Über mich

Sonntag, 11. August 2019

Warum dieser Blog?

(aktualisiert 11.11.2019)

Der Grund für diese Blog-Artikel ist folgender: Ich habe ab ca. 1970 politisiert und die Grünen mitbegründet. Aber ab 1991 habe ich aufgegeben, weil ich den Eindruck hatte, dass wir damit überhaupt keine Wirkung hatten, und dieser Eindruck blieb bis im Frühjahr 2019.

Dann bin ich mit meinen 78 Jahren zweimal an Klimademos gegangen, hauptsächlich dabei waren Kinder und Jugendliche von 12-18 Jahren (bei der 68-er Bewegung waren es Studenten). Es war rührend und traurig zugleich, hier erstmals die breite Reaktion zu sehen, die nach dem ersten Bericht des Club of Rome 1972 so nötig gewesen wäre, die aber nicht stattgefunden hat.



Dann wurde berichtet, dass die Jugendlichen in Vollversammlungen wieder dieselben Fragen diskutieren, die wir bei den Grünen in den Achtzigerjahren auch diskutiert hatten. Ich hatte damals manche dieser Sitzungen organisiert. 

Da dachte ich, ich schreibe mal auf, was ich noch weiss und inzwischen herausgefunden habe. Viele Beiträge sind zuerst in anderen Gefässen erschienen, wie Tages-Anzeiger, Inside Paradeplatz, Bieler Tagblatt, Infosperber, Journal21 u.a.   

Lukas Fierz 

Dienstag, 6. August 2019

Wassermangel droht einem Viertel der Weltbevölkerung

Der weltberühmte Biologe E.O.Wilson nennt drei existentielle Gefährdungen für die Biosphäre: Erwärmung, Artensterben und Trinkwassermangel, wobei der Grundtreiber für alle drei die Überbevölkerung sei. 

Über den Trinkwassermangel hat das World Resources Institute soeben einen Bericht veröffentlicht, den der Englische Guardian in untenstehender Karte zusammenfasst: Länder mit unmittelbar  drohendem Trinkwassermangel sind violett (in absteigender Dringlichkeit, eingeklammert Bevölkerung in Mio): Quatar (3), Israel (9), Libanon (6), Palaestina (5), Iran (80), Jordanien (10), Libyen (7), Kuwait (5), Saudiarabien (34), Eritrea (5), Vereinigte Arabische Emirate (9), San Marino (0), (Bahrain 2), Indien (1400), Pakistan (200), Turkmenistan (6), Oman (14), Botswana (2). 

Rot eingezeichnete Länder haben ebenfalls ein hohes Risiko von Wassermangel, u.a.: Chile (17), Zypern (1), Yemen (27), Belgien (11), Mexiko (125), Afghanistan (35), übriges Nordafrika (ca. 200), ganz Südeuropa (130),  Türkei (82), Syrien (ca.15), Irak (39), Usbekistan (33), Kirgisistan (6), Nepal (29), Südwesten der USA (57).  


Der hochgradige Wassermangel konzentriert sich besonders auf den Mittleren Osten und Nordafrika, die sog. MENA-Region. Global bedroht er akut 1,8 Milliarden Menschen, d.h. einen Viertel der Weltbevölkerung und subakut weitere 0,7 Milliarden, zusammen bis einen Drittel der Weltbevölkerung, die irgendwann einmal auf die Wanderschaft gehen müssen. Und dazu werden noch andere kommen, z.B. werden Teile Südasiens wegen Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit unbewohnbar werden, obschon es dort genug Trinkwasser gibt. Entsprechend schätzte der Chef des Deutschen Bundesnachrichtendienstes in einem Vortrag das weltweite Migrationspotential auf weit über eine Milliarde

Trinkwassermangel hängt mit den übrigen Kalamitäten und Ursachen eng zusammen. Teils ist er Folge der Klimaerwärmung, teils direkte Folge der in vielen kritischen Regionen nach wie vor zunehmenden Übervölkerung, die zu Übernutzung der Trink- und Grundwasserquellen führt, wie z.B. im IranDie weltweite Nachfrage nach Frischwasser hat sich seit 1960 verdoppelt

Mit Abstand grösster Süsswasserverbraucher ist die Landwirtschaft. Pro Kilo Weizen braucht es um die 2000 Liter Wasser. Pro Kilo Fleisch aus der Tiermast ist der Wasserverbrauch fünf bis zehnmal mal höher. Man stelle sich vor, was dies für das wasserarme Indien bedeutet, das gerade zum Fleischkonsum übergeht. 

Die Folgen sind vielfältig: Wassermangel trägt zum Artensterben bei. Im Mittelmeerraum soll bei Erreichen der zwei Grad Erwärmung der Anbau von Wein, Zitrusfrüchten und Oliven unmöglich werden. Die arabische Halbinsel wird durch Wassermangel und Erhitzung weitgehend unbewohnbar werden. Wassermangel kann zu Revolutionen und Kriegen führen: In Syrien z.B. führte zunehmende Dürre zu Landflucht in die Städte, wo deswegen Unruhen ausbrachen. Das Regime reagierte mit untauglichen Gegenmassnahmen, was zum Ausbruch des Bürgerkrieges und zur Flüchtlingskrise führte. Ähnliche Unruhen können jederzeit anderswo ausbrechen, z.B. in Ägypten. Überhaupt ist abzusehen, dass sich in Zukunft Nationen gegenseitig das Wasser abgraben werden, z.B. im Himalayagebiet oder im Quellgebiet des Nils, was auch zu Konflikten führen wird.   

Nicht allen Ländern macht der Wassermangel etwas aus: Wenn ein steigender Meeresspiegel Pakistan unter Wasser setzt, spielt Trinkwassermangel keine Rolle mehr. 

Samstag, 27. Juli 2019

Redet endlich Klartext: Holocaust 2 (*)


(Erschienen in Bieler Tagblatt vom 17.8.2019, aktualisiert 31.7.2021)

Alle reden von Klimawandel, ein Begriff ohne Richtung oder Bedrohlichkeit, der eigentlich vernebelt, was Sache ist. Besser wäre "Klimaerwärmung", aber auch das ist noch zu angenehm. Treffender vielleicht "Klimaerhitzung". Immerhin kann Hitze schon beeinträchtigen. Aber trifft das den Sachverhalt?

Fossil by Heartless Machine (9)
Jede Sekunde wird die Erde mit der Energie von drei bis sechs Hiroshimabomben aufgeheizt (3). Vor dem Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde davon gefaselt, den Temperaturanstieg bis ins Jahr 2100 auf 1,5 Grad zu begrenzen, aber selbst bei dessen Erfüllung würde die Temperatur um 2,4 Grad steigen. Weil sich niemand daran hält gehen die offiziellen Prognosen von 3,2 Grad Globalerwärmung bis 2100 aus. Deshalb musste man schon 2017 die 1,5 Grad auf Mitte unseres Jahrhunderts vorverschieben und 2018 hat das IPCC die 1,5 Grad offiziell auf 2040 vorverlegt (4)

Aber selbst dieser dramatische Bericht blendet aus, dass der Temperaturanstieg durch die weiter steigenden Treibhausgase weiter beschleunigt wird: Die 1,5 Grad sind schon 2030 oder vorher zu erwarten, wie die angesehene Zeitschrift Nature schreibt (5), eine Vorverlegung um sieben Jahrzehnte innert ca. sieben Jahren! Und das abschmelzende Poleis wird diese Effekte wegen verminderter Reflexion um 20 oder mehr Prozent verstärken, auch das nicht im IPCC-Bericht. 

Mit anderthalb Grad Erwärmung gehen 70-90 Prozent aller Korallenriffe zugrunde. Der nächste Schritt, die zwei Grad  zerstören 99 Prozent der Korallenriffe, in Südeuropa wird der Anbau von Zitrusfrüchten, Oliven und Wein unmöglich. Teile des Mittleren Ostens und Nordafrikas (6) sowie Südostasiens werden hitzebedingt unbewohnbar. Jede erreichte Erhitzung ginge sogar bei stabilisierten Treibhausgasen während Jahrzehnten weiter. Fatale Selbstverstärkungs- und Kippmechanismen können jederzeit dazukommen, soweit sie nicht schon jetzt ablaufen. Teils unabhängig und ebenso bedrohlich ist das galoppierende Artensterben durch Lebensraumzerstörung, Chemie und Hitze sowie der zunehmende Trinkwassermangel, alles verschärft durch unkontrolliert steigende Bevölkerung. Der Deutsche Bundesnachrichtendienst rechnet mit einer Milliarde Menschen, die flüchten und sich bekriegen werden, und das ist ja nur der Anfang, danach wird zusammen mit Zivilisation und Menschenrechten auch ein Grossteil der Biosphäre untergehen. 


Der Klimaforscher Prof. Joachim Schellnhuber benannte sein Buch "Selbstverbrennung" (7), David Wallace-Wells das seinige "Die unbewohnbare Erde" (8,9). Darum geht es doch, dass wir durch Gier, Dummheit und Herdentrieb alles zerstören, Mensch und Natur durch Hitze, Gift und Dürre. Der englische Guardian will deshalb nicht mehr von "global warming" reden, sondern nimmt Greta Thunbergs Vorschläge auf wie "Klimazusammenbruch", "Klimakrise", "Klimanotstand", "ökologische Krise" etc (10). E.O.Wilson redet vom "Zusammenbruch des Ökosystems" (11).  Nur bezeichnen alle diese Ausdrücke etwas abstraktes, etwas ausserhalb liegendes, etwas wie eine Überschwemmung oder eine Lawinenkatastrophe, dem man sich stellen kann. Sie machen nicht bewusst, dass damit alles endet.   


