehr vorausgesagt, aber die Regierung weigerte sich, zuzuhören.


Verkohltes Kängurubaby (Australien, Jan 2020)




Samstag, 4. Januar 2020

Das Versagen der NZZ


Sehr geehrte Redaktion der NZZ,

Es wäre aus liberaler Sicht nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie den Alt-Weltwocheredaktor Schär in Form einer Buchrezension von Andrew McAfee's  «More for less» (2019) eine weitere Bagatellisierung der Umweltkatastrophe schreiben liessen, falls Sie andere Standpunkte auch berücksichtigen würden. Aber Ihr Blatt ignoriert systematisch die masstabsetzenden Bücher zum Problem, ich erwähne nur Schellnhuber: Selbstverbrennung (2015), Wallace-Wells: Die unbewohnbare Erde (August 2019), oder Glaubrecht: Das Ende der Evolution (Dezember 2019) - das heisst, das Bagatellisieren ist bei Ihnen Programm (mehr dazu hier: NZZ gegen Wissenschaft).

Australischer Bub (11) steuert das rettende Boot
1983 hat die Freisinnige Partei des Kantons Bern der chancenreichen Leni Robert die Nationalratskandidatur verweigert, was zur Gründung der Freien Liste/Grünen Partei auch im Kanton Bern führte. Wir haben damals der Freisinnigen Partei die Bedeutungslosigkeit vorausgesagt, falls sie die wesentlichen Probleme der Zeit ignoriere. Inzwischen ist die FDP auf diesem Weg schon weit fortgeschritten und ihre zwei Bundesräte sind nicht mehr zu rechtfertigen.

Ihrer Neuen Zürcher Zeitung ist die gleiche Bedeutungslosigkeit vorauszusagen, falls sie sich weiter vor der Schicksalsfrage unserer Zeit drückt, besonders nachdem in den letzten zwölf Monaten eine nie gekannte Zahl von Temperaturrekorden die Erde bedroht. Auch mit Hofieren des Deutschen AfD-Publikums werden Sie sich nicht retten können. Und solange nötig werden wir nicht nachlassen, auf dieses klägliche Versagen Ihres einst stolzen Blattes hinzuweisen.

Mit freundlichen Grüssen

Lukas Fierz, Alt-Nationalrat

Samstag, 23. November 2019

Selbsttorpedierung des Grünen Bundesratsanspruchs

(Erschienen im Journal21 am 25.11.2019, aktualisiert 9.12.2019)

Nach langer Funkstille überraschte GPS-Praesidentin Rytz mit ihrem "Ich bin bereit" zur Bundesratskandidatur. Die Grüne Fraktionssitzung durfte lediglich akklamieren, was nahelegt, dass keine eingehende Abwägung der strategischen Möglichkeiten stattgefunden hatte. 

Wir können die Strategiediskussion ja nachholen: Die Grünen hätten nach dem letzten Wahlergebnis einen Bundesratsanspruch: Gerechteste Sitzverteilung wäre zwei SVP und je ein Vertreter für FDP, CVP, SP, GPS, GLP. Das heisst ein Sitz der FDP müsste an die GLP gehen und ein Sitz der SP an die GPS. Natürlich hätten man lieber eine grüne Mehrheit und vier grüne Bundesratssitze. Aber die haben wir nicht und in Bundesratswahlen sind die vom Wähler vorgegebenen Parteistärken zu akzeptieren, samt Balance zwischen links und rechts. Es bleibt nur, diese Gegebenheiten  taktisch möglichst gut zu nutzen. 

Gemäss Parteistärken hätte man erwarten dürfen, dass die GPS mit ihrer linken Kandidatin Rytz auf die SP losgeht und die GLP auf die FDP. Dazu hätte es eine abgesprochene Zweierkandidatur gebraucht.  

Wegen linker Beisshemmung macht das aber Rytz nicht: Nein, sie greift ausschliesslich Cassis an, denn nur bei seiner Abwahl will sie die Wahl annehmen, nicht aber bei Abwahl Sommarugas. Mit dieser Einzelkandidatur verhindert sie die GLP am Mitspielen und zielt auf eine linke Übervertretung, die in der Mitte wenig Gegenliebe findet. Sendungsbewusstsein in Ehren - aber bei einer Bundesratswahl geht es nicht vor allem darum, ob man selber bereit sei - sondern vielmehr, ob man im real existierenden Parlament eine Chance hat. Da muss man als Person für eine Idee auch einmal zurückstehen und einer aussichtsreicheren Kandidatur den Vortritt lassen können.  

Regula Rytz ist zweifellos eine gute Parteipräsidentin, und im neuen NZZ-Interview hat sie sich gut geschlagen, wenn sie sich auch in der Frage der Bevölkerungsgrösse in typisch Grüner Weise vor klaren Antworten drückt. Als ehemalige Sekretärin von Grünem Bündnis und VPOD ist Rytz auch prononciert links, was ihr gutes Recht ist, was aber gegenüber der Mitte und rechts polarisiert.  

Um Cassis und der FDP den Sitz abzujagen, hätte man eine Kandidatur vorschlagen müssen, welche die GLP sicher mitträgt und die die CVP auch mittragen kann. Deshalb hatte die GLP vor einem alleinigen Vorpreschen von Rytz gewarnt und eine konsensfähige Einzel- oder eine Zweierkandidatur verlangt.  

Für aussichtsreiche Kandidaturen gelten folgende Überlegungen: Unter Parlamentarieren gibt es angriffig-laute, die in der internen Filterblase gut ankommen und Fraktionschef werden, dafür sind sie in anderen Parteien nicht so beliebt. Dann gibt es die Brückenbauer, die in viele Richtungen kommunizieren und Allianzen schmieden können. Die werden nicht Fraktionschef, weil Kommunikation mit anderen Richtungen scheel angesehen wird (ich spreche aus Erfahrung), aber sie geben konsensbildende Exekutivpolitiker ab: Prototypen waren Verena Diener oder Bernhard Pulver, auch Girod könnte in diese Gruppe gehören. Nur solche Kandidaturen vermöchten die GLP und vor allem die CVP zu überzeugen.  

Wenn Rytz nicht noch unerwartete Hilfe von Frauen erhält so betreibt sie im Endeffekt eine Selbsttorpedierung aller Grünen Bundesratsmöglichkeiten zwecks Erhaltung des SP-Besitzstandes. Das Ergebnis wird höchstwahrscheinlich Scheitern und Schmollen sein, war aber deutlich vorauszusehen.  

Für Grüne Selbsttorpedierung gibt es übrigens einen verhängnisvollen Praezedenzfall: Ralph Nader ist seinerzeit als aussichtsloser Präsidentschaftskandidat gegen Al Gore und Bush angetreten, hat dem Al Gore einige Millionen Stimmen und die Praesidentschaft gekostet und uns einen vielleicht tödlichen Rückschlag in der Klimapolitik - wie sagte doch Molières Tartuffe? "Justifier la méchanceté de l'action par la pureté de l'intention"...

Cassis, ein schwacher und angreifbarer Bundesrat darf sich wohl bei Rytz und der GPS für die Wiederwahl bedanken, und die GPS ist weiterhin zum Seitenwagen der SP degradiert. Schade um die verpasste Chance. Man könnte dann nachfühlen, wenn sich einige Grüne verschiedener Richtung verschaukelt fühlten. Ich würde jedenfalls dazugehören.

Sonntag, 10. November 2019

NZZ steckt Kopf in Sand

(Update 4.4.2020)

Sehr geehrter Herr Scheu,

Als Abonnenten der NZZ lesen wir heute den mindestens neunzehnten Artikel gegen die Klimaproteste, diesmal aus Ihrer Feder gegen die Extinction Rebellion. Die anderen waren meist im Feuilleton, Sie werden sie kennen, teils zeichneten sie sich durch unsägliche Dummheit aus (Bolz, Acklin, Mai), andere sind hier.

Ich möchte Ihnen als verantwortlichem Feuilletonredaktor deshalb die Frage stellen: Sind Sie sich eigentlich klar darüber, dass die schon genug schlimmen Voraussagen des IPCC vier bekannte verschlimmernde Faktoren unterschlagen?
  1. Das Abschmelzen des Eises vermindert die Erdreflexion was den vorausgesagten Temperaturanstieg um 20 oder mehr Prozent erhöhen kann.
  2. Die CO2-Konzentration in der Luft und der jährliche CO2-Ausstoss bleiben nicht stabil sondern steigen weiter an, was das IPCC nicht berücksichtigt.
  3. Das Treibhausgas Methan steigt stark an, freigesetzt durch Erwärmung von Feuchtgebieten und Permafrost, durch Landwirtschaft und Fossilindustrie. 
  4. Die Ur- und Regenwälder gehen weltweit durch Rodung, Trockenheit und Brände zurück, können so immer weniger CO2 binden, und strafen damit den CO2-Ablasshandel mit Zertifikaten Lügen.
Das sind alles keine alarmistischen Behauptungen sondern unbestrittene Fakten.
 
Alle diese Feedbackschleifen müssen irgendwann zu einer sich beschleunigenden Runaway-Situation führen. Die immer schneller ansteigenden Temperaturkurven und der jetzige Sommer mit fast 400 gebrochenen Temperaturrekorden sowie die diesjährigen heissesten je gemessenen September und Oktober wecken den Verdacht, dass wir schon mitten in diesem Prozess sind. Hansen hat 1988 das erste gute und bis jetzt funktionierende Klimamodell eingeführt. Er ist der Meinung, dass wir den Point of No Return schon 2010 überschritten haben und seine Prognosen sind dramatisch.            


Wir können somit die Prognosen des IPCC in die Kategorie der politischen Schönrednerei einordnen. Und was die Politik bisher weltweit und hierzulande getan hat ist völlig ungenügend. Die Forderung nach radikalen Massnahmen ist angesichts dieser Inertie verständlich und berechtigt, man müsste nur noch diskutieren, welche radikalen Massnahmen nötig sind. Im Rahmen unseres bisherigen Denkens werden sie jedenfalls nicht liegen.
 
Es ist mir rätselhaft, wie die NZZ angesichts dieser dramatischen Situation soviel ihres von uns dummen Abonnenten bezahlten wertvollen redaktionellen Raums für Bagatellisierer und Schwätzer reservieren kann und daneben über das wirkliche Problem nur sporadisch und zögerlich berichtet. Auch Ihr Spezialist Herr Tietz scheint mir das Problem nicht wirklich begriffen zu haben oder begreifen zu wollen, oder vielleicht darf er auch nicht schreiben was er denkt, falls er denkt.

Mit freundlichen Grüssen

Lukas Fierz