Seit Jahren bringt die Neue Zürcher Zeitung mit schöner Regelmässigkeit alle paar Monate sehr anschauliche und präzise Artikel zum Holocaust. 
Wohlig gruselnd wird mit Fingern auf die Bösewichte gezeigt, auf die Ausschaltung der Menschlichkeit durch Hunger, Waffen, Gift und Krematorien, und - ach, sagen sich die Bürger in ihren Pantoffeln, wie sind wir doch so gut... Aber ich wundere mich, wieso gilt die gleiche Anschaulichkeit und Präzision nicht für die  kommende Ausschaltung von Menschlichkeit und Zivilisation durch Hunger, Flucht, Krieg, Umweltvergiftung und globale Verbrennung? Was vor uns liegt ist der Holocaust 2, diesmal mit grauenhaften Folgen nicht nur für Mensch und Menschlichkeit, sondern für die ganze Biosphäre. Genauso vorsätzlich wie der erste Holocaust, denn Ursachen und Folgen sind bekannt und sichtbar. Aber in Ausmass und Vollständigkeit der Auslöschung um Grössenordnungen schlimmer. All das hat schon begonnen, und derweil streiten wir uns um Cannabisfreigabe, COVID, Gendersprache, Krankenkassenbeiträge und Pensionsalter, wie wenn das daneben noch irgendeine Rolle spielte. 


Nein, es ist nicht eine Klimaveränderung, es ist der Holocaust 2. Und ja, wir können totschweigen, einsperren und des Landes verweisen, wer dagegen protestiert. Aber das löst das Problem genau so wenig, wie das feige Augenverschliessen vor der Realität.   

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(*) Es wurde verschiedentlich bezweifelt, ob der Ausdruck "Holocaust 2" (aus dem Griechischen, eigtl. Totalverbrennung) zulässig sei. Ich habe diesen Text deshalb einem Halbjuden und einem Zigeuner vorgelegt, welche beide in Auschwitz Angehörige verloren hatten und somit befugt sind, zu urteilen. Beide bejahten, dass der Ausdruck treffe und gebraucht werden dürfe. 

Vorauszuschicken ist, dass der Begriff Holocaust schon lange vor den Nazis, d.h. seit 1600 gebraucht wurde. Von solchen, die den Ausdruck ablehnten wurde verschiedenes  vorgebracht: Es wurde behauptet, der erste Holocaust sei eine industrielle Vernichtung gewesen, der zweite nicht. Ja, aber ist der zweite nicht industriell par excellence, nämlich überhaupt eine Folge der Industrialisierung? Es wurde auch behauptet, der erste sei absichtlich gewesen, der zweite nicht. Ja, aber wusste nicht Exxon Jahrzehnte vor den Grünen, dass der Treibhauseffekt in die Katastrophe führe und finanzierte trotzdem Desinformationskampagnen mit Hunderten von Millionen Dollars? Und die Koch Brothers und alle die bestochenen "Experten", und die Redaktionen, die nicht auf die Wissenschaft hören oder sie verunglimpfen (es ist doch schon kurios: Wenn die Ingenieure und Physiker Brücken, Eisenbahnen, Flugzeuge, Kraftwerke berechnen, anvertrauen wir ihnen diskussionslos unser Leben, nur wenn sie vom Klima sprechen soll alles gelogen sein, da stimmt doch etwas nicht)? Es wurde eingewendet, der erste Holocaust sei bewusst betrieben worden, und der zweite sei ja "unbewusst": Mir scheinen die Unterschiede klein, auch nach dem zweiten Weltkrieg hiess es bekanntlich überall in selbstbemitleidendem Ton "davon haben wir ja alle nichts gewusst", obschon sehr viele von den öffentlich sichtbaren Enteignungen und Vertreibungen profitiert hatten, wie der Historiker Götz Aly nachgewiesen hat, und obschon mindestens Hunderttausende wennnicht Millionen von Soldaten von den Massenerschiessungen im Osten wussten, soweit sie nicht überhaupt Zeugen oder Täter waren. Genauso jetzt: Die meisten "wissen von dem ja überhaupt nichts", obschon die Informationen frei zugänglich sind, und viele Jugendliche es auch ganz genau wissen. Es wurde auch eingewendet, das besondere am ersten Holocaust sei der Rassenwahn gewesen, - aber der zweite, wird der nicht auch wegen einem Wahn geführt? Diesmal Wachstumswahn oder Konsumwahn, dafür sind die Konsequenzen noch entsetzlicher. Es wurde gesagt, der erste sei so besonders, weil er spezifisch gegen Juden und Zigeuner geführt worden sei. Soweit so gut, aber auch der zweite betrifft genauso Juden und Zigeuner, und das noch totaler als der erste, darin sind sie deckungsgleich, nur betrifft der Holocaust 2 jetzt alle anderen auch, incl. der ganzen Biosphäre. Der erste ist in diesem Sinne lediglich eine Teilmenge des zweiten. Manchmal ging die Argumentation auch in irrationale Polemik über, z.B. sei die Verwendung des Ausdrucks Holocaust rassistisch, oder man pöbelte gegen den Autor als Überbringer einer schlechten Nachricht. 

Das ist alles Spiegelfechterei,man streitet um Worte, um sich der Sache nicht stellen zu müssen. Die Frage ist doch, ob man das uns bevorstehende Grauen überhaupt adaequat benennen darf und kann. Und da scheinen alle anderen Worte zu sauber, zu objektivierend, - kurz ungenügend, um das bevorstehende Staatsversagen und den sicheren Untergang von Menschlichkeit und Zivilisation zu fassen. Überwiegend hatte ich in diesen Diskussionen den Eindruck, dass man sich gegen den Ausdruck wehrt, um sich unter einem zimperlich-schöngeistig-ethischen Mäntelchen vor der Realität zu drücken - und lalala, schon hat alles keine Dringlichkeit mehr, wir können zur Tagesordnung übergehen: Schule halten wie bisher, einkaufen wie bisher, arbeiten wie bisher, die Autobahnen und Flughäfen weiter ausbauen und müssen uns der Situation nicht stellen. Lieber lassen wir doch alles in der Vernebelung, oder?... Genau diese Haltung hat uns in diese Situation gebracht.
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(1) https://www.youtube.com/watch?v=_7bs7ShEVHM&t=35
(7) https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/hans-joachim-schellnhuber/selbstverbrennung/id/9783570102626
(8) https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/david-wallace-wells/die-unbewohnbare-erde/id/9783453281189
(9) http://nymag.com/intelligencer/2017/07/climate-change-earth-too-hot-for-humans.html
(10) https://www.theguardian.com/environment/2019/may/17/why-the-guardian-is-changing-the-language-it-uses-about-the-environment
(11) https://lukasfierz.blogspot.com/2019/07/klimaerwarmung-wassermangel.html

Freitag, 5. Juli 2019

Klimaerwärmung-Wassermangel-Artensterben: Ursache

Bilanz des weltberühmten Biologen E.O.Wilson

(Bericht und Interview von Marian Starkey in Population Connection Magazine Juni 2019, gekürzt)

Ich verbrachte eine schlaflose Nacht damit, auf das Interview mit ihm zu warten, Prof.Edward Osborne Wilson,  40 Jahre lang Professor an der Harvard Universität, Träger von über hundert Preisen, Autor von 35 Büchern und über 400 wissenschaftlichen Artikeln, weltweit führende Autorität der Ameisenforschung und Denker über Biologie, Evolution und Gesellschaft.

Meine Einschüchterung war unbegründet, er begrüsste mich mit einem warmen Lächeln. Wilson war gerade 90 geworden und versucht zur Zeit, sich an einen Stock zu gewöhnen, den er aber gar nicht nötig zu haben scheint. Er ist witzig, gut gepflegt und aktiver als viele andere Leute, die gerade das College abgeschlossen haben. Er braucht ein iPhone und zum Mittagessen hatte er Avocado-Toast gegessen. Abgesehen von äusseren Alterserscheinungen könnte er auch 30 Jahre alt sein. Im Grunde ist er ein «Millenial», der in den Körper eines Neunzigjährigen geraten ist.  Wilson ist mein neues Vorbild für das Pensionsalter.

Wilson, so bescheiden er auftrat, hatte viel über den Druck der Menschen auf die Umwelt zu sagen und darüber, wie wir versuchen sollten, aus dem Chaos herauszukommen, das wir angestellt hatten:

«Ich denke, das Epizentrum all unserer Umweltprobleme ist das außer Kontrolle geratene Bevölkerungswachstum. Ich weiss, besonders im Buch «Die Hälfte der  Erde», war ich optimistisch, dass sich das Übervölkerungsproblem von allein löse. Aber das Problem bleibt, es kommt von zuvielen Kindern, vom Verlangen zuvieler Leute in zuvielen Ländern nach höherem Lebensstandard. Und deshalb kann die Welt nicht in den Zustand kommen, in den sie kommen sollte.»

Er entschuldigte sich, dass er wie ein Harvard-Professor in der Vorlesung rede, um dann die aktuell kritischen Umweltprobleme zu identifizieren. Aber vorher müsse er wiederholen, dass das Bevölkerungswachstum der zentrale und wichtigste Treiber der Umweltprobleme sei, unter denen es  drei Hauptkrisen gebe: Die Klimaerwärmung, den Wassermangel und das Artensterben.     

«Alle drei Krisen haben als Hauptursache die menschliche Übervermehrung. Neben der Klimaerwärmung droht der Mangel an Frischwasser:  Etwa 4% des Wassers in der Welt sind  in Seen und Flüssen. Dieses Wasser geht rasch zur Neige, und das ist in einigen Teilen der Welt eine Hauptursache für Migration. Die dritte Krise ist das Massensterben von Arten. Wir wissen nicht genau, wie sich Ökosysteme bilden, was sie stabil macht oder wie sie sich anpassen. Wir können nicht voraussagen, was passiert, wenn eine unscheinbare kleine Tierart herausgenommen wird. Man kann das nicht einmal erraten.»

Wilson glaubt, dass die Erforschung von Ökosystemen das "nächste große Ding in der Biologie" sind, sie sind jetzt sein Forschungsschwerpunkt. Zu seinen Stärken gehört es, Wissenschaft für Laien zugänglich zu machen. Und das sei nötig, denn ohne weitverbreitete Besorgnis über die Umweltkrise werde kein politischer Wille zur Lösung entstehen.

«Wir brauchen einen Begriff, der die baldige grosse Wirkung ausdrückt: Ich nenne es den Zusammenbruch des Ökosystems. Das können die Leute verstehen. Dies bedeutet den Zusammenbruch von Arten, die für den Erhalt von natürlichen Ökosystemen und oft auch für die menschliche Existenz unerlässlich sind, z. B. für die Wasserscheidenwälder oder für fruchtbares Ackerland. Wir möchten die Menschen dazu bringen, über Dinge zu sprechen, die sie selber verstehen und die sie selbst als potenziell zerstörerisch ansehen können. Die Menschen machen sich keine Sorgen, solang sie glauben, dass die Menschheit das Recht hat, die natürliche Welt zu kontrollieren und dass diese Kontrolle unseren Wohlstand und unsere Sicherheit befördert. Aber das Gegenteil ist der Fall.  Und das sollte selbst Menschen beunruhigen, die sonst nur über ihr Privatleben nachdenken und über die persönlichen Möglichkeiten, die sie haben oder nicht haben.»

Wilson glaubt, dass die Stärkung der Stellung der Frau zur Lösung des Bevölkerungsproblems beitragen kann.

«Sobald Frauen irgendwie eine Unabhängigkeit erlangen, neigen sie dazu, die Anzahl ihrer Kinder zu verringern. Das ist  psychologisch und kommt auch aus der Erkenntnis, dass sie und ihre Familie so ein besseres Leben haben werden. Man kann sich fragen - sollen Nationen eine Bevölkerungspolitik haben? Sollen Religionen eine Bevölkerungspolitik haben? Aber es scheint mir, dass man sich am Rand faschistischer Ideen bewegt,  wenn man den Menschen sagt, wie viele Kinder sie haben dürfen. Das würde die gesamte Natur der Gesellschaft verändern.

(Übersetzung: Lukas Fierz)


Donnerstag, 9. Mai 2019

Wie Biosysteme kippen

(Erschienen auf Infosperber 15.5.2019, aktualisiert 26.4.2020)


Wir beobachten in der Natur verschiedene Anzeichen von Krankheit. Weil die Anzeichen schon Jahre und Jahrzehnte zunehmen müssen wir von chronischer Krankheit reden: Bienensterben, Insektenschwund, Korallenbleiche, Artenverlust.
Naiverweise könnte man meinen, dass das ja nicht so schlimm sei, weil es erst begonnen habe, weil es noch nicht so lange gehe und weil noch nicht alles tot ist.

Von der Medizin her kommend sieht man das anders. Bei chronischen Krankheiten signalisieren die ersten Symptome oft nicht den Anfang der Krankheit, sondern den Anfang vom Ende, den letzten Akt:

Nehmen wir den Alkoholiker, der sich während Jahrzehnten eine Leberzirrhose angetrunken hat. Und jetzt bekommt er erstmals einen Wasserbauch. Wie unser Pathologielehrer Prof. Uehlinger (1899-1980) zu sagen pflegte signalisiert dieses erste Symptom nicht einen Anfang, sondern damit hebt sich der Vorhang über dem letzten Akt: Wenn der Patient weiter trinkt ist es noch eine Frage von Jahren, nicht mehr von Jahrzehnten.

Dasselbe beim chronischen Nierenversagen z.B. durch Schrumpfniere. Eine Niere bzw. die Hälfte der Nierenfunktion kann man verlieren ohne etwas zu bemerken. Der Organismus hat eine Sicherheitsreserve. Prof. Uehlinger pflegte zu fragen, wieviel man denn verlieren könne, ohne viel zu merken und gab selber die Antwort: Eigentlich können Sie für viele Organe sagen 80 Prozent. 

Ähnlich die Situation bei der Lunge. Verlust einer Lunge ist im Alltag nicht bemerkbar. Interessant der Lungenschaden beim Raucher. Früher konnte man den Schaden erst nach Jahrzehnten nachweisen, und wenn einmal die Anstrengungsatemnot auftrat, so wusste man, das ist  jetzt der letzte Akt. Seitdem man die Atemwiderstände messen kann weiss man aber, dass dass der Lungenschaden schon in den ersten Jahren des Rauchens beginnt, nur bleibt er unbemerkt, weil er kompensiert werden kann.

Auch am Herzen können Krankheiten wie hoher Blutdruck oder Herzklappenfehler jahrzehntelang symptomlos kompensiert werden, und wenn dann Symptome auftreten ist man schon in einem fortgeschrittenen  Stadium. Bei der Verengung der Aortenklappe (die Klappe der Hauptschlagader) kann der Herztod sogar wie aus heiterem Himmel aus scheinbarer Gesundheit eintreten.

In jedem dieser chronischen Prozesse mobilisiert das biologische System zuerst seine manchmal beträchtlichen Kompensationsmechanismen. Der scheinbare Gesundheitszustand ist das Resultat von Störung und biologischer Kompensation. Jede Krankheitssymptomatik enthält auch Anpassung und deren Versagen. Und wenn dann Symptome auftreten kann das Kippen rasch gehen.

Wir können diese Sicht auf die kranke Natur übertragen: Wenn uns die Bienen wegsterben oder wegen Orientierungsstörungen nicht mehr in den Stock zurückfinden, so ist das nicht der Beginn einer Entwicklung, sondern das Ende. Die Bienen werden seit Jahrzehnten durch Insektenvertilgungsmittel und Pestizide vergiftet. Jedes dieser Gifte wurde einzeln getestet und von Industrie, Prüfstellen und politisch gesteuerten Bundesämtern als "unbedenklich" erklärt. Aber nicht unbedenklich und völlig ungetestet ist die Kombination all dieser Gifte, dieser ganze Giftcocktail, der in der Natur zusammenwirkt. Und der wahre Test ist nicht im Labor, sondern in der Natur: Wenn die Bienen wegzusterben beginnen so könnte das heissen, dass sie schon lang vergiftet wurden, dass ihre vorhandenen Abwehr- und Entgiftungsmechanismen nicht mehr ausreichen und vor allem, dass ihre noch überlebenden Kameraden auch akut gefährdet sind.

Ich habe mich mit einem Grundschüler der vierten Klasse unterhalten. Ich habe ihm gesagt, dass wir in den letzten Jahrzehnten die Hälfte der Bienen verloren hätten. und gefragt, wie lange wir so weitermachen könnten. Seine Antwort: "Nicht mehr lang". Wie lange braucht es noch, bis auch Politiker zu diesem einfachen Schluss kommen?

Ich als Mediziner befürchte, dass das Artensterben nicht der Beginn einer Entwicklung ist, sondern, dass sich damit der Vorhang über dem letzen Akt hebt, die Natur wird abgewürgt. Eine neue Studie in der angesehenen Englischen Zeitschrift Nature kommt zu gleichlautenden Schlüssen. Die Entwicklung könnte schon bis 2040 schlimm herauskommen. 


Montag, 6. Mai 2019

Wir sind zuviele - Ein Tabu

(erschienen bei Infosperber.ch am 27.6.2019, aktualisiert am 2.10.2020)

It’s our population growth that underlies just about
every single one of the problems that we’ve inflicted
on the planet. If there were just a few of us, then the
nasty things we do wouldn’t really matter and Mother
Nature would take care of it — but there are so many
of us.” (Jane Goodall, 2010)


Megacity Tokyo (Bild dpa-tmn)

Als ich 1941 geboren wurde hatte die Erde 2,5 Milliarden Bewohner und die Schweiz vier Millionen. Jetzt marschiert die Erde gegen acht Milliarden Bewohner und die Schweiz hat acht Millionen.

Diese Zahl der Menschen zu ernähren ist nur mit einer Intensivlandwirtschaft möglich, mit massiver Zufuhr von fossiler Energie, Pestiziden und Dünger, was die Biodiversität und die Böden ruiniert. Ohnehin sollten wir wegen der Klimaerwärmung fossile Energie nicht mehr verwenden. Und die Düngerlager sind endlich, sie reichen lediglich für wenige Hundert Jahre.

Eine nachhaltige biologische Bewirtschaftung ohne Energie- und Düngerzufuhr vermöchte wohl weniger Menschen zu ernähren.

Damit sind wir aber noch nicht am Ende der Kalamitäten: Die Klimaerwärmung wird per Saldo eine Verringerung der globalen Ernteerträge bewirken und so den zu erwartenden Druck von Hunger, Migration und Kriegen verstärken. Und die Riesenzahl von Menschen, die auch konsumieren will - z.B. äussert China  Absichten, jeden Monat zwei Kohlekraftwerke zu bauen - macht die Klimaerwärmung vollends unbeherrschbar.

Die massive Zunahme der Menschen, der Haustiere und des sog. Kulturlandes hat die Lebensräume der Wildtiere (grün) derart beschnitten, dass es einem eigentlichen Abwürgen gleichkommt: 


Mittlerweile sind in der Schweiz 60 Prozent der 1143 Insektenarten vom Aussterben bedroht und weltweit eine Million der acht Millionen Arten von Lebewesen. Dieser Rückgang ist bisher nicht vor allem klimabedingt, sondern durch Verdrängung und Vergiftung von Lebensräumen durch die expandierende Menschheit

Dazu droht mittelfristig ein Verlust von zwei Fünfteln aller Pflanzen, darunter ein klimabedingter Verlust der meisten Bäume

Das ist nicht einfach Verlust an Naturromantik: Beispielsweise ist die Pflanzenwelt für Bestäubung und Fortpflanzung auf die Insekten angewiesen. Das Artensterben wird auch für die Spezies Mensch zur tödlichen Bedrohung. Deshalb fordert der berühmte Insektenforscher und Ökologe E.O.Wilson in seinem Buch "Die Hälfte der Erde", die halbe Erdoberfläche für die Wildtiere zu reservieren.

Die grosse Bevölkerungszahl hat noch weitere Konsequenzen: Eine Stadt von 100'000 Menschen kann ohne Autos und fast ohne öffentlichen Lokalverkehr betrieben werden. Erst bei grösseren Städten entstehen die grossen und ineffizient energiefressenden Pendlerströme, die uns von fossiler Energie abhängig machen und die Biosphäre mit CO2 vergiften.. 

Auch gewisse Auswüchse des Tourismus sind mit den Bevölkerungszahlen zu erklären: Gerade in der Schweiz wurden viele eigene Tourismusdestinationen durch Überbauung  und Übernutzung derart ruiniert, dass man gar keine Lust mehr hat, dorthin zu gehen, man denke nur an Davos, Sankt Moritz, oder Crans-Montana. Auf der Suche nach "unverdorbener Natur" benutzt man dann den Flug- und Ferntourismus und ruiniert auch noch den übrigen Planeten. 

Crans-Montana
Nicht zuletzt hat Gunnar Heinsohn nachgewiesen, dass ein grosser  männlicher Geburtenüberschuss sich in Krieg übersetzen kann ("Kriegsindex"), ein Mechanismus, welchen die Historiker bis jetzt übersehen hatten. 

Und Verzicht auf eine Geburt hat weit mehr Effekt auf den CO2-Footprint als alle anderen Einzelmassnahmen zusammen:  

Wenn wir immer noch eine Weltbevölkerung von 2,5 Milliarden hätten, wie 1941, so wäre die Umweltkatastrophe wohl leichter abzuwenden. Mit einer Weltbevölkerung, die gegen 8, 10 Milliarden und darüberhinaus marschiert wird es hingegen mehr als fraglich, ob wir die Kurve noch kriegen können. Und, selbst wenn wir sie kriegen - Verzicht auf Autos, Flüge und Fleisch ginge ja noch - aber eine Welt ohne Kühe, Milch, Butter,  Käse, mit Protein aus Heuschrecken und Maden...?

Es überrascht deshalb, wie sehr Überlegungen zur Überbevölkerung tabusiert und gar dämonisiert werden. Ein gutes Beispiel war die Schweizer Volksinitiative "Ecopop", welche gewisse Mittel der staatlichen Entwicklungshilfe auch für Unterstützung der freiwilligen (!) Geburtenkontrolle in Entwicklungländern einsetzen wollte.  Von den Initianten kenne ich Benno Büeler, einen völlig integren Mathematiker und Agronomen, der in vielen Entwicklungsländern selber vor Ort gesehen hat, wie katastrophale Übernutzung von Weide- und Ackerflächen die Lebensgrundlagen zerstört, und zwar unabhängig von der Klimaerwärmung. 

Alle Parteien haben sich gegen diese Initiative gestellt. Das ginge ja noch, aber man war befremdet, den grünen Nationalrat und Fraktionspräsidenten Balthasar Glättli als Autor des Buchs "Die unheimlichen Ökologen" zu entdecken, in dem er Büeler und die Leute von Ecopop in die Nähe von braunem Gedankengut und Faschismus rückt, eine bösartige und gemeine Verleumdung, und, was schlimmer ist, der Beweis, dass er vom Problem überhaupt nichts begriffen hat, genausowenig wie die grüne Parteipräsidentin Regula Rytz, welche mit frommem Blick eifrig-missionarisch in diesen Chor einstimmte. Nur die grünen Nationalräte Bastien Girod und Yvonne Gilli versuchten 2009 in einem vorsichtigen   Arbeitspapier, auch bei den Grünen dieses Thema anzudiskutieren, wurden dabei aber intern gestoppt. 

Ich konnte Nationalrat Glättli bei einer Buchpräsentation mit Diskussion in Bern persönlich zur Rede stellen, und er musste mir zugeben, dass Benno Büeler informiert und integer sei, und dass nicht der geringste Anlass bestehe, ihn in die Nähe des Faschismus zu rücken. 

Nachdem sich Glättli schon vorher für die Aufnahme von zehntausenden von Syrern in der Schweiz stark gemacht hatte habe ich ihm dann auseinandergesetzt, dass selbst bei Einhalten des Zweigradziels der Klimaerwärmung grosse Teile des Mittleren Ostens, Afrikas und Südeuropas austrocknen werden, und dass damit schon in den nächsten Jahrzehnten Migrationsströme von Hunderten von Millionen nach Europa zu erwarten seien. Wie er sich den Umgang mit diesem Problem vorstelle? Seine kurze Antwort "Das ist nicht mehr zu händeln" (engl. to handle, handhaben).

Er und mit ihm viele Grüne geben sich also damit zufrieden, sich in eine Wohlfühl-Gutmenschenpose zu werfen und sich in deren Erfolg  ("äär isch soo mönschlich") zu sonnen, anstatt sich wirklich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Ich nenne diese Varietät des Grüntums die Gesundbeter. Sie bilden sich ein, dass mit guten Absichten auch Erfolge garantiert seien. Aus der Medizin habe ich gelernt, dass gegenüber solcher Haltung höchstes Misstrauen angebracht ist, denn in der Regel wird das Gegenteil der Absicht erreicht.

In den sog. entwickelten Nationen haben wir zwar keine Geburtenüberschüsse mehr, aber wenn man sich dem Problem wirklich stellen wollte, müsste man zum Schluss kommen, dass wir insgesamt zuviele sind: Schon der erste Bericht des Club of Rome kam zum Schluss, dass die Ökosysteme ungefähr in der Mitte unseres Jahrhunderts kippen werden, sofern nicht verschiedene Massnahmen UND eine Stabilisierung der Bevölkerung auf Stand 1972 stattfänden. Die bestehende und zu erwartende Weltbevölkerung ist mit dem Erhalt der Lebensgrundlagen nicht in Einklang zu bringen, und schon gar nicht, wenn wir einen auch nur bescheidenen Wohlstand für alle gewährleisten wollen. 

Wir sind auf dem Weg zu einer Temperaturerhöhung von 4-5 Grad bis 2100. Der Direktor des Potsdam Instituts für Klimaforschung Johan Rockström, ein Experte für die Grenzen des Planeten, meint, dass eine vier Grad wärmere Erde wohl nur noch vier Milliarden Menschen ernähren könne, und vielleicht nicht einmal das. Und was geschieht mit den anderen?   

Und wenn wir mit E.O.Wilson im eigenen Interesse die Hälfte der Lebensräume den Wildtieren zuweisen würden, so hätte die Erde höchstens noch Platz für zwei Milliarden Menschen. 

Fast niemand wagt, darüber zu sprechen, auch die
meisten Grünen nicht. Das ist Falschmünzerei. Immerhin hat die junge US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez (*1989) diesbezügliche Aussagen gemacht. Und die Website "All in to save the world" listet von den Massnahmen, die jeder ergreifen kann die Einkindfamilie als erste Priorität. Wenn man zwei Milliarden Erdbewohner erreichen will, so braucht es die Einkindfamilie während zwei Generationen. 

Freitag, 3. Mai 2019

Umweltkrise braucht anderes Wirtschaften

Ein Team finnischer Biophysiker studierte die gesellschaftlichen und wirtschaftliche Herausforderungen durch die Umweltkrise und Lösungsansätze (für die Originalarbeit Link anclicken, viele Literaturangaben). Die Studie wurde durch den damaligen UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in Auftrag gegeben und soll in einen UN Global Sustainable Development Report 2019 (GSDR) einfliessen, der unseres Wissens noch nicht veröffentlicht ist. Wir fassen die Studie zusammen: 
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Die Zeit billiger Energie und Entsorgung ist vorbei. Und die Klimaerwärmung ist nur eines unter vielen bedrohlichen Problemen als da sind Artenverlust, zunehmende Ungleichheit und Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Inflation. Schon allein die Lösung des Klimaproblems braucht massive wirtschaftliche und gesellschaftliche Umstrukturierungen, vor allem in den Bereichen Energie, Transport, Ernährung und Siedlungsstruktur, die im folgenden skizziert werden sollen:  

Energie: Fossile Brennstoffe ca. 80 Prozent der global verbrauchten Primärenergie. Für konventionelle Ölförderung ist peak oil schon eingetreten, Mehrproduktion kommt nur vom umweltschädlichen und weniger effizienten Fracking. Sowieso müssen wir raschestmöglich von fossilen Brennstoffen wegkommen.  Diese können wir nicht vollständig mit nachhaltiger Energie zu ersetzen. Es braucht  massive Einsparungen und  dezentrale intelligent-vernetzte Produktion. 
Das Ende der Ölzeit
Transport: Siedlungen müssen verkehrsarm geplant werden, z.B. durch Annäherung von Wohn- und Arbeitsorten. In Städten und Siedlungen muss Fuss- und Fahrradverkehr dominieren. Der verbleibende öffentliche und halböffentliche Verkehr in und zwischen Siedlungen muss elektrisch werden. Alle Transportvorgänge, vor allem der internationalem Luft- und Frachtverkehr müssen reduziert werden, soweit sie nicht CO2-frei möglich sind. 
      
Ernährung: Um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Transporte zu reduzieren sollten alle Länder eine diversifizierte Selbstversorgung fördern. Milch- und fleischbasierte Ernährung muss auf pflanzliche umgestellt werden. 

Bauten: Das Bauen mit Beton und Stahl ist energie- und treibhausgasintensiv. Dagegen können Holzbauten O2 binden. Energieverbrauch und Immissionen von Heizung und Kühlung müssen baulich minimisiert werden. 

Auch ein scharfes Carbon-pricing genügt nicht mehr, um diesen Umbau in nützlicher Frist zu erreichen. Sehr vorsichtig wird in der Studie geäussert, dass bisherige neoklassische (d.h. auch neoliberale) wirtschaftliche Theorien und Instrumente die anstehenden Probleme nicht meistern können. Wie beim Apollo-Programm brauche es staatliche Anstrengungen, ähnlich einem Marshallplan, z.B. mit zielorientierten Beschäftigungsprogrammen und Finanzierungen. Vieles ist auf nationalstaatlicher Ebene nicht zu lösen. Anstoss und erste Schritte müssten von einer Gruppe oder Gruppen fortschrittlicher Staaten kommen, die sich zu einem Aktionsbündnis zusammenschliessen. 
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Hier noch ein Bericht und Kommentar über dasselbe im Englischen Independent, mit mehr Klartext, nämlich, dass die kapitalistische Wirtschaftsordnung in der bisherigen Form versagt:

https://www.independent.co.uk/news/long_reads/capitalism-un-scientists-preparing-end-fossil-fuels-warning-demise-a8523856.html




Dienstag, 30. April 2019

Verneigung vor Greta

Seit dem ersten Bericht des "Club of Rome" 1972 und seit dem Buch von Paul Ehrlich "The Population Bomb" 1968 war klar, dass die technokratische Wachstumsphilosophie eine Sackgasse ist. Zwar hat die grüne Revolution die Erträge verdoppelt und die Bevölkerungsbombe für eine Generation entschärft, aber das Problem ist nicht aufgehoben. Seit dem Jahr 2000 wurde auch immer klarer, dass die Klimaerwärmung ein ernstes Problem wird.

In der Schweiz etablierte sich seit den Siebziger- und Achtzigerjahren eine Grüne Partei, die versuchte, Antworten auf die neuen ökologischen Herausforderungen zu finden und anzubieten, zuerst durchaus im Rahmen liberal-bürgerlicher Vorstellungen. Von Anfang an wurde man von der bürgerlichen Presse - sofern man nicht überhaupt ignoriert wurde - systematisch lächerlich gemacht und als "links" abgestempelt, was zumindest in den Anfängen nicht zutraf. Die linken Kreise schauten dagegen die neue Konkurrenz scheel an. Der politische Effekt blieb eigentlich bis 2018 fast bei Null, obschon man schon 2015 zum Schluss kommen musste, dass die Klimaerwärmung das einzige Problem ist, auf das es jetzt noch ankommt. Lieber beschäftigten sich Medien und Öffentlichkeit mit Genderismus, Kopftüchern und anderen Nebensächlichkeiten.


Greta Thunberg streikt


Greta Thunberg, das 16-jährige Mädchen mit den Zöpfen hat geschafft, was die Grüne Bewegung seit vierzig Jahren nicht geschafft hat: Das Thema der zusammenbrechenden Umwelt auf den Tisch zu zwingen. Ihre Idee des Schulstreiks hält den Erwachsenen ihre Pflichtvergessenheit im Spiegel vor. Niemand kann ausweichen.

Die "Autoritäten", die das Problem weiterhin ignorieren wie Roger Köppel, Henryk M.Broder, Pater Martin Rhonheimer  oder die Redaktoren der WELT und der NZZ vermuten hinter Greta und ihrer Bewegung Manipulation, Fremdsteuerung und Kindsmissbrauch und reagieren entsprechend mit Kopfschütteln, Herablassung, Mitleid, selbstgerechter Empörung oder Hohn.

Wer dagegen das Problem sieht kann sich nur dankend verneigen.


Mittwoch, 24. April 2019

Unbestechliche Temperaturen

In der Klimadiskussion wird allzu oft über Interpretationen und Personen diskutiert, gegen die dann allerlei Verdächtigungen und Angriffe geäussert werden, grotesk z.B. Köppels Angriff gegen Prof.Knutti von der ETH

Besser würde man sich an die gemessenen Rohdaten halten, die so unbestechlich sind wie eine Fiebermessung.  Temperatur kann man schliesslich seit dem 17. Jahrhundert (Galilei) messen, und zuverlässig vergleichbare Temperaturmessungen gibt es seit dem 18. Jahrhundert. 

In der Schweiz werden an verschiedenen Messtationen seit ca. 1860 kontinuierlich die Temperaturen gemessen. Die gemittelten Messungen dieser Stationen zeigt diese Tabelle:

Von 1865-1920 sieht man von Auge keine wesentliche Tendenz. 1920-1980 scheint es zwar durchschnittlich wärmer als in der Vorperiode, aber innerhalb dieses Zeitraums ist kein deutlicher Anstieg festzustellen. Ab 1960 gesehen zeigt sich allerdings ein brutaler und anhaltender Anstieg.   

Ähnliche Kurven gibt es für die ganze Welt, dann ist aber oft auch Meer dabei. Die Lufttemperatur über den Meeren steigt weniger rasch, weil das Meer mehr Wärme aufnehmen kann. Für uns Landwesen ist die Temperatur über dem Meer oder die über Land und Meer gemittelte Temperatur weniger interessant, denn für uns zählt die Lufttemperatur über dem Land, welche in der untenstehenden Kurve rot eingezeichnet ist: 


Man sieht, dass die mittlere globale Landtemperatur (rot) in den letzten 50 Jahren um 1,5 Grad angestiegen ist, macht 0,3 Grad pro Jahrzehnt.  

Neuerdings hat man auch Sonden, welche die Meerestemperatur bis in die Tiefe messen. Aus ihnen sieht man, dass der totale Energiegehalt in Luft und Ozean dauernd steigt, selbst wenn Einzelmessungen Dellen aufweisen.

Das sind alles keine Theorien, sondern einfache Temperaturmessungen. 


Jede Bank, jedes Unternehmen, jede Versicherung oder Pensionskasse, jeder Staat versucht, festgestellte Trends in die Zukunft fortzusetzen und daraus zukünftige Entwicklungen abzulesen. Das ist das allernormalste der Welt. 

Wenn wir die globale Landtemperatur linear in die Zukunft extrapolieren, so würde sie von 1970 - 2070 um 3 Grad steigen, wenigstens, solange nicht zusätzliche positive Verstärkungsmechanismen einsetzen: Von diesen gibt es allerdings mindestens zwei gesicherte: Erstens das Abschmelzen des Eises, welches die Wärmereflektion des Globus vermindert und zweitens die zu erwartende Freisetzung des Treibhausgases Methan aus dem Permafrost. Die gemessenen Methankonzentrationen steigen seit vier Jahren auffällig. Beide Selbstverstärkungsmechanismen greifen also schon. Kommt dazu der neuerdings grosse CO2-Ausstoss der dritten Welt. Somit ist eine lineare Extrapolation noch zu optimistisch. 

Man kann diese handgestrickte Schätzung natürlich mit Computermodellen verfeinern. Dabei zeigen diese Computermodelle nur, was man sich schon an den Fingern abzählen kann, einfach verfeinert für verschiedene Annahmen: Die obere rote Kurve zeigt den globalen (über Land und Meer gemittelten) Temperaturanstieg wenn wir mit Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum weitermachen wie bisher. Damit wird die globale Erwärmung bis ins Jahr 2080-2100 3-6 Grad erreichen, über dem Land mehr.

Die untere blaue Kurve zeigt den Verlauf, wenn wir die CO2-Konzentration mit extremstem Klimaschutz bis 2100 auf den heutigen Zustand zurückbringen würden. Das ist
  unrealistisch,  aber auch damit würde die Temperatur noch bis 2050 ansteigen. Rechts in hellrosa das Zielband, das wir mit den bisher getroffenen Massnahmen erreichen können, in hellblau was bestenfalls erreichbar wäre, wenn man entschlossen handeln würde. Die Temperaturen in der Grafik sind wieder über Land und Meer gemittelt. An Land würde es in jedem Fall wärmer. 

Regional und nach Meer/Land modelliert sähe es so aus: Oberste Zeile wiederum mit Zurückbringen der CO2-Konzentration auf den Stand von heute. Unterste Zeile Wachstum wie bisher. Zweite Zeile entschlossenes Handeln, dritte Zeile Verlauf beim heutigen Massnahmenstand.


Deutlich ist, dass die relative Erwärmung an Land deutlich stärker werden soll, als über dem Meer, am stärksten im hohen Norden.

Die Schweiz wird es, ähnlich wie in der Arktis, auch schneller aufheizen als Orte, die keinen Schnee hatten: Wenn es weniger Schnee und Eis hat so gibts weniger Reflexion von Sonnenstrahlung, darum erwärmen sich diese Gebiete besonders stark. 



Mittwoch, 17. April 2019

Der Untergang des Weissen Mannes

(Erschienen in meinem Buch "Begegnungen mit dem Leibhaftigen", Tredition 2016)
 
Ich war noch ein Schüler, es waren friedliche Sommertage am Zürcher Obersee. Am gegenüberliegenden Ufer nur der schwarz bewaldete menschenleere Buchberg, links seeaufwärts zuerst das Bootshaus in dem das alte hölzerne Ruderschiff leise vor sich hin schaukelte, anschliessend zweihundert Meter dichter Schilf und dann das Gemäuer mit dem dicken, runden Turm, den der damals berühmte Psychiater C.G.Jung
C.G.Jungs Gemäuer mit dem dicken selbstgebauten Turm
sich vor Jahrzehnten eigenhändig gebaut hatte. Rechts seeabwärts noch mehr Schilf, dann steiles Ufer und ein Kilometer weiter schliesslich das Dörflein Bollingen mit dem Kirchturm, von dem täglich in die untergehende Sonne die Abendglocke läutete. 

Das Ferienhaus, das noch Grossvater gebaut hatte stand am Hang und hatte vor sich gegen das Ufer einen ringsum mit mediterranen Ziegeln bedachten Säulengang, der einen kleinen viergeteilten Paradiesgarten einschloss. Dort dufteten Grossmutters Rosen rund um den zentralen Ziehbrunnen.

Nach dem Grossvater war 1955 jetzt auch Grossmutter gestorben. Mein Vater und seine Brüder hatten das Haus geerbt und in diesem Sommer 1956 durften wir erstmals die Sommerferien in diesem Paradies verbringen. Ich war damals fünfzehn Jahre alt und mein Bruder zwölf. Am Ufer und um den Hof gab es viel Gestrüpp abzuholzen, man schwitzte, dazwischen tunkte man sich im Wasser und manchmal machte man eine Expedition mit dem alten Ruderboot. 
Jung in Bollingen bearbeitet Brennholz
mit Strohhut und Gärtnerschürze (von 
einem Youtube-Video)
Wenn man seeaufwärts fuhr schien das Gemäuer mit dem Turm meist unbelebt. Aber ausnahmsweise sah man aus der Entfernung Jung, den alten Seelenarzt und Meister auf der Uferterrasse Holz spalten, oder er sass am Wasser und spielte mit Kieselsteinen. Meist trug er dabei den breitkrempigen zerschlissenen Strohhut und die grüne Gärtnerschürze. Nahe fuhren wir nicht, seine Kreise wollten nicht gestört sein. Eng befreundet mit Grossvater hatte er diesem einst das Grundstück für unser Ferienhaus überlassen.

Eines Nachmittags kam die grosse gebeugte Gestalt mit Strohhut und Gärtnerschürze auf dem Uferweglein durch das Schilf zum Bootshaus und meinte, es sei Zeit für einen Nachbarschaftsbesuch. Es muss wohl ein heisser Sommertag gewesen sein, oder dann ein kühler regnerischer Tag, denn sonst hätten wir den Gast auf dem gedeckten Sitzplatz des Paradiesgärtchens empfangen. So aber baten wir ihn in den vor Hitze und Kälte geschützten, wenn auch düsteren Parterreraum des Hauses selber. Grossvater hatte sich dort eine Art Rittersaal eingerichtet mit einem riesigen Kamin, einem ebenso riesigen flaschengrünen Kachelofen, einem schweren Schiefertisch und barock geschnitzten Holzstühlen, die ihm ein alter Walliser Kunsthandwerker in dort noch lebendiger Tradition hergestellt hatte. Am Boden standen zwei eiserne Schatztruhen mit komplizierten Schlössern. Der Raum war düster, weil die Fenster nach wiederholten Einbrüchen mit dicken Betonpfosten und Eisenstäben unpassierbar gemacht waren.  Dafür erzeugten farbige Butzenscheiben den oberen Fensterpartien eine Stimmung wie in einer Kapelle. Man war hier in einer anderen Welt, ausserhalb unserer Zeit.

Jungs Blick über die Drahtbrille
Der Meister war schon über achtzigjährig, er nahm Platz, erhielt Tee und war in aufgeräumter, gar leutseliger Stimmung. Er stopfte sich eine Pfeife. Auf die Frage, wie es immer gehe meinte er mit schalkhaft-spöttischem Blick über die kleine Drahtbrille, es sei ganz interessant, die Phänomene der Senilität einmal an sich selber zu studieren.

Irgendwie schien er sich vor allem an uns Junge, meinen Bruder und mich zu wenden. Hier hatte der alte Storyteller ein neues, naives Publikum. Er beschrieb Versuche mit der Hypnose: Eine frisch verheiratete junge Frau habe man in ihrer Biographie zurückhypnotisiert, zuerst habe sie erzählt, sie sei frisch verlobt, als man sie noch jünger gemacht habe, habe sie auf die Frage, ob sie den Namen ihres jetzigen Mannes kenne nur noch verschämt verneint und sei dabei errötet. 


"
Taos, New Mexico, wo Jung dem Häuptling "Mountain Lake" begegnete
Dann kam er auf seine Amerikareisen, die ihm seinerzeit Rockefeller finanziert hatte, als Dank für die Behandlung einer Verwandten. 1925 sei er in New Mexico bei den Puebloindianern gewesen. Dort habe er einen grossen Häuptling kennengelernt. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass der weisse Mann zum Untergang verurteilt sei. Etwas überrascht habe er ihn gefragt, warum. Darauf habe der Häuptling beide Hände vor die beiden Augen genommen - der Meister machte die Geste mit den eigenen Händen nach und fuhr mit den nach vorn ausgestreckten Zeigefingern konvergierend auf einen Punkt auf dem Tisch - und der Häuptling habe dazu gesagt: Weil der weisse Mann den Blick nur auf EINEN Punkt fixiere und alles andere darum herum ausblende.

Nach einer Stunde war der Tee getrunken und die Pfeife erloschen, der Meister verabschiedete sich so aufgeräumt wie er uns begrüsst hatte. Es sollte sein erster und letzter Besuch bei uns bleiben. Wieso er uns Jungen von all den vielen Geschichten, die er erlebt hatte ausgerechnet diejenige vom Häuptling weitergegeben hatte blieb rätselhaft. Zwar hat er sich andernorts immer mit grossem Respekt über ebendiesen Häuptling geäussert, der den Namen „See des Gebirges“ trug: Zum Beispiel habe dieser den weissen Mann als „verrückt“ bezeichnet, weil er mit dem Kopf denke und nicht mit dem Herzen, wie es sich gehöre. Aber vom Untergang des weissen Mannes ist nirgends etwas geschrieben. Zu unverständlich und zu abwegig schien damals vielleicht diese Weissagung, als dass man sie schriftlich hätte veröffentlichen können.

Ich habe die Szene in Erinnerung, wie eine Theateraufführung: War er nur ein virtuoser Darsteller, der uns Jungen seine Kunst vorführte und dies ganz offensichtlich genoss? Oder wollte er uns mehr mitgeben?

Damals 1956 schien diese Erzählung eigentlich eine blosse unterhaltsame Anekdote, ein weiteres Beispiel für das magische, unaufgeklärte und ausserhalb der Realität sich bewegende Denken der sogenannten Primitiven.

Dreissig Jahre später hatte es mich in das Schweizerische Parlament gespült, diesen Affenfelsen der Egos. Unterdessen hatte der Club of Rome vorausgesagt, dass das bisherige Wirtschaften in eine Katastrophe führen werde. Eine Reaktion der Entscheidungsträger wurde dadurch nicht ausgelöst. Aus Verzweiflung über die Blindheit der etablierten Parteien hatten wir mit einigen denkfähigen Individuen die Grünen gegründet, die allerdings bald danach unterwandert wurden, einerseits von Marxisten, welche am Untergang der Sowjetunion verzweifelten und andererseits von Gesundbetern verschiedener Richtungen, die den naiven Kindergartenglauben einbrachten, dass gute Absichten zu guten Lösungen führten.  

Der Effekt der neuen Bewegung blieb gering. Im Parlament leierten die Vertreter der etablierten Parteien weiterhin ihre bekannten Positionen herunter, aber man musste ja nicht zuhören. Weniger leicht zu ertragen ist, wenn vollgefressene Gewerkschafter Positionen vertreten, die sie längst nicht mehr leben, oder, wenn Verantwortung geredet, aber Schwarzgeld gemeint wird, oder besonders, wenn alle von links bis rechts einmütig den Staat immer noch weiter aufblasen wollen, um ihre Pfründe auszudehnen. Das ist wohl in allen Parlamenten der Welt dasselbe.

Zu meiner Zeit gab es eigentlich nur drei Redner im Nationalrat, bei denen das Zuhören immer packend war und zwar unabhängig davon, ob man den Standpunkt teilte oder nicht. Da war der kunstvoll-skurrile Sprachwitz von Moritz Leuenberger, oder die politische Brandrede Helmut Hubachers, so elegant und zielsicher geführt wie ein Degen. Den höchsten Unterhaltungswert hatte die polternde Stammtisch­show Christoph Blochers, unseres Hauptgegners in Umweltfragen.  Wenn einer dieser drei nach vorn ging, so war ich immer im Saal. 

Sympathien und Antipathien hielten sich im Übrigen nicht an Parteigrenzen. Während Jahren sassen ein Bergbauer aus dem Graubünden und ein Obstbauer aus dem Kanton Thurgau neben mir und trotz verschiedener politischer Ansichten habe ich die respektiert und sogar richtig gerngehabt. Solches wurde zwar im eigenen Lager scheel angesehen, denn wer mit anderen sprach stand rasch im Ruf des Abweichlers, wenn nicht gar des Verräters. Aber im Schweizer Parlamentarismus geht es darum, Mehrheiten zu zimmern und dabei fährt am besten, wer mit allen Lagern kommuniziert.

Ausserdem kann der Naturwissenschaftler und Arzt auch im Parlament seine alte Haut nicht ablegen. Mich interessierten die Verhaltensregeln auf diesem Affenfelsen und vor allem auch die einzelnen Persönlichkeiten. Blocher konnte ich einmal dafür gewinnen, eine unsinnige Subvention zu bekämpfen und deshalb kamen wir auch sonst etwas ins Gespräch. Zwar hielten viele meiner grünen Parteigenossen ihn für den leibhaftigen Gottseibeiuns, aber ich konnte das nie nachvollziehen, hatte er doch wenigstens erkennbare Standpunkte und er glaubte auch offensichtlich, was er vertrat. Überdies waren ihm eine enorme unternehmerische Tüchtigkeit, Kunstverstand und ein gewisser bäurischer Charme nicht abzusprechen. All das war mehr, als man von den meisten anderen behaupten konnte.

Blocher in meiner Parlamentszeit mit BR Otto Stich (späte 80-Jahre). 
Ich erinnere mich noch ganz genau, dass ich ihm einmal die Frage stellte, woher nach seiner Ansicht seine unglaubliche Durchschlagskraft als Unternehmer und Politiker komme.  Wir standen beide im Vorzimmer des Sitzungssaales an einer Theke, er drehte sich darauf zur Theke und sagte: Ja wissen Sie, Herr Fierz, das kommt davon, dass ich - darauf nahm er beide Hände vor die beiden Augen und fuhr mit den nach vorn ausgestreckten Zeigefingern konvergierend auf einen Punkt auf der Theke - das kommt davon, dass ich meinen Blick auf EINEN Punkt fixiere, und alles andere darum herum ausblenden kann. 

Wenn ich mich recht erinnere, musste ich zweimal leer schlucken. Blocher war, wie gesagt, immerhin unser Hauptgegner in Umweltfragen und als Selfmademan, Unternehmer und Milliardär quasi der Prototyp des erfolgreichen weissen Mannes. Dann musste ich daran denken, wie Blocher bei anderer Gelegenheit fröhlich gefragt hatte, wo denn diese angeblichen Umweltprobleme seien, er jedenfalls habe bisher nichts davon gemerkt, er habe vier Kinder, eines paus- und rotbackiger als das andere und gesund wie reife Äpfel. Das war vielleicht im Jahr 1990 gut zwei Generationen nach der Rede des Häuptlings. 

Jetzt, gut drei Generationen nach der Weissagung des Häuptlings ist diese nicht mehr unverständlich oder abwegig. Und wenn der weisse Mann untergehen wird, wird er eben genau deshalb untergehen, weil er nach wie vor fähig ist, seinen Blick auf EINEN Punkt zu fixieren und alles andere darum herum auszublenden. Der fixierte Punkt heisst nach wie vor Wachstum - Wachstum des Bruttosozialproduktes, Wachstum der Bevölkerung, Wachstum des Wachstums -  und ausgeblendet werden die Bienen, die Bomben, die Tierfabriken, die abgeholzten Wälder, die ausgelaugten Böden, die leergefischten Meere und vor allem die unausweichlich fortschreitende Erwärmung, die sich als der entscheidende Faktor herauskristallisiert und die den belebten Planeten in wenigen weiteren Generationen verbraten könnte. 

Von all den Erinnerungen seiner achtzig Lebensjahre hatte der schillernde alte Meister C. G. Jung in dieser Stunde der Jugend diese Weissagung des indianischen Häuptlings weitergegeben, ich denke, ohne sie zu verstehen oder gar zu glauben, sondern, weil er spürte, dass dieser Häuptling mehr wusste und wahrnehmen konnte, als wir Weissen und, dass vielleicht spätere Generationen auch von ihm hören sollten

Und damit hätte auch ich die Story weitergegeben, an eine Generation, die sie vielleicht versteht. 
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Dazu ein Faktencheck 

(Das wurde Anfang 2016 geschrieben, als man noch dachte, dass die Klimaerwärmung ein Mehrgenerationenproblem sei, und dass man die Erwärmung bis 2100 auf 1.5 Grad begrenzen könne. Inzwischen wurden alle diese Prognosen über den Haufen geworfen. Unser Überleben ist jetzt wahrscheinlich eine Sache von Jahrzehnten, wenn nicht Jahren. Siehe auch: Tabus und infantile Illusionen in der Umweltfrage.) 

Jung schrieb seinem Hausarzt Dr.Tauber 1953 in einem Brief, dass er das Rauchen aufgrund eines Traumes aufgegeben habe (1). Da Jung vorher gegen den Rat der Ärzte jahrelang weiter geraucht hatte, und da er im berühmten BBC-Interview "Face to face" von 1959 ebenfalls Pfeife rauchte muss meine Erinnerung an den 1956 pfeiferauchenden Jung korrekt sein.

Über den indianischen Häuptling hat Jung wiederholt berichtet, z.B. in einem Traumseminar im Jahr 1928 (2) und in seinen Lebenserinnerungen (3). Der Häuptling wurde 1963 von einem Enkel von Jung besucht und er starb in den frühen Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts (4).


Und was sagt der Faktencheck zum Untergang des weissen Mannes?

Die Bevölkerungsgrösse wird seit Malthus diskutiert. Anfangs sah das grüne Bewusstsein nur die Verknappung von Ressourcen, von fruchtbaren Böden, von Wasser und den Artenverlust. Heute ernährt die Erde gut sieben Milliarden Menschen, dank einer Landwirtschaft, die mit fossilen Brennstoffen, Dünger und Pestiziden produktiver gemacht wird.

Erdöl und Düngerlager sind endlich und auf Pestizide wird man wegen der Bienen vielleicht einmal verzichten müssen. Mit weniger Ressourcen und Nahrung für immer mehr Menschen können Konflikte entstehen. Wenn ökologische Lösungen misslingen, so gibt es immerhin noch die spontane Selbstheilungstendenz durch gegenseitiges Totschlagen. Ein Untergang des weissen Mannes oder der menschlichen Population ist daraus mitnichten zu erwarten.

In den Frühzeiten des Grüntums sorgte man sich kaum um den Erwärmungseffekt durch die Treibhausgase, hoffte allenfalls auf eine Lösung durch Erschöpfung des Erdöls und gesenkten Heizbedarf. Nur ging das Erdöl bisher nicht aus, dafür streben in Asien und Südamerika weitere Milliarden nach Konsum und mittlerweile ist die Erwärmung besorgniserregend.

Sicher ist, dass die globale Durchschnittstemperatur schon ein Grad zugenommen hat. Das vergangene Jahrzehnt war das wärmste in der menschlichen Geschichte, das vorangehende das zweitwärmste, und das davor das drittwärmste, Schnee wird rar, Gletscher und Pole schmelzen, Unwetter und Überschwemmungen werden heftiger und häufiger, und ganze Weltregionen vertrocknen, was schon Kriege und Massenmigration ausgelöst hat, die doch erst eine schwache Vorahnung des Kommenden sind. Indes wachsen Weltbevölkerung und Konsum munter weiter, - tout va bien Madame la Marquise…

Wenn man diese Entwicklung weiterdenkt, rückt der Untergang des weissen Mannes doch ins Blickfeld. Angenehmer wäre es, den Fernseher einzuschalten und in die Parallelwelten der Helene Fischer-Show oder der Barockmusik abzutauchen. Aber konnte nicht dieser todkranke Musiker, den die Ärzte anlogen, den Dingen ins Auge blicken, seine Diagnose ganz allein stellen und dem Unvermeidlichen gelassen und heiter entgegensehen? (dieser Satz bezieht sich auf eine andere Geschichte im Buch).

Der CO2-Anstieg unterscheidet sich grundlegend von Ressourcenverknappung und Bevölkerungsexplosion, weil kaum Selbstheilungsmöglichkeiten ausmachen sind: Was wir an Kohlendioxid bisher schon in die Atmosphäre entlassen haben braucht weit über tausend Jahre, um wieder zu verschwinden, nach Menschenrechnung eine Ewigkeit (5).

Uns geht es wie dem Frosch im grossen Kochtopf auf der Gasflamme, deren Gashahn nur aufgedreht, aber kaum zugedreht werden kann. Ursprünglich, vor der Industrialisierung, war die CO2-Konzentration in der Luft mit 280 Teilen pro Million („parts per million“ auch ppm) klein, die wärmende Gasflamme winzig, gerade genügend, um den Topf auf einer angenehmen Temperatur zu halten. Mehr Kohlendioxid macht mehr Wärmezufuhr, sie dreht den Gashahn gewissermassen auf. Mittlerweile hat die CO2-Konzentration 400 ppm überschritten. So hoch war sie letztmals im Pleistozän, vor gut drei Millionen Jahren. Damals lebten Kamele in Kanada (6). Selbst wenn wir die Kohlendioxidemission ab sofort auf null reduzieren, so ist die Gasflamme schon so hoch eingestellt, dass die Erwärmung Jahrzehnte und Jahrhunderte weitergehen wird, Kamele in Kanada sind nicht nur nicht ausgeschlossen (7), sondern wahrscheinlich, wenn es so weitergeht.

Wenn wir dagegen die Kohlendioxidemission nicht ganz stoppen, sondern nur halbieren, so wird der Gashahn noch halb so rasch aufgedreht wie bisher. Damit dauert es zwar länger bis der Frosch gekocht ist, aber gekocht wird er allemal, nur halb so schnell. Derweil wiegen sich Frosch und wir in falscher Sicherheit, weil alles so langsam geht. Das Klima ist ein Vielgenerationenproblem. Im Gegensatz zum Frosch wird es uns noch gelingen, Kinder, Enkel und sogar Urenkel zu haben, aber gekocht werden wir allemal, nur etwas langsamer als der Frosch.

Falls die Bienen überleben scheint der durch Treibhausgase erzeugte Temperaturanstieg die Zukunft des belebten Planeten zu bestimmen. Die Prognosen sind bedrohlich, und vor allem besteht grosse Unsicherheit darüber, ob sie nicht zu optimistisch sind, und ob nicht alles noch viel rascher und schlimmer kommt. Nur als Beispiel: das Abschmelzen des Eises in den Polarregionen und in Grönland geht seit 2016 rascher, als bisher vorausgesagt.

Sämtliche Prognosen enden bei sechs Grad Erwärmung, nicht, weil es nicht noch wärmer werden könnte, sondern, weil dann nur noch ein Dantesches Inferno vorstellbar ist (8), mit Tod unserer Erde, wie wir sie seit Adam und Eva kannten, den Untergang des weissen Mannes inbegriffen…

Mit Massnahmen sind wir spät dran. Die neulichen Beschlüsse von Paris wollen den Temperaturanstieg auf zwei Grad bis Ende des Jahrhunderts begrenzen, genügen aber dafür nicht. Und wer Regierungen kennt, muss befürchten, dass es bei Alibimassnahmen bleibt.

Wenn die zwei Grad nicht eingehalten werden, so sagen uns die Versicherungen, dass die Risiken unbeherrschbar und unversicherbar werden. Und wenn wir mit Glück und äusserster Anstrengung die zwei Grad einhalten bis 2100, was danach? Wird der Frosch doch weiter gekocht?

Elisabeth Kübler-Ross hat gezeigt, wie todkranke Patienten mit ihrer Diagnose umgehen, schematisch in fünf Phasen:

  • Zuerst Verdrängung, die so weit gehen kann, dass ein Blutspezialist einem im Mikroskop seine eigenen bösartigen Leukämiezellen zeigt und behauptet, diese seien normal.
  • Dann das Hadern mit dem Schicksal: Ärzte und Pflegepersonal werden als Boten des Unglücks angegriffen.
  • Drittens das Markten mit dem Schicksal, in Form von Zweitmeinungen, Scharlatanen und was der Alibimass­nahmen mehr sind.
  • Wenn die Patienten die Ausweglosigkeit realisieren kommt oft eine Depression, aus der sie im besten Falle herausfinden mit dem 
  • Annehmen des Schicksals.
In Bezug auf den tödlich bedrohten Planeten durchläuft auch die Gesellschaft solche Phasen:
  • Nach wie vor scheint Verdrängung die Hauptstrategie zu sein. Dazu gehört die neutral-unaufgeregte Wortwahl „Klimawandel“ oder die seit Jahren behördlich bekannte und tolerierte Manipulation der Verbrauchs- und Abgaswerte durch die Automobilindustrie. Aggressiv verdrängt wird die Diskussion über die Bevölkerungsgrösse. Von ihr hängt ja ceteris paribus die Umweltbelastung ab. Diese Feststellung als Populismus und Nazitum abzutun kann nur Gesundbetern einfallen.
  • In der zweiten Phase, dem Hadern mit dem Schicksal werden die Boten des Unheils angegriffen, als Spinner, Ökoterroristen oder Wirtschaftsschädlinge. Auch das findet da und dort statt.
  • Zur dritten Phase, dem Markten mit dem Schicksal in Form von Alibimassnahmen gehören beispielsweise die Elektroautos, ein zwar einleuchtendes, aber wirkungsloses Feigenblatt, was einem jeder Physikstudent erklären kann. Das überdimensionierte elektrische Tesla-Auto unserer Schweizerischen Energieministerin beweist nur, dass sie von diesem Problem gar nichts verstanden hat.
  • Die vierte Phase, die Depression gibt es auch. Zwar meinen die Fachleute, dass wir bei sofortigem und vollständigem Einsatz aller verfügbaren Mittel vielleicht die Notbremsung schaffen könnten. Aber seit dem ersten Bericht des Club of Rome sind vierzig Jahre fast ungenutzt verstrichen, und ein Churchill, der uns in dieser Abwehrschlacht einigt ist nicht in Sicht (das habe ich 2016 geschrieben, seit 2018 ist Greta Thunberg aufgetreten, ein Kind musste die späte Stimme des Widerstandes werden, beeindruckend: https://www.welt.de/politik/ausland/video200812502/Greta-Thunberg-Ihr-habt-mir-meine-Kindheit-meine-Traeume-gestohlen-Video.html). Laufen wir somit Gefahr, dass diese schöne Welt mit ihren bunten Bewohnern, den Pflanzen, Tieren und Menschen, den Heiligen und den Huren, den Erfindern und den Mördern, diese Welt, die uns die Gesänge der Pygmäen, die Epen Griechenlands und Islands, die Kathedralen des Mittelalters, die goldenen Moscheen von Isfahan, die Tuschemalerei Asiens, die Theaterstücke von Shakespeare und von Beckett sowie die Musik von Bach, Beethoven und Ligeti geschenkt hat, dass diese bunte Welt verdorren, verhungern und verbrennen soll?
  • Vor dem Annehmen dieses Schicksals wird in jedem Fall gekämpft werden - um Wasser, um letzte Ackerflächen, um die letzten kühleren Regionen, ums Überleben. Und Menschen werden sich in Bestien verwandeln.
Wäre es stattdessen nicht naheliegender, diesen Kampf schon jetzt aufzunehmen und ihn vereint gegen die Kohlendioxidemissionen zu führen? Und zwar jetzt, sofort, mit allen Mitteln jedes Bürgers und der Gemeinschaft? Der naheliegendste und erste Schritt müsste die Abschaffung der weltweit grassierenden Milliardensubventionen von fossilen Brennstoffen sein, verbunden mit Einführung einer wirksamen Kohlendioxidsteuer (9). Und dann müsste vieles diskutiert und verändert werden, wie Siedlungsstruktur, Verkehr und Arbeit. Aber auch den Tabuthemen wird man über kurz oder lang nicht ausweichen können, sei es Nationalstaatlichkeit oder Bevölkerungsentwicklung etc. etc.

Wenn wir es aufs Mythische herunterbrechen, so entriss Prometheus den Göttern das Feuer und seine Geschöpfe haben es seit der Steinzeit gehütet. In der Neuzeit kam Dampfkraft, Zentralheizung, Verbrennungsmotor, Auto, Flugzeug, Stromerzeugung – jedes Mal der Teufelspakt mit dem vermeintlich gebändigten prometheischen Feuer, das schlussendlich alles zu verbrennen droht, - Rache der Götter oder Lucifers?

1.      Carl Gustav Jung; Frank McLynn, Bantam Press 1996, S. 511.
2.      Dream Analysis, Notes of the Seminar given in 1928-30 by C.G.Jung; William McGuire (ed), Bollingen Series  XCIX, Princeton University Press, 1984, S. 34.
3.      C.G.Jung: „Memories, Dreams, Reflections“; aufgezeichnet und herausgegeben von A. Jaffe, Random House - Pantheon,  1961,  Deutsche Übersetzung: „Erinnerungen, Träume, Gedanken“, Patmos-Verlag 2009, S. 271 ff
4.      Jung – The wisdom of the dream; S.Segaller and M.Berger: Weidenfeld and Nicolson, London 1989, S.133-39.
5.      Climate Shock - the economic consequences of a hotter planet, Gernot Wagner, Martin L.Weitzmann, , Princeton University Press, 2015 (Deutsche Übersetzung: Klimaschock,bei Überreuter Sachbuch, 2016), S. 9-10.
6.      Ibid. S.10.
7.      Ibid. S.28.
8.      Ibid. S.14.
9.      Ibid. S. 23. ff 

(Aus Lukas Fierz "Begegnungen mit dem Leibhaftigen - Reportagen aus der heilen Schweiz", Tredition, 2016